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0679 - Der Blutbrunnen

0679 - Der Blutbrunnen

Titel: 0679 - Der Blutbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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habe überhaupt keine Ahnung, aber ich will gleichzeitig nicht an den Verdacht denken, der sich in mir hochdrängt.«
    »Reden Sie bitte.«
    »Leroque ist dort.« Sie wies auf die Kirche. »Er hat sie unter seiner Kontrolle.«
    »Ist er so stark?«
    »Das befürchte ich, John.«
    Suko bewegte sich als erster. »Los, wir wollen nachschauen und Beweise bekommen!« So schnell es die glatte Unterlage erlaubte, ging er vor. Wir folgten ihm, und ich faßte dabei die Frau an. Durch den Mantelstoff spürte ich ihr Zittern.
    Abgeschlossen war die Tür nicht. Suko hatte seine Rechte auf die schwere Klinke gelegt, sie nach unten gedrückt und zog die Tür auf.
    Aus dem Innern der Kirche wehte uns eine bedrückende Stille entgegen. Kein Hüsteln, kein Räuspern – nichts.
    »Ob die nicht da sind?« fragte der Inspektor.
    »Doch«, flüsterte Veronique, »sie sind da. Darauf kannst du dich verlassen.«
    »Bleiben Sie zurück.«
    »Ja.«
    Suko und ich betraten gemeinsam das große Kirchenschiff. Hier war es wärmer als draußen, und auch der typische Geruch erreichte uns. Eine Mischung aus Weih- und Kerzenrauch.
    Die Bänke waren besetzt. Sie standen rechts und links des Mittelgangs.
    In den Bänken hockten die Bewohner. Sie knieten, aber sie kamen mir doch anders vor als normale Gläubige, denn ihre Haltungen waren geduckt.
    Die Köpfe hatten sie schamhaft gesenkt, denn keiner wollte dorthin schauen, wo sich die erhöhte Altarplatte befand. Sie war mit einem weißen Tuch bedeckt, auf dem rücklings eine junge Frau lag.
    Über ihr stand ein junger Mann. Er trug eine Felljacke und hatte beide Arme erhoben.
    Mit den Händen umklammerte er den Griff eines Messers. Und es war klar, daß er die Waffe nach unten rammen wollte…
    ***
    Zwei Dinge passierten!
    Suko und ich schossen gleichzeitig, und hinter uns schrie Veronique Blanchard gellend auf.
    Wie sahen nicht, ob die beiden Kugeln getroffen hatten, die Entfernung war auch ziemlich groß, jedenfalls hatten die Schüsse es geschafft, den Mann mit dem Messer zu erschrecken und ihn von seiner furchtbaren Tat abzuhalten.
    Er drehte sich zur Seite, schrie irgend etwas und tauchte hinter dem Altar in Deckung.
    Da waren wir bereits unterwegs.
    Mit langen Schritten hetzten wir durch den Mittelgang, dessen dunkler Steinbelag ziemlich glatt war. Wir mußten achtgeben, daß wir nicht ausrutschten.
    Auf dem Altar bewegte sich die Frau. Sie richtete sich langsam auf, starrte ins Leere, blieb sitzen, als hätte sie alles nicht begriffen.
    Suko erreichte das Ziel als erster. Er jagte hinter den Altar und kümmerte sich um den Kerl mit dem Messer.
    In einer hockenden Stellung hatte er dort gelauert. Als Suko erschien, drang ein Zischlaut über seine Lippen, und er schnellte in die Höhe. Sein Körper bewegte sich ebenso auf Suko zu wie das Messer. Der Inspektor hatte für die Länge eines Gedankens Zeit, das Gesicht des jungen Mannes zu sehen.
    Es war starr und gleichzeitig lebte in ihm das Böse, denn es funkelte in den Augen.
    Er stach zu.
    Es war ein sehr wichtiger, brutaler Stoß, nicht darauf gezielt, den Gegner zu verletzen, sondern zu töten.
    Suko war besser.
    Geschmeidig drehte er sich aus der Stoßrichtung heraus und hämmerte mit der Handkante zu. Sie erwischte den Oberarm des »Messerhelden«, machte ihn taub.
    Der Kerl fiel zu Boden, rutschte noch darüber hinweg und rollte seitlich die drei Treppenstufen hinab, die hoch zum Altar führten.
    Suko folgte ihm sofort, und ich hatte mich inzwischen um die Frau gekümmert, deren Leben im letzten Augenblick gerettet worden war.
    Sie saß auf dem Altar. Dabei schaute sie mich an, ohne mich zu sehen. Eine Person, die unter Trance stand.
    Ich schlug leicht gegen ihre Wangen, erzielte leider keinen Erfolg und drückte sie wieder zurück. Sie ließ es mit sich geschehen.
    Ich drehte mich um.
    Vor mir sah ich ein Bild, das mich schaudern ließ. Die Menschen hatten sich in ihren Bankreihen erhoben. Sie standen da und starrten mich schweigend an. Frauen, Kinder, Männer. Ihre Gesichter zeigten keine dämonischen Fratzen, sie waren normal. Es waren ja auch normale Menschen, aber sie alle gehorchten dem Bann, der über dieser Kirche lag.
    Ein Geräusch hörte ich.
    Es waren die Echos der Tritte, die Veronique abgab, als sie durch den Mittelgang schritt.
    Gleichmäßig setzte sie ihre Füße auf, und jede Berührung mit dem Boden erzeugte ein Echo. Sie schaute dabei nach rechts und nach links, als wollte sie jeden Bewohner genau anblicken. In ihren

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