068 - Haus des Schreckens
Das schwarze Haar trug er mittellang. Der Schnurrbart, dessen Enden nach unten gezwirbelt waren, milderte etwas den harten Blick seiner grünen Augen.
„Was haltet ihr davon?" wandte er sich fragend an Coco und Trevor.
„Ich werde mal nachsehen, ob wir irgendwelche Unterlagen über Madame Lelouch haben", sagte Trevor Sullivan und stand langsam auf.
„Bringen Sie, bitte, auch alle Berichte über die Bruderschaft der Ziege mit, Trevor!" bat Coco. Trevor nickte und stapfte aus dem Zimmer.
Coco wandte sich Fred Archer zu, der sie gebannt ansah. Er hatte sie schon des öfteren gesehen, doch immer wieder faszinierte ihn das junge Mädchen. Sie war ungewöhnlich attraktiv, Anfang der Zwanzig und über ein Meter siebzig groß. Heute trug sie das pechschwarze Haar aufgesteckt. Sie verwendete kein Make-up - sie benötigte keines. Ihr anziehendes Gesicht mit den hochangesetzten Backenknochen wurde von schräggestellten, großen Augen beherrscht, die dunkelgrün schimmerten. Ein dünner Pullover betonte die aufreizende Fülle ihrer großen Brüste, während die enganliegenden Hosen ihre langen Beine gut zur Geltung brachten.
„Welchen Eindruck gewannen Sie von Felix, Fred?"
„Ich bin sicher, daß er den Brief geschrieben hat", sagte der Detektiv. „Und ich glaube, daß er weiß, wo sich Nora befindet."
„Was ist Ihre Vermutung, Fred?" fragte Dorian.
„Hm", brummte Fred. „Felix hat Angst vor seiner Mutter. Diesen Eindruck gewann ich zumindest. Marsha sagte mir auch, daß er panische Angst vor seiner Mutter hätte. Seine Mutter scheint ihn vor allen Mädchen abzuschirmen. Felix dürfte etwa dreiundzwanzig Jahre alt sein. Er ist ein Typ, bei dem viele Mädchen schwach werden. Nach Marsha himmelt ihn die Hälfte der Schülerinnen an. Wenn er tatsächlich den Brief an Nora geschrieben hat, dann traf er sich auch mit ihr. Und wenn das stimmt, dann gibt es einige Möglichkeiten."
„Und die sind?" fragte Coco.
„Er könnte Nora irgendwo versteckt haben", meinte Archer. „Aber daran will ich nicht so recht glauben. Nora muß annehmen, daß ihr Vater sich Sorgen um sie macht. Sie hätte sich irgendwann einmal gemeldet. Es wäre natürlich möglich, daß Felix sie irgendwo gefangenhält. Auch unwahrscheinlich. Dazu ist er nicht der Typ. Ich vermute, daß seine Mutter erfuhr, daß er sich mit Nora traf, und einiges dagegen hatte."
„Sie wollen doch damit nicht andeuten, daß Madame Lelouch Nora Russel getötet hat?"
„Das will ich andeuten, Dorian."
Der Dämonenkiller schüttelte den Kopf. „Das kommt mir doch ein wenig zu weit hergeholt vor. Es gibt natürlich Mütter, die ihre Söhne abgöttisch lieben und alles unternehmen, damit sie sie nicht an irgendwelche Mädchen verlieren. Aber deshalb begehen sie keinen Mord. Ich glaube, Fred, Ihre Phantasie geht ein wenig mit Ihnen durch."
Archer grinste.
„Halten wir uns an die Fakten", schaltete sich Coco ein. „Nora verschwand vor zwei Monaten. Und es hat den Anschein, als wüßten Felix und seine Mutter mehr über das Verschwinden des Mädchens. Mehr ist uns nicht bekannt."
„Stimmt nicht.." Dorian grinste. „Madame Lelouch fuhr zu Lynn Thomas, die ihr Haus den Zusammenkünften einer Teufelssekte zur Verfügung stellt."
„Das hat nicht viel zu besagen", meinte Coco.
„Da bin ich anderer Meinung", stellte Dorian grimmig fest. „Warten wir einmal ab, was Trevor herausfindet. Dann sprechen wir weiter."
Sie mußten nicht lange warten. Fünf Minuten später betrat Trevor Sullivan das Wohnzimmer und legte eine dicke Akte auf den Tisch.
„Das sind die Unterlagen, die wir über die Bruderschaft der Ziege haben", sagte er. „Über Madame Lelouch fand ich keine Unterlagen - außer, daß sie Mitglied bei der Bruderschaft der Ziege ist". Dorian griff nach der Akte. „Haben wir irgendwelche Verbindungsleute bei dieser Bruderschaft?" .„Ja, einige", antwortete Coco. „Ich beeinflußte mehr als ein Dutzend Mitglieder."
„Gut", sagte Dorian und schlug die Akte auf. „Diese Sekten sind eine Seuche. Innerhalb von wenigen Jahren hat sich der Satanskult erschreckend ausgebreitet. Die meisten Mitglieder haben keinerlei Ahnung von magischen Praktiken. Hauptsächlich sind halbverrückte Fanatiker die Mitglieder. Und die Bruderschaft der Ziege ist eine der widerlichsten Satanssekten. Allein in London gibt es mehr als hundert Zweiggruppen. Ich finde es höchst seltsam, daß die Leiterin eines bekannten Colleges bei dieser Bruderschaft Mitglied ist. Sie feiern eklige
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