0678 - Flucht aus der Ewigkeit
und sein Gesicht betasten. »Und meine Augen…?«
»Sind in Ordnung. In der Menschenwelt würdest du sehen können, wie du es gewohnt bist. Du würdest es auch hier können, und du würdest dich auch hier bewegen können, doch der Weg nach Avalon…«
»Ist versperrt!« schrie er. »Ja, ich weiß es, ihr müsst es nicht mehr ständig wiederholen und mich damit quälen !«
»Wir quälen nicht. Wir heilen.«
Er hätte das Wesen umbringen können, das zu ihm sprach. Er verstand, was geschehen war. Aber die anderen wollten nicht verstehen. Oder konnten sie nicht?
Avalon, die Feeninsel, hatte ihre eigenen Gesetze!
»Ich kann hier nicht bleiben!« stöhnte er. »Dies ist nicht meine Welt! Lieber würde ich auf meine Pseudo-Unsterblichkeit verzichten, als hier zu leben!«
»Es ist nicht deine Wahl. Jene, die dir das Wunder der Wiederbelebung schenkten, haben es für dich bestimmt.«
»Ich werde also hier bleiben müssen?«
»Bis ans Ende deines Lebens.«
Verzweiflung erfasste ihn.
Es gab hier nichts, was sein Leben beenden konnte. Avalon war der Hort des Lebens, nicht der des Todes.
Er wollte, es wäre ihm diesmal nicht gelungen, hierher zu kommen. Nicht unter diesen Umständen! Avalon, immer seine letzte Rettung im Moment des unausweichlichen Todes, zeigte ihm nun die heimtückische Kehrseite der Medaille. War dies der Preis, den er für seine ungewöhnliche Art der »Unsterblichkeit« bezahlen musste?
Er wollte, er wäre tot.
Aber er war es nicht.
Er lebte.
Fortan ungefährdet, denn in Avalon gab es den Tod nicht, sagte man.
Er, der Unsterbliche, war nun hier ein Gefangener.
Bis ans Ende der Zeit…
***
Grob über den Daumen gepeilt mochten es um die 8000 Kilometer sein - vielleicht auch hundert oder zweihundert mehr. Zamorra wollte nicht nachrechnen. Ihm reichte es völlig, die Distanz tatsächlich nach gut einer halben Stunde zurückgelegt zu haben. Von der afrikanischen Küste, an der entlang sie südwestwärts rasten, bekam er ebenso wenig mit wie vom Atlantik; er hatte die Augen geschlossen und verzichtete auf die Betrachtung der Bildschirmanzeige.
So entging ihm auch der Flugzeugträger, dessen Kurs sie kreuzten. Allerdings entging die Hornisse ihrerseits auch dem Radar des Kriegsschiffs - weil Ted Ewigk prompt noch ein wenig tiefer flog und das Mini-Raumboot vorübergehend zum Mini-U-Boot machte. Er unterfuhr den Flugzeugträger einfach und tauchte gut fünfzig Meilen dahinter wieder auf. Im Inneren der Hornisse war von dieser Tauchfahrt nicht das geringste zu spüren, das Boot wurde nicht einmal leicht abgçbremst.
Es war, als existiere das Medium Wasser überhaupt nicht.
Irgendwann tauchte Land auf - die Küste Guayanas. Jetzt endlich bremste Ted den rasenden Flug wieder ab. »Von jetzt an werden wir aufpassen müssen, dass wir's nicht verfehlen«, sagte er. »Hast du den Zettel mit den Zielkoordinaten?«
Zamorra reichte ihm das Papier nach vorn. Die Koordinaten stammten aus Teds Aktion, sich in diverse Datenbänke zu hacken. Nach denselben Unterlagen sollte die Lopez-Expedition unterwegs sein. Nur mit dem Unterschied, dass sie sich auf dem Boden bewegte und Zamorra und Ted in der Luft.
Damit hatten sie eindeutig die besseren Chancen. »Lopez wäre besser beraten gewesen, Hubschrauber einzusetzen«, bemerkte Ted. »Jetzt kann es sein, dass wir noch vor ihr am Ziel sind.«
»Hubschrauber? Du hast 'nen Vogel! Wer soll das denn bezahlen? Und wo soll das Ding landen? Auf den Baumwipfeln?«
»Im Trümmerfeld. Wenn so ein UFO vom Himmel fällt, dürfte es einen etwas größeren Knall geben als bei einem Flugzeugabsturz. Vielleicht bei weitem nicht so groß wie damals in der Tunguska, aber immerhin… Und da wird sich bestimmt irgendwo ein Plätzchen finden, wo man behutsam landen kann. Und wer's bezahlen soll? Presse, Funk und Fernsehen, wer sonst? Wenn man die richtig ködert, reißen sie sich um die Story!«
»Was sie in diesem Fall aber nicht getan haben«, erinnerte Zamorra ihn. »Nur dem Revolverblättchen, in dem Pascal die Meldung gefunden hat, war’s ein paar knappe Zeilen wert.«
»Ich sagte: wenn man die richtig ködert«, widersprach Ted. »Vertrau mir, ich kenne die Tricks.«
»Du bist ja auch Reporter. Carmen Lopez nicht. Aber so, wie ich sie einschätze, wollte sie das auch gar nicht. Sie will wohl, dass ihr Name als UFO-Entdecker in die Medien kommt, nicht die Titel der Zeitungen oder TV-Sender, oder die Namen der Berichterstatter. Ted Ewigk von ›terrapress‹ entdeckt
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