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068 - Schreckensgondel der Schneehexe

068 - Schreckensgondel der Schneehexe

Titel: 068 - Schreckensgondel der Schneehexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Sie trug eine
hellblaue Latexhose und einen weißen, weichen Angorapullover, auf dem ein
schwarzer Hase gestickt war, der rote Augen und auffallend große Ohren hatte.
    In
der Ecke weiter hinten stand ein hölzernes Pferd, das die Besitzer des Cafés
für die kleinen unruhigen Gäste aufgestellt hatten, die nicht still am Tisch
sitzen wollten. Die ganze Zeit über saß dort schon ein kleiner Junge und ritt.
Zu dieser Stunde waren verhältnismäßig wenig Kinder anwesend, und so hatte er
praktisch das Holzpferd für sich allein. Das Mädchen kam näher stellte sich an
die Wand und sah ihm lächelnd zu. Der kleine Reiter lächelte zurück, und man
sah, wie er etwas sagte. Dann stieg er unvermittelt ab und ließ das blonde
Mädchen auf das Holztier. Das Mädchen mit den Zöpfen verlor sich ganz im Spiel.
Larry beobachtete es einige Minuten. Dann sah sie ihn wieder an mit
entwaffnender Frische und Offenheit, daß er nicht anders konnte, als ihr Lachen
zu erwidern. »Sie scheinen eine neue Verehrerin bekommen zu haben, Larry«, bemerkte
Angelika Haas. »Sieht so aus, ja. Aber mit mir wird sie wohl wenig anfangen
können. Ich bin ein paar Jährchen zu alt für sie und kann mit ihr nicht mehr
auf dem Holzpferd reiten…« Das Mädchen nickte ihm zu und wandte nicht den
Blick. Larry sah es heute zum erstenmal. Iwan Kunaritschew hatte das kleine
blonde Mädchen schon Stunden früher gesehen. In der Nähe des Hotels, als es mit
seinen Eltern in einem Pferdeschlitten vorbeigefahren war. Brent griff zu
seiner Tasse und nahm einen herzhaften Schluck. Da sah er, daß die Kleine mit
den lustigen Zöpfen, die ihr einen Touch Pipi Langstrumpf verliehen, sich vom
Pferd schwang und zwischen den Tischreihen entlanghüpfte, mal da und dort
stehen blieb, und dann zielstrebig an den Tisch kam, an dem Angelika Hass und
Larry Brent saßen…
     
    ●
     
    Der
Gasthof, der einsam und hinter Schneewehen versteckt auf halber Strecke
zwischen Oberlech und Lech lag, war um diese Zeit gut besucht. Draußen vor dem
Haus waren die Bretter und die Stöcke abgestellt, ein schmaler,
freigeschaufelter Pfad führte zum Eingang, über dem das gelbliche Licht einer
Laterne brannte. In der Gaststube saßen Männer, Frauen und Kinder, Rauch
kräuselte unter der Decke, der Wirt und die Wirtin hatten alle Hände voll zu
tun. Sie waren allein, Christel Burger fehlte. Die kleine, untersetzte Wirtin
schleppte die Biergläser und auch die Speisen aus der Küche. Der Wirt stand
hinter der Theke oder half in der Küche aus, in der eine ältere Frau aus dem
Dorf belegte Brote richtete und Kleinigkeiten zum Essen zubereitete. Die Frau
war früher mal in Diensten des Wirtsehepaares gewesen und mit den Arbeiten
vertraut. Allerdings gingen sie ihr nicht mehr so von der Hand wie damals, als
sie noch jünger war. Die dicke Wirtin war jedoch froh, wenigstens eine Aushilfe
zu haben. In drei, vier Stunden, wenn das Hauptgeschäft gelaufen war, kamen sie
wieder allein zurecht, und die Aushilfe konnte mit der letzten Gondel ins Tal
fahren. Die Besitzerin des Alpblick stellte ein Tablett mit Gläsern auf
die rustikale Tischplatte und sammelte die leeren Gläser ein, als die Tür zur
Gaststube geöffnet wurde. Automatisch warf die Wirtin einen schnellen Blick zur
Seite, um die Ankömmlinge zu sehen und sie dabei gleichzeitig zu begrüßen, wie
es ihre Art war. Schon öffnete sie den Mund, als er ihr vor Staunen offen blieb.
Ihr Gesicht war eine einzige Frage. In der Tür stand – Christel Burger… Die Wirtin schluckte. Sie nahm das halbgefüllte Tablett an sich und lief auf
die Bedienung zu. »Christel?« fragte sie ungläubig, und ihre kleinen Augen
musterten die Zurückgekehrte. »Wie siehst du denn… aus… wo kommst du her?« Das
Haar war zerzaust, und Schneeflocken klebten darin, die in der Wärme abtauten.
Die Kleidung war schmutzig und durchnäßt. »So, wie du jetzt aussiehst… bist du
draußen gewesen?« Die Wirtin war fassungslos. »Was ist denn geschehen?«
    »Nichts«,
antwortete die Gefragte, aber ihre Stimme klang brüchig. »Nichts?« echote die
Wirtin und mußte an sich halten, weiterhin so gedämpft und verhalten zu
sprechen. »Wir haben uns hier Sorgen gemacht… die Polizei verständigt… als wir
heute morgen nach Hause kamen, standen Türen und Fenster sperrangelweit offen…
wir waren erschrocken… hat man dich entführt?«
    »Ich
werde Ihnen alles erklären können.«
    »Das
will ich sehr hoffen«, sagte die Wirtin resolut, wie es ihre Art war. Sie

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