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0675 - Monumente der Macht

Titel: 0675 - Monumente der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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empfing Tak Son im ehemaligen Audienzsaal von Kaiser Anson Argyris. Der Saal war allerdings von allen traditionsbeladenen Gegenständen befreit und in eine positronische Befehlszentrale umgewandelt worden. Offiziere saßen vor Kontrollapparaturen, Schalttischen und Kommunikationsgeräten.
    Kratos-Pyr erhob sich bei Tak Sons Erscheinen, lächelte höflich und neigte leicht den Kopf.
    Im gleichen Moment erstarb die Geräuschkulisse der Befehlszentrale.
    Tak nahm an, daß die störenden Geräusche durch eine Energieglocke ferngehalten wurden.
    „Ich freue mich, Sie bei mir begrüßen zu können, Dr. Son", sagte Kratos-Pyr in einwandfreiem Interkosmo.
    „Sie sind ein Mann der angewandten Wissenschaft; das verbindet Sie mit uns, denn auch wir existieren davon, daß wir uns die Erkenntnisse der Wissenschaft nutzbar machen."
    Tak Son fühlte sich von dem höflichen Empfang eigenartig berührt. Er hatte befürchtet, in einem Verhörzimmer oder in einem Kerker zu landen, statt dessen empfing ihn der Militärbefehlshaber der larischen Flotte des Sektors Boscyks Stern wie einen Gleichgestellten.
    „Ich fühle mich geehrt, Sir", erwiderte er. „Allerdings kann ich mir nur schwer vorstellen, daß ich Ihnen von Nutzen sein könnte."
    „Oh, sagen Sie das nicht, Dr. Son", wehrte der Lare ab.
    „Nehmen Sie erst einmal Platz." Er deutete auf einen bequemen Sessel. „Möchten Sie eine Erfrischung haben?"
    „Vielleicht einen Kaffee?" fragte Tak Son.
    „Gern", antwortete der Lare. Er drehte den haselnußgroßen feuerroten Kristall in der Fassung seines Howalgoniumrings und flüsterte etwas, das Tak Son nicht verstand.
    Gleich darauf erschien ein Servo-roboter und stellte ein Tablett mit einer Kanne, einer Tasse, einem Zuckerspender und einem Kännchen Sahne auf den Tisch zwischen den beiden Männern.
    Tak bediente sich. Als er am heißen Kaffee nippte, stellte er fest, daß es sich um eine ausgezeichnete Qualität handelte.
    Kratos-Pyr wartete mit nachsichtigem Lächeln, bis sein unfreiwilliger Gast den Kaffee probiert hatte, dann sagte er: „Lassen Sie uns ein wenig plaudern, Dr. Son. Ich bin in meinem Leben schon weit herumgekommen und habe so manche interessanten Dinge gesehen, aber ich muß sagen, daß Ihre Galaxis, die Milchstraße, für mich bisher am interessantesten war."
    Tak Son fragte sich, was der Lare mit seinen offensichtlichen Schmeicheleien bezweckte. Er hütete sich allerdings davor, diese Frage offen auszusprechen, denn er zweifelte nicht daran, daß sein weiteres Schicksal in erster Linie vom Wohlwollen oder dem Zorn dieses Laren bestimmt werden würde.
    „Ich kann mir vorstellen, daß ich Ihre Heimatgalaxis ebenfalls sehr interessant finden würde, Sir", erwiderte er deshalb. „Soviel ich weiß, kommen Sie aus der rund einundzwanzig Millionen Lichtjahre entfernten Galaxis, die wir unter der Bezeichnung NGC 3190 kennen."
    „Das stimmt", erklärte Kratos-Pyr lächelnd. „Das ist eine gewaltige Entfernung, jedenfalls für einen Bewohner der Milchstraße."
    „Aber wir Menschen haben schon größere Entfernungen überwunden", entgegnete Tak Son. „Beispielsweise die Entfernung zu NGC 4594, rund sechsunddreißig Millionen Lichtjahre - oder die Galaxis M-87, die rund dreiunddreißig Millionen Lichtjahre von uns entfernt ist."
    Das Lächeln auf dem Gesicht des Laren gefror. Schroff erklärte er: „Das sind Ausnahmen, sozusagen Spitzenleistungen von Spezialraum-schiffen. Für uns Laren bedeuten solche Entfernungen etwas Alltägliches."
    Warum regst du dich dann so auf? dachte Tak Son, aber er sagte es nicht.
    „Gewiß, Sir", erwiderte er vorsichtig.
    Der Lare lehnte sich in seinen Sessel zurück, entspannte sich und gab seinem Gesicht wieder den teils überheblichen, teils onkelhaft jovialen Ausdruck, der so charakteristisch für hochgestellte Laren der Konzilsstreitmacht war.
    „Wie ich zu Anfang erklärte, verbindet uns beide unsere wissenschaftliche Weltanschauung", sagte er. „Wir Laren betreiben die Wissenschaften zwar erheblich länger als Sie, die Menschen, aber auch bei Ihnen gibt es Leistungen, denen wir unsere Bewunderung nicht versagen. Ganz besonders erfreulich finde ich es, wenn angewandte Wissenschaft einen geradezu künstlerischen Charakter bekommt - wie es beispielsweise bei Ihnen der Fall ist, Dr. Son."
    „So habe ich es noch gar nicht gesehen, Sir", sagte Tak.
    „So ist es aber", erklärte Kratos-Pyr. „Sie arbeiten mit den tiefsten Geheimnissen der Evolution und schaffen mit beinahe

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