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0674 - Der Wald des Teufels

0674 - Der Wald des Teufels

Titel: 0674 - Der Wald des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Polizisten, tat alles, um den Angriff zu verhindern.
    Erfolglos, sinnlos.
    »Cheri! Er ist hinter dir! Dreh dich um.«
    Aber Zamorra diskutierte ungerührt weiter mit Bender. Nicole blieb direkt vor ihm stehen, sah ihn an.
    Ahrens hob die Waffe hoch über seinen Kopf. Sein Gesicht verzerrte sich.
    »Bitte dreh dich um«, flüsterte Nicole verzweifelt.
    »Bitte dreh dich um.«
    Zamorra zuckte zusammen, als er die Stimme hörte. Für einen Moment sah er Nicole direkt in die Augen.
    Er fuhr herum.
    Zu spät.
    ***
    Ludmilla schrie auf, als Zamorra neben ihr zusammenbrach.
    »Sei ruhig!« sagte Bender scharf. »Und jetzt gib mir endlich das Scheißbuch.«
    Ahrens beugte sich über den bewußtlosen Parapsychologen. Ein Teil des Schlags war in der Luft verpufft, weil der Mann sich im letzten Moment umgedreht hatte, aber es schien trotzdem gereicht zu haben.
    »Den sind wir erst mal los«, bemerkte er zufrieden und wandte sich an Ludmilla. »Also? Wie war das jetzt mit dem Buch?«
    Die Russin schluckte. Ahrens sah, wie ihre Hände zitterten. Sie war nicht an Gewalt gewöhnt, und daß jemand bereit war, so brutal zu handeln, schockierte sie fast noch mehr als die Tatsache, daß sie sich jetzt selbst in Lebensgefahr befand.
    »Nein«, sagte sie langsam.
    Der Polizist schüttelte den Kopf. »Falsche Antwort.«
    Mit einer blitzschnellen Bewegung lud er die Pistole durch und richtete die Mündung auf Zamorras Kopf.
    Er lächelte. »Letzte Chance.«
    Ludmilla schien in sich zusammenzusacken. Sie stieß die Luft aus und ging mit müden Schritten zu einem der Regale. Einen Moment lang zögerte die Russin, dann schob sie zwei Bücher zur Seite und zog einen schwarzen Lederband hervor.
    Bender riß ihr das Buch aus der Hand und schlug es auf.
    »Es ist das richtige«, bestätigte er mit leuchtenden Augen.
    Ludmilla senkte den Kopf. »Was hast du jetzt vor?«
    Der Bürgermeister öffnete den Mund, um ihr zu antworten, aber Ahrens kam ihm zuvor.
    »Doswedanje«, sagte er und erschoß die alte Frau.
    Bender zuckte zurück, als sie zu lautlos zu Boden sackte.
    »Bist du verrückt?« schrie er. »Was sollen wir denn jetzt mit ihr machen?«
    Ahrens zog sich unbeeindruckt Chirurgenhandschuhe an und wischte mit seiner Krawatte sorgfältig die Pistole ab. »Eine schreckliche Tragödie, die sich hier abgespielt hat. Dieser Professor tötet zuerst seine Freundin im Wald…«
    Er legte Zamorra die Waffe in die Hand.
    »…und kommt dann hierhin zurück. Die arme alte Frau will wissen, wo die Freundin ist, droht mit der Polizei. Es kommt zum Streit…«
    Ahrens stand auf, warf den Couchtisch um und fegte einige Ikonen von der Wand.
    »…die alte Dame wehrt sich tatkräftig, hat aber keine Chance. Er erschießt sie mit einer vor sechs Monaten als gestohlen gemeldeten Waffe.«
    »Und schlägt sich dann selbst bewußtlos«, warf Bender ein.
    »So ähnlich. Im Todeskampf reißt die alte Dame einen Wandteppich ab…«
    Er sprang auf die Couch und riß den Teppich von der Wand, der an einer schweren Holzstange hing.
    »… dessen hölzerne Aufhängung ihn aus irgendeinem Grund trifft. Zufrieden?«
    Der Bürgermeister sah ihn zweifelnd an. »Das glaubt doch kein Mensch.«
    »Polizisten mögen einfache Lösungen. Eine Leiche, ein Täter mit der Waffe in der Hand, da fragt keiner groß nach. Vor allem nicht, wenn ich in diesem Fall ermittele.«
    Ahrens zog sein Handy aus der Tasche und wählte eine kurze Nummer. »Und um sicherzugehen, daß auch alles klappt, muß nur der richtige Polizist zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein.«
    Bender beobachtete sprachlos, wie der Kriminalbeamte in den Flur hinaustrat und in sein Handy sprach. Er warf einen letzten Blick auf das verwüstete Wohnzimmer.
    »Ahrens«, sagte er leise. »Ich glaube, wir beide können viel voneinander lernen.«
    Eine Minute später fiel die Haustür ins Schloß.
    Fünfzehn Minuten später betrat die Polizei das Wohnzimmer.
    ***
    Das Wesen, das die Menschen als Naturgeist bezeichneten und das sich nie die Mühe gemacht hatte, sich selbst einen Namen zu geben, zögerte. Es hatte die alte Frau, die jetzt tot zwischen ihren Büchern lag, gekannt, hatte sie oft am Waldrand stehen gesehen. Aber sie hatte es nie gewagt, den Wald zu betreten.
    Der Naturgeist betrachtete Nicole, die hilflos neben ihrem Gefährten hockte. Die Situation war schwierig. Auf der einen Seite waren da die beiden Männer, die offensichtlich nichts Gutes planten und den Geist vernichten wollten. Auf der anderen Seite

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