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0678 - Flucht aus der Ewigkeit

0678 - Flucht aus der Ewigkeit

Titel: 0678 - Flucht aus der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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damals… seit dem ersten Mal, als er das Geschenk erproben musste.
    Seit er starb, um im Moment des Sterbens, des Totwerdens, nach Avalon zu gehen. In jenen Ewigkeiten, in denen das Leben noch als winziger Funke in einem bereits abgetöteten Leib existierte. In jenen Bruchteilen von Nanosekunden, in denen die Seele den Körper verließ - und nicht den natürlichen Weg in Richtung Himmel, Hölle, Fegefeuer einschlagen durfte.
    Oder wie auch immer man diese unirdischen und unbegreiflichen Sphären nennen mochte.
    Auch diesmal hatte er den grauenhaften Schmerz spüren müssen.
    Er musste Avalon erreicht haben!
    Aber weshalb wurde ihm dann gesagt, der Weg nach Avalon sei zerstört? Er war ihn doch gegangen, wie immer!
    »Natürlich bist du ihn gegangen wie immer. Aber du kannst Avalon nicht mehr verlassen, Sohn des Asmodis! Der Weg zurück in die Welt der Sterblichen ist dir versperrt, denn der Weg nach Avalon wurde zerstört!«
    »Das ist doch verrückt!« stieß er hervor. »Ein Widerspruch!«
    Aber er konnte immer noch nichts sehen, und er konnte sich immer noch nicht wieder erheben.
    Wieso glaubte er, dass das jetzt für ihn wichtig war?
    Da war jemand in seiner Nähe, näher als je zuvor bei seinen früheren Aufenthalten an diesem Ort jenseits der Zeit. Er konnte es spüren.
    »Wer bist du?« fragte er.
    »Du bist schon lange hier«, antwortete jemand. »Viel länger, als du wahrscheinlich glaubst. Fast wäre es diesmal für dich zu spät gewesen. Doch wir konnten dich noch auffangen. Dennoch ist es zu spät.«
    »Was soll das heißen?« stieß er hervor. »Sprich nicht in Rätseln zu mir!«
    »Wir konnten dir noch einmal dein Leben zurückgeben, obgleich es schwerer war denn jemals zuvor. Du warst verseucht von einer bösen Magie, die uns fremd war und gegen die wir lange Zeit kein Mittel besaßen.«
    Wieder versuchte er seine Augen zu öffnen und zu sehen. Aber wieder gelang es ihm nicht.
    »Wie ist es gelungen?« wollte er wissen.
    »Wir konnten jene fremde Magie aushungern«, kam die Antwort. »Es war fast unmöglich, denn wir mussten weiter gehen als je zuvor, doch es gelang uns, weil du zerstörter warst als je zuvor. Sogar deine Seele war fast völlig zerstört. So fiel es uns dennoch leicht, obgleich es undenkbar schwer war. Und es dauerte länger als je zuvor. Doch es ist uns gelungen, dir auch diesmal zu geben, was dein ist.«
    Er erinnerte sich jetzt wieder, wer er war: Roberto, der Zigeunerjunge. Der Sohn des Asmodis.
    Zuletzt Robert Tendyke!
    »Warum sehe ich nichts?«
    »Weil der Weg nach Avalon zerstört wurde.«
    »Ich verstehe das nicht«, keuchte er.
    »Ich denke, ihr habt mich wiederbelebt. Bin ich deshalb blind? Was ist schief gegangen?«
    »Nichts. Ich sagte es bereits. Es dauerte länger als je, doch es gelang wie immer. Du bist nicht blind.«
    »Aber ich kann nichts sehen!« schrie er.
    »Weil der Weg nach Avalon zerstört wurde.«
    »Er kann nicht zerstört sein, sonst wäre ich nicht hier. Was hat mein Sehen mit dem Weg zu tun?«
    »Merlins Weg«, sagte jemand. »Wusstest du es wirklich nicht? Der Zauberwald verbrannte. Und der Zeitbrunnen des großen Merlin trocknete aus.«
    »Wer?« schrie Roberto, der Zigeunerjunge. Robert Tendyke, der Abenteurer. Oder wie auch immer er sich in fünf Jahrhunderten genannt hatte. »Wer hat das getan?«
    »Yaga, die Hexe.«
    »Yaga«, flüsterte er den Namen. »Yaga… aber warum?«
    »Das müssen wir nicht wissen«, erhielt er zur Antwort.
    »Ich verstehe immer noch nicht«, sagte er. »Was hat das mit mir zu tun?«
    »Um nach Avalon zu gelangen, benötigst du den Zauber und den Schlüssel«, wurde ihm gesagt, was er seit Jahrhunderten wusste. Was er nicht wusste, war: »Um Avalon wieder zu verlassen, benötigst du den Weg.«
    »Und der Weg ist zerstört… nein, da ist etwas falsch!« keuchte er. »Ihr redet vom Weg nach Avalon, nicht vom Weg von hier! Und wenn ihr Merlins Brunnen im Zauberwald von Broceliande meint - den habe ich nie benutzt! Wenn ich Avalon verließ, tauchte ich stets irgendwo auf der Erde wieder auf, meist, ohne es kontrollieren zu können! Aber niemals in Broceliande, niemals am Zauberbrunnen!«
    »Und dennoch war dieser Brunnen Zauber und Schlüssel zugleich für deine Rückkehr in die Welt der Menschen. So fern ist sie, immer ferner, wie die Zeit vergeht…«
    »Soll das heißen, dass ich nicht wieder zurückkann?«
    »Endlich begreifst du es.«
    Er schaffte es immer noch nicht, sich aufzurichten, aber er konnte seine Arme bewegen

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