0678 - Der Zauberschädel
ein ausgebreiteter schwarzer Teppich blieb er auf dem Gehsteig liegen.
Keiner außer mir traute sich, nahe an ihn heranzukommen. Ich schaute zuvor sicherheitshalber an der Fassade hoch, weil ich mich davon überzeugen wollte, dass kein zweites Tier in Richtung Straße flog. Es drohte keine Gefahr.
Ich kniete mich nieder. Eine schnelle Untersuchung zeigte, dass ich ihn tödlich getroffen hatte, und gleichzeitig wirkte auch die Magie der Silberkugel.
Der schwere Körper fiel in sich zusammen. Knochen, Fleisch und Gefieder verloren ihren Widerstand. Zurück blieb ein breiter schwarzer Fleck im hellen Schnee.
Der Vorgang war nahe des Yard-Buildings geschehen, und das hatte sich auch herumgesprochen. Kollegen eilten herbei, wollten mich fragen, sahen mein Kopfschütteln und hoben ratlos die Schultern.
Die beiden jungen Männer hatten sich verzogen, während ich mit dem Fuß Schnee über den sich noch immer auflösenden Körper schaufelte.
Für mich stand längst fest, dass diese Vögel magisch beeinflusst worden waren. Duvalier musste sie geschickt haben, und der geheimnisvolle Spiegel öffnete ihm dabei ein Tor. Daher kamen sie, dahin würden sie wieder fliegen. Wieder zurückfliegen?
Bei mir im Hirn tickte etwas, aber ich hielt mich gedanklich noch zurück, außerdem lenkten mich die Fragen der Kollegen ab. Natürlich wollte man Erklärungen von mir haben, ich aber winkte heftig ab und ging wieder zurück.
Noch in der Halle telefonierte ich mit Glenda, die sich erschreckt zeigte, als ich ihr von meinem Erlebnis berichtete. »Weißt du denn, ob Sir James noch im Haus ist?«
»Das nehme ich an.«
»Gut, dann fahre ich hoch.«
Ich betrat das Büro und sah meinen Chef telefonieren. Er sprach über den Fall und legte rasch auf, als ich in seinen Sichtbereich geriet.
»Da sind Sie ja, John.«
Ich nahm mir einen Stuhl. »Der angriff galt mir, Sir, das war klar. Der Vogel hatte gelauert.«
»Und weiter?«
»Ich gehe mal davon aus, dass es nicht der einzige ist, den Duvalier geschickt hat.«
Er legte sein Stirn in Falten und ließ die Augenbrauen über der Brille zusammenwachsen. »Duvalier, die schwarzen Vögel, wie hängt das alles zusammen?«
Ich weihte ihn mit knappen Sätzen in den Fall ein, und er nickte einige Male.
»Gut, an Sukos Verschwinden haben wir uns gewöhnt, wenn sich dieser Ausdruck auch schlimm anhört. Aber weshalb schickt man Ihnen die Vögel auf den Hals?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Was vermuten Sie?«
»Das ist schwer. Möglicherweise handelte es sich um eine Rache. Dieser Duvalier muss gemerkt haben, dass ich ihm möglicherweise gefährlich werden kann. Er hat Suko sicherlich kontrolliert, als dieser in meinem Büro saß.«
»Da hat es ihm nicht gepasst, dass Sie und Suko miteinander so gut konnten.«
»Ja.«
»Nun hat er seine Vögel geschickt, um Jagd auf Sie zu machen, John. Das ist es doch, was Sie meinen.«
»Genau.«
Sir James lächelte. »Noch was?«
Ich nickte heftig. »Inzwischen habe ich mich tatsächlich zu einem Plan durchgerungen.«
»Da bin ich gespannt.«
»Wie wäre es, wenn ich versuchen würde, den Spieß einfach umzudrehen. Ihn mit den eigenen Waffen schlagen.«
Er starrte mich hinter den dicken Gläsern seiner Brille an. »Sie wollen die Vögel damit einbeziehen?«
»Richtig.«
Mit einem Bleistift zu spielen, gehörte zu seinen typischen Gesten. »Das wird nicht ohne Risiko sein, John.«
»Weiß ich.«
»Sie werden sich bestimmt etwas überlegt haben, nehme ich an.«
»In der Tat, Sir.«
»Lassen Sie hören.«
Es war ein verrückter, ein wahnsinniger Plan, das wusste ich. Aber wer nichts wagt, kann auch nichts gewinnen. Ich musste den Spieß einfach umdrehen.
Sir James hörte mir wieder einmal geduldig zu. Er nickte einige Male, schüttelte auch den Kopf oder verzog besorgt seine Mundwinkel. Ich kannte seine Reaktionen mittlerweile.
»Was sagen Sie dazu, Sir?«
»Es ist ein Wahnsinn, John.«
»Ja, weiß ich. Aber nur so kann es klappen. Ich werde den Tieren meinen Willen aufzwingen. Außerdem glaube ich nicht, dass sie es auf andere Menschen abgesehen haben. Sie wollen mich, Sir, nur deshalb hat man sie nach London geschickt. Dieser Duvalier muss gespürt haben, dass Suko und ich für ihn eine Gefahr darstellen. Er kann es sich einfach nicht leisten, dass ich frei herumlaufe. Er weiß, dass ich alles versuchen werde, um an Suko heranzukommen. Deshalb ist es für ihn notwendig, dass er mich ausschaltet.«
Sir James nickte. »Wenn Sie das so
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