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068 - Der Vampir und die Taenzerin

068 - Der Vampir und die Taenzerin

Titel: 068 - Der Vampir und die Taenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marilyn Ross
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wirklich an Gespenster glauben, wenn man die offenen Gräber sieht. Ich würde jedoch eher sagen, ein Verrückter hat sie auf gebuddelt. Jedenfalls jemand, der nicht ganz richtig im Kopf ist. Vielleicht ein Sommergast? Oder einer von Ihrer Truppe? Oder gar ein Collins?“
    „Meinen Sie denn nicht, daß es dieser Hank Sheldon war?“
    Er rieb sich überlegend das Kinn. „Ich weiß nicht recht. Einem Faulenzer wie diesem Tramp ist eine so schwere Arbeit eigentlich nicht zuzutrauen.“ Nachdenklich blickte er Diana an. „Wer hat Ihnen die Sage erzählt?“
    Am liebsten hätte sie behauptet, es sei Elizabeth gewesen, aber dann gab sie doch stockend zu, daß es Barnabas war.
    „Das sieht ihm ähnlich! Haben Sie schon gehört, was man im Städtchen über ihn munkelt?“
    Wütend sagte sie: „Aber das ist doch alles lächerlich!“
    „Na ja, ich halte auch nicht viel davon. Trotzdem ist sein Benehmen reichlich merkwürdig. Auf dem Weg hierher wollte ich ihn aufsuchen. Aber sein Diener zeigte mir einen Zettel, auf dem stand, daß Mr. Collins im Moment nicht abkömmlich sei und er erst abends Zeit habe. So einen Empfang bin ich nicht gewöhnt. Kein Wunder also, daß ich mißtrauisch bin.“
    „Warum denn? Seine Arbeit bedeutet ihm alles. Er stellt Nachforschungen über die Geschichte von Collinwood an.“
    „Ich stelle auch Nachforschungen an, die für mich bestimmt nicht weniger wichtig sind als für ihn seine Arbeit. Aber lassen wir das im Augenblick.“ Kommissar Haig holte sein Notizbuch heraus und blätterte darin. „Miß Samson, ich möchte mich vielleicht später noch ausführlicher mit Ihnen unterhalten. Aber jetzt ist es sicher besser, wenn Sie sich erst einmal beruhigen und ein Täßchen Tee trinken.“
    Diana nickte nur. Sie hatte keine Lust, schon nach Collinwood zurückzukehren. Lieber wollte sie den Sonnenschein auskosten, der den Nebel und Regen des Vormittags abgelöst hatte. Langsam wanderte sie auf die Klippen zu, als sie hinter dichten Büschen eine lebhafte Auseinandersetzung zwischen Mavis und Alex vernahm. Die beiden mußten jedoch ihre Schritte auf dem Kiesweg gehört haben, denn Mavis lief, ohne sich auch nur nach ihr umzudrehen, in Richtung Herrenhaus davon. Alex dagegen trat auf den Weg heraus und lächelte ihr arrogant zu.
    „Ah, Sie sind es!“
    „Ich hatte nicht die Absicht zu lauschen“, erklärte Diana.
    „Als ob das eine Rolle spielte!“ Er grinste. „Mavis ist eine Närrin! Stellen Sie sich vor, sie möchte, daß ich mit ihr durchbrenne! Sie bedenkt keinen Augenblick, wie wichtig auch für uns der Erfolg des Balletts ist.“
    „An ihren Mann denken Sie wohl beide nicht“, meinte Diana.
    „Ach der!“ sagte er in geringschätzigem Ton. „Mavis liebt ihn nicht, sie wird ihn auf jeden Fall verlassen.“
    „Jetzt reicht es mir aber! Ich bin nicht Ihre Beichtschwester.“ Sie wollte weitergehen, aber Alex versperrte ihr den Weg.
    „Ich bin Ihnen wohl nicht gut genug“, rief er keuchend.
    „Sie sind mir völlig gleichgültig“, erklärte sie ihm verärgert. „Und nun gehen Sie mir endlich aus dem Weg!“
    Er faßte sie hart am Arm. „Seien Sie nett zu mir, oder Sie werden es noch bereuen.“
    „Lassen Sie los!“ Sie befreite sich aus seinem Griff und rannte zum Herrenhaus, direkt zu Mary Wentworth. Noch völlig atemlos berichtete sie ihr über Alex’ unverschämtes Benehmen.
    Mary hörte ihr zu, ohne sie zu unterbrechen. Als Diana geendet hatte, seufzte die alte Dame. „Ich kann nicht viel tun, mein Kind. Alex ist ein guter Tänzer, und wir brauchen ihn für das Stück. Außerdem glaube ich, daß Sie die Dinge etwas überspitzen.“
    Entrüstet wollte Diana auffahren, aber Mary wehrte ab. „Alex würde nie etwas tun, was dem Ballett schaden könnte, und alles andere sollte uns nicht kümmern. Sehen Sie, ich mische mich ja auch nicht in Ihre Affäre mit Barnabas Collins ein, obwohl mir die ganze Angelegenheit nicht geheuer ist. Ich kenne seinen Ruf.“
    „Ach, es hat ja alles keinen Sinn!“ sagte Diana resigniert. Mutlos verließ sie die alte Dame. Nicht nur, daß sie nichts erreicht hatte, wieder mußte sie Anspielungen auf Barnabas hören. Sonderbarerweise wuchs dadurch aber ihre Sehnsucht nach ihm. Sie konnte den Abend kaum erwarten. Die Probe war abgesagt worden, weil Stefan noch an einer musikalischen Änderung für den zweiten Akt arbeitete.
     

     
    Um Barnabas eher zu sehen, spazierte sie langsam zum alten Haus, das sie gerade bei Sonnenuntergang erreichte.

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