0675 - Der Geist von Château Montagne
eine Romanseite gefüllt. »Du hörst von mir!« drohte Robin abschließend.
»Was ist jetzt mit meiner Wahl zum Würgermeister?« drängelte Fooly gleich darauf.
»Fällt aus wegen ist nicht«, murmelte Nicole. »Mostache, noch einen Glühwein für mich, einen Schnaps für den Drachen und zwanzig Zentimeter Teppichkleberband.«
»Was willst du denn damit?« staunte Mostache.
»Dem Drachen ins Maul klemmen, wenn er noch mal was von Bürgermeister erzählt, damit seine Kiefer zusammenkleben.«
»Das ist doch…« plusterte Fooly sich auf.
»Notwehr«, behauptete Nicole.
***
Als es dunkel wurde, machte jemand den Vorschlag, sich das alte Haus einmal mehr anzusehen.
Immerhin mochte es sein, daß Zamorra mit seinen magischen Möglichkeiten mehr herausfand, als die anderen vor ihm. Also marschierten sie einträchtig zum Dorfrand hinüber. Stolz wie ein Feldherr schritt Fooly ihnen auf seinen kurzen Beinen voran und schwenkte den hornschuppengespickten Schweif dabei unternehmungslustig von einer Seite zur anderen. Es hatte aufgehört zu regnen; dennoch blies der Drache hin und wieder eine Feuerwolke gen Himmel, bis Charles ihn zurechtwies: »Wenn du weiterhin Leuchtfeuer produzierst, wird uns Avenge doch schon von weitem sehen!«
»Glaubst du im Ernst, eine Horde wie wir könnte sich dem Haus unbemerkt nähern? Ganz gleich, ob der Drache hustet oder nicht«, grinste Pascal Lafitte.
»Ich huste nicht«, keuchte Fooly. »Ich verdampfe die Regentropfen über uns!«
»Momentan regnet es doch gar nicht.«
»Das kommt euch nur so vor, weil ich die Tropfen verdampfe, ehe sie uns erreichen!«
»Irgendwie«, murmelte Nicole, »scheint das eine zwingende Logik zu sein.«
Fooly blieb plötzlich stehen.
»Es brennt Licht«, sagte er.
»Natürlich brennt Licht«, kommentierte Nicole. »Schließlich arbeiten da Leute… hm, haben gearbeitet«, korrigierte sie sich selbst. »Um diese Zeit wohl nicht mehr… aber schätzungsweise wohnt Luc Avenge inzwischen hier. Bei dem Tempo, was da vorgelegt wurde, sollte es mich gar nicht wundern, wenn schon der Möbelwagen hier war, während wir bei Mostache saßen.«
»In den zwei, drei Stunden?« Das wollte nun selbst Zamorra nicht wahrhaben.
»Das ist das gleiche seltsame Flackerlicht wie bisher«, sagte Malteser-Joe leise. »Seht ihr die Schatten, die sich bewegen? Das kann kein Mensch allein sein. Das sind mehrere. Aber es steht nur ein Auto da… die Last- und Lieferwagen sind weg…«
In der Tat war nur ein dunkler PKW als Schattenriß vor dem Haus zu sehen.
Und dann erloschen von einem Moment zum anderen die Lichter.
»Wieder wie in den letzten Tagen«, murmelte Lafitte.
»Sie haben uns bemerkt«, vermutete Curd.
»Daran liegt es sicher nicht«, widersprach Lafitte. Er ging weiter, an Zamorra, Nicole und dem Drachen vorbei. Plötzlich verließ ein schattenhaftes Wesen das Haus, stieg in das Auto und fuhr davon.
»Monsieur Avenge scheint doch noch nicht endgültig eingezogen zu sein«, überlegte Nicole.
Plötzlich schwang der Drache sich in die Luft.
»He, warte!« rief Zamorra ihm nach. »Bleib hier! Was soll das?«
Heftig flatternd entfernte Fooly sich von ihnen und folgte dem Auto. Er ignorierte Zamorras Rufe.
»Hoffentlich macht er jetzt keinen Blödsinn!« entfuhr es Nicole. »Vielleicht sollte ich ihm hinterherfahren.« Sie wandte sich schon halb um, um zur Gaststätte zurückzulaufen, und streckte dabei die Hand nach Zamorra aus. »Schlüssel…«
»Mit deinen vier Glühweinchen? Besser nicht«, wehrte Zamorra ab.
»Dann fahr du ihm nach!«
»Ich mache das«, bot sich Lafitte an, der den ganzen Abend nur alkoholfreie Getränke zu sich genommen hatte. »Mein Auto steht ohnehin näher… willst du mit, Nicole?«
»Ist vielleicht besser«, sagte sie. »Falls der Drache Probleme macht oder hat…«
Lafitte rannte bereits zurück. Drei Minuten später stoppte er seinen betagten Renault Nevada-Kombi neben der kleinen Gruppe. Nicole stieg ein, und Lafitte gab Gas.
Zamorra sah ihm nach, dann zuckte er mit den Schultern und folgte den anderen, die bereits in Richtung des Hauses weitergegangen waren. Über reifenzerfurchten, schlammigen Grund erreichten sie schließlich die Tür.
Fronton öffnete sie.
»Also«, brummte er verblüfft, »jetzt hätte ich doch eher damit gerechnet, daß sie abgeschlossen wäre! Offen wie gestern…«
Zamorra drängte sich an ihm vorbei, fand den Lichtschalter und betätigte ihn.
Nichts geschah. Alles blieb dunkel.
»Klar.
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