Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
068 - Der Vampir und die Taenzerin

068 - Der Vampir und die Taenzerin

Titel: 068 - Der Vampir und die Taenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marilyn Ross
Vom Netzwerk:
sie: „Du bist doch nicht krank?“
    „Nicht im direkten Sinn des Wortes“, beruhigte er sie. „Es ist eher ein chronischer Zustand, doch durchaus nichts Besorgniserregendes.“ Er blickte gedankenverloren hinaus aufs Meer. Dann nahm er ihre Hand. „Ich habe dich sehr gern, Diana. Aber ich habe kein Recht, dich zu lieben.“
    „Du hast das Recht dazu, wie jeder andere Mann.“ Sie schmiegte sich an ihn. Kaum verständlich flüsterte sie: „Ich mag dich auch sehr, Barnabas. Möglicherweise liebe ich dich sogar.“
    Er legte seinen Arm um ihre Schultern, und seine kalten Lippen hauchten einen zarten Kuß auf ihre Stirn. „Nun muß ich dich aber heimbringen.“
    Vor der Haustür verabschiedete sie sich. Diana blickte ihn fragend an: „Wann sehe ich dich wieder?“
    Er zögerte. „Morgen abend. Ich komme zur Kapelle.“
    „Die Zeit wird mir endlos vorkommen“, meinte sie. „Können wir uns denn nie tagsüber treffen?“
    „Es tut mir leid, mein Liebes. Aber das ist nicht möglich.“ Zärtlich küßte er sie noch einmal.
    Diana blickte ihm nach, bis er mit den Schatten der Nacht verschmolz.
    Lange lag sie noch wach im Bett. Wie ein Film zogen die Ereignisse der vergangenen vierundzwanzig Stunden vor ihrem inneren Auge ab. Es gab tatsächlich Geister auf Collinwood. Davon war sie jetzt fest überzeugt. Und sie begann zu zweifeln, daß Hank ihr Angreifer in der Kapelle gewesen war. Viel eher tippte sie auf den Geist Marios. Offenbar glaubte also Barnabas ebenfalls an die Existenz des mysteriösen Unsichtbaren. Aber er wollte nicht näher darauf eingehen. Die Erwähnung des Vampirs, der sein nächtliches Unwesen auf Collinwood treiben sollte, hatte ihn recht hart getroffen. Sie verstand gut, daß er über die dummen Gerüchte verbittert war.
    Sie selbst befand sich in einer merkwürdigen Stimmung. Ihre Gefühle für Barnabas wuchsen immer mehr. Obwohl sie nicht einmal vor sich vorgab, diesen gutaussehenden, schweigsamen Engländer zu verstehen, liebte sie ihn. Das war auch der Hauptgrund, warum sie auf Collinwood bleiben wollte. Mochte ruhig Gefahr auf sie lauern, sie würde ausharren. Vielleicht gestand Barnabas ihr bald seine Liebe? Dann erst ginge sie weg – mit ihm! Natürlich war das nur eine vage Hoffnung. Doch bis sie sich eventuell erfüllte, würde sie sich ihrer Rolle im Ballett widmen.
     

     
    Am nächsten Morgen hingen Nebelschwaden über dem Land, die sich langsam in Regen auflösten. Mary sagte die vormittägliche Probe ab. Sie fühlte sich nicht wohl. Der freie Vormittag kam Diana sehr gelegen, würde er ihr doch Zeit geben, Eleanor im Krankenhaus zu besuchen. Aber wie sollte sie nach Ellsworth kommen? Lediglich ein paar der jungen Leute des Ensembles hatten Autos, und sie würde sicher nicht mit jedem von ihnen fahren, am wenigsten mit Alex Carter.
    Da fiel ihr ein, daß Stefan einen kleinen schwarzen Flitzer besaß. Sie suchte und fand den jungen Komponisten im Salon, wo er an einem Bleistift kauend über ein Notenblatt gebeugt saß.
    „Könnten Sie mich vielleicht zum Krankenhaus nach Ellsworth fahren?“ fragte sie unsicher.
    Noch leicht geistesabwesend blickte er hoch. „Ich bin in zehn Minuten fertig. Treffen Sie mich dann hinter dem Haus beim Wagen.“
    Diana hatte nicht mit einer so schnellen Zustimmung gerechnet. „O danke“, sagte sie erleichtert.
    Sie holte sich einen Regenmantel von ihrem Zimmer. Am Rückweg traf sie Elizabeth Stoddard auf der Treppe. Die Ältere schien etwas verlegen. „Ich habe Sie gestern nacht mit meinem Vetter vor der Haustür gesehen“, sagte sie.
    „Oh!“ Diana fühlte ihre Wangen warm werden.
    „Ich will mich durchaus nicht einmischen“, fuhr Elizabeth fort. „Es ist nur – ich meine – ach was“, sie stockte. „Barnabas ist nicht der Mann, der sich leicht bindet.“
    Diana stammelte. „Aber ich habe doch gar nicht …“
    Elizabeth ließ sich jedoch nicht unterbrechen. „Ich könnte es verstehen. Barnabas ist sehr charmant.“
    „Ja, das ist er.“
    „Aber die Einheimischen betrachten ihn mit Mißtrauen, weil er anders ist als sie. Er hat uns schon früher öfter besucht und ist jedesmal unerwartet abgereist.“ Sie blickte Diana mitfühlend an. „Das wollte ich Ihnen sagen. Weil ich nicht möchte, daß Sie Kummer haben.“
    „Danke“, sagte Diana leise. In Gedanken versunken ging sie zum Auto. Wovor wollte Elizabeth sie wirklich warnen? Daß Barnabas unerwartet verschwinden würde, war eine zu fadenscheinige Behauptung. Und wenn

Weitere Kostenlose Bücher