0675 - Der Geist von Château Montagne
dieser Bergbaugegend. Ruhrgebiet, oder wie das Departement da heißt. Bin ich mal im Urlaub gewesen. Zusammen mit Mostache. Deswegen kennt der das auch.«
»Das war nicht Wanne-Eickel, sondern Frankfurt-Sachsenhausen!« protestierte Mostache.
»Sachsen-Anhalt heißt das«, murmelte Fronton. »Nicht Sachsenhausen… Die Sachsen hausen doch nicht in Frankfurt…«
»Ist es jetzt gut?« fuhr Zamorra sie an. »Was soll dieser Humbug? Ruhe jetzt…«
»Hamburg meinst du… ja, schon gut, ich bin ja schon still. Kulturbanausen seid ihr alle«, seufzte der Ex-Legionär. »Wißt nicht mal, wie die Städte und Länder und Flüsse in unserem Nachbarland heißen.«
Zamorra nahm den Einsatzkoffer, in dem er stets eine Menge an magischen Hilfsmitteln bereithielt. »Wer auch immer Sie angerufen hat, William - es war die richtige Idee. Damit kommen wir dieser Ruine vielleicht auf die magischen Schliche. Haben Sie eigentlich versucht, den Anruf zurückzuverfolgen? Es müßte doch die Telefonnummer des Anrufers gespeichert sein.«
William zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid, Professor. Aber Technik und ich, das sind zwei gegensätzliche Dinge. Ich bin nicht Raffael Bois, der mit Ihren Computern verheiratet war…«
»Haben wir gleich«, sagte Zamorra. Er drückte den Einsatzkoffer Fronton in die Hände. »Koffer und Mund bitte halten«, verlangte er und stieg in den Cadillac. Der Beifahrersitz reichte ihm. Vorn war Platz genug für den nachträglichen Einbau einer Mini-Computeranlage mit Mini-Tastatur. Zamorra wußte, daß Nicole mit dieser Technik noch besser zurechtkam als er, aber es würde reichen. Er aktivierte das Gerät und rief über das Visofon per Funkmodem das Computersystem im Château an. Er tippte das Paßwort in die Minitastatur und rief dann die gespeicherten Daten der Telefonanlage ab. Auf dem Bildschirm der Mini-Ausgabe des Visofons erschienen die Einträge.
Für die letzten Stunden war nur ein einziger externer Anruf gespeichert. Zamorra nannte William die Zeit. Der Butler nickte.
Es gab zu dem Anruf keine weiteren Angaben. Die Nummer des Anrufers war nicht gespeichert.
Sie war aber auch nicht vom Anrufer unterdrückt worden - das hätte Zamorras Computer eindeutig feststellen können!
Der Parapsychologe wollte die gespeicherte Tondatei des Anrufs abrufen.
File not found, sagte ihm der Mini-Bildschirm.
Andere Tondateien früherer Telefonate waren abrufbar. Nur diese nicht.
Zamorra loggte sich wieder aus und brach die Autotelefonverbindung wieder ab. »Noch ein Rätsel mehr«, murmelte er. »Immerhin - es war der richtige Gedanke.«
Er nahm Fronton den Koffer wieder ab. »Dann werden wir uns das Haus mal mit besseren Hilfsmitteln noch einmal genauer ansehen«, beschloß er.
Fooly folgte dem Fremden durch die Luft. Er spürte deutlicher als die Menschen, daß mit diesem Mann etwas nicht stimmte. Deutlicher, als es selbst der Chef und Mademoiselle Nicole mit ihren besonderen Fähigkeiten konnten.
Etwas an jenem Monsieur Avenge war tot. Andererseits konnte Fooly deutlich fühlen, daß der Mensch lebte.
Der Jungdrache konnte durchaus schnell und gut fliegen. Speziell dann, wenn er kein Publikum hatte, dem er eine große Flatter-Show Vorspielen konnte.
So kam er dem Auto immer näher und holte es ein, kurz bevor es Feurs erreichte.
Da stoppte der Wagen jäh.
In diesem Moment stellte Fooly fest, daß er entdeckt worden war.
Erschrocken drehte er ab, wollte Abstand gewinnen. Vorsichtshalber.
Der Mann am Lenkrad des Wagens stieg aus.
Er hob die Hände, machte einen Schritt nach vorn.
Im nächsten Moment befand er sich vor Fooly.
Irgend etwas geschah, das der Drache nicht begriff. Etwas erfaßte ihn und löschte sein Denken aus. Von einem Moment zum anderen.
Er sah nicht mehr, wie der Unheimliche wieder verschwand, sah nicht, wie das Auto weiterfuhr.
Er stürzte ab und prallte auf die Straße. Es war sein Glück, daß er nicht besonders hoch geflogen war.
Besinnungslos blieb er liegen.
***
Zamorra war zu dem verfallenen Haus zurückgekehrt. Daß die anderen ihm natürlich gefolgt waren, störte ihn etwas - andererseits, warum sollten sie ihn nicht auch einmal bei der »Arbeit« erleben?
Er ignorierte die Bemerkungen der anderen, die jetzt natürlich irgend etwas von ihm erwarteten. Er betrachtete das Grundstück und das Haus und überlegte, wie er vorgehen sollte. Er war sich nicht ganz sicher; offensichtlich hatte er es nicht mit Schwarzer Magie zu tun. Das komplizierte die Sache. Er
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