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0676 - Die Höhle des Grauens

0676 - Die Höhle des Grauens

Titel: 0676 - Die Höhle des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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das durch die offene Tür in den im Halbdunkel liegenden Zellentrakt drang, blendete Gryf. Er kniff die Augen zusammen, um mehr als nur eine dunkle Silhouette erkennen zu können.
    Er hob die Augenbrauen.
    In der Tür stand eine junge Frau.
    ***
    »Verdammt«, fluchte Nicole und beendete den Verbindungsaufbau des Bildtelefons mit einem unnötig heftigen Knopfdruck. »Wieder nichts.«
    »Wie oft hast du es schon versucht?« fragte Ted Ewigk.
    »Zu oft«, gestand sie. Um genau zu sein, hatte Nicole die letzten Stunden mit dem erfolglosen Versuch verbracht, Teri Rheken oder Merlin zu erreichen, aber beide waren unauffindbar. Zumindest Ted hatte sie kontaktieren können, doch der erwies sich trotz seines Machtkristalls als keine große Hilfe. Da Zamorra und Gryf abgeschirmt waren, konnte er sie weder über die Signatur des zeitlosen Sprungs noch über ihre geistige Aura aufspüren. Ted hatte sogar versucht, den Dhyarra-Kristall wie einen telepathischen Verstärker einzusetzen - ohne Ergebnis.
    Ohnehin war es für ihn neu, den Kristall in dieser Form einzusetzen.
    Die Bildkugel im Saal des Wissens in Merlins unsichtbarer Burg hätte Zamorras Aufenthaltsort zeigen können, sofern er sich irgendwo auf der Erde befand und nicht von Gryf in eine andere Dimension geholt worden war. Aber Merlin war irgendwo im Universum unterwegs.
    Die Silbermond-Druidin Teri Rheken war, wenn überhaupt, via Gryf zu erreichen. Hin und wieder lebte sie bei ihm in seiner kleinen Hütte auf der Insel Anglesey im Norden von Wales. Wer Gryf erreichte, erreichte auch Teri - und umgekehrt.
    Und zur Zeit eben keinen von beiden. Teri befand sich scheinbar nicht in Gryfs Hütte.
    Ted Ewigk hob die Schultern. »Ich glaube nicht, daß wir noch irgend etwas versuchen können. Vielleicht hat Gryf Teri gesagt, was er vorhat, aber das erfahren wir erst, wenn wir mit ihr reden. Und Merlins Bildkugel, über die wir die beiden möglicherweise finden könnten, steht uns ohne ihn auch nicht zur Verfügung. Wir müssen abwarten, bis sie sich melden, oder Zamorra und Gryf wieder auftauchen.«
    Nicole ließ sich frustriert in einen Sessel fallen und sah hinaus auf die untergehende Sonne, deren Strahlen den Himmel rot färbten. Ihr Zorn war längst verflogen. Anfangs hatte sie Gryfs Leichtsinn noch verflucht und sich sogar über Zamorra geärgert, der das Amulett als Kinderspielzeug verwendet hatte und nur deshalb jetzt unbewaffnet war. Doch nach einiger Zeit wurde ihre Verärgerung von einer dumpfen Beklemmung abgelöst, die sie sich kaum erklären konnte. Sie spürte, daß auch Ted ihre Sorge für übertrieben hielt. Er hatte sie mehrfach darauf hingewieseh, daß Zamorra das Amulett bestimmt beim ersten Anzeichen von Gefahr gerufen hätte und daß Gryf im Notfall jederzeit mit ihm zurückspringen könne. »Keine Nachrichten sind gute Nachrichten«, hatte er ein Sprichwort zitiert, aber Nicole wünschte sich mittlerweile sogar, daß ihr Gefährte das Amulett zu sich rief. Das wäre zumindest ein Lebenszeichen…
    Sie seufzte. »Du hast ja recht, Ted, wir können nichts unternehmen. Vielleicht ist es auch nur die Warterei, die mich dazu bringt, Gespenster zu sehen. Geduld ist nun mal nicht gerade meine stärkste Eigenschaft.«
    »Was du nicht sagst«, entgegnete der Reporter lächelnd.
    Nicole rang sich ebenfalls ein Lächeln ab und warf einen Blick auf das Amulett, das sie die ganze Zeit unbewußt zwischen den Fingern gedreht hatte. Daß Zamorra die magische Waffe nicht rief, bedeutete nicht, daß er sich in keiner Gefahr befand. Es gab Gefahren, bei denen auch Merlins Stern nicht half.
    Bei jenem Luc Avenge hatte es auch nichts angezeigt, der ihnen vor ein paar Tagen Probleme bereitet hatte und dies möglicherweise auch künftig tun würde. [2]
    Wer er war, wußte noch keiner. Aber er hatte ein verfallenes Haus in der Nähe gekauft, und er war verantwortlich für diverse magischen Attacken. Er hatte sich sogar mit Fooly angelegt.
    Und er war tot.
    Avenge war nachweislich in Calais von einem Mafia-Killer erschossen worden. Aber sein Leichnam war spurlos verschwunden. Und nun trat er hier im Südosten Frankreichs auf und hatte Zamorra den Kampf angesagt.
    Warum?
    Und wer war er wirklich?
    Und weshalb ließ seine Magie sich nicht als ›schwarz‹ identifizieren, weshalb reagierte das Amulett nicht auf ihn?
    Rätsel über Rätsel, die sich wohl nicht innerhalb weniger Tage lösen ließen. Wie meist, dachte Nicole.
    Aber abgesehen davon reagierte das Amulett seit

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