Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0680 - Todeskuß der Schattenhexe

0680 - Todeskuß der Schattenhexe

Titel: 0680 - Todeskuß der Schattenhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Stadtstreicher, wie er beide Arme bewegte, als wollte er nach etwas schlagen. Weil er noch so jung war, nannten sie ihn einfach nur Kid, der jetzt seinen Kopf drehte und geblendet in das Licht schaute.
    An seiner linken Wange klaffte eine Wunde. Kid fluchte noch immer und wollte, dass die Lampe verschwand.
    Ich senkte sie, ohne sie auszuschalten. Dann ging ich auf ihn zu. Er wischte das Blut mit dem Handrücken ab, verschmierte es aber und gab seinem Gesicht ein entstelltes Aussehen.
    »Was hast du? Was ist geschehen?« Ich reichte ihm ein Taschentuch, das noch sauber war.
    Er presste es gegen die Wange und begann mit stotternden Sätzen zu berichten. »Es war alles Mist!«, keuchte er. »Es war furchtbar. Plötzlich war es da.«
    »Was denn?«
    »Das Tier!«
    Ich dachte sofort an die Fledermaus und erkundigte mich, ob es ein Vogel gewesen wäre.
    »So ähnlich.«
    »Und weiter?«
    »Nichts mehr, verdammt. Es kam aus dem Dunklen, hatte große Schwingen, die gegen mein Gesicht klatschten. Ich - ich - spürte plötzlich den Schmerz. Er riss meine Wange auf, verdammt. Dagegen konnte ich nichts machen.«
    »Schon gut«, murmelte ich, »schon gut. Hast du denn gesehen, wohin das Tier geflogen ist?«
    »Nein.«
    »Dann geh wieder zu den anderen.«
    Er musste lachen. »Was soll ich denn da machen, wenn die kleine Bestie zurückkommt?«
    »Reiß sie auseinander.«
    »Du hast Nerven.«
    Ich schob ihn weiter. Er folgte dem Druck auch, wollte aber in sein Zimmer, wie er sagte.
    Dort schlief schon ein anderer, was Kid nicht weiter störte, er legte sich ebenfalls lang und nahm seinen Mantel als Unterlage.
    »Schlafen kann ich sowieso nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil die Scheißwunde wie Feuer brennt.«
    »Das klingt bald ab.« Ich ging wieder und stellte fest, dass meine Sorgen nicht geringer geworden waren. Die Fledermaus befand sich im Gebäude und hatte zugebissen.
    Über den Grund wusste ich nichts. Ich ging allerdings davon aus, dass sie sich möglicherweise um einen Vorboten des Killers handelte, und den wollte ich fangen.
    Schon vor einigen Stunden hatte ich mir einen Plan zurechtgelegt. Jetzt setzte ich diesen Vorsatz in die Tat um und machte mich auf den Weg in den Keller…
    ***
    Der Eingang war leicht zu finden. Ich brauchte nur der Treppe zu folgen.
    In der untersten Etage trat ich an die Ausgangstür heran, schaltete die Lampe wieder ein und bewegte sie kreisförmig zweimal. Das war für Suko das Zeichen. Wenn er sich auf dem Grundstück versteckt hielt, würde er wissen, dass noch alles in Ordnung war.
    Danach zog ich mich zurück. Die Treppe führte in den Keller. Nicht weit entfernt hatte früher der Lift seinen Weg nach oben oder unten gefunden. Jetzt gab es ihn nicht mehr.
    Das Tiefgeschoss hatte nicht so viel mitbekommen wie die oberen Etagen. Der breite Lichtarm glitt über die grauen Stufen hinweg, über Schmutz, Feuchtigkeit, aber nicht über Geröll. Der Weg in die Tiefe war also normal begehbar.
    Ich bewegte mich vorsichtig. Meine Waffen hatte ich zuvor aus ihren Verstecken geholt und sie griffbereit eingesteckt. Auch den langen Mantel hatte ich ausgezogen, er würde mich bei irgendwelchen Aktionen nur behindern.
    Bei jedem Schritt, den ich hinter mich brachte, hatte ich den Eindruck, in einen kalten Sarg zu steigen. Dieser verdammte Keller strahlte in der Tat eine eisige Temperatur aus, die sich wie ein Reif über meinen Körper legte. Ich glaubte nicht daran, dass es an anderen Stellen im Bau kälter war als hier unten.
    Es war eine verlassene, eine tote Welt. Teilweise sahen die Gänge beinahe noch normal aus. Es gab zudem Türen, die nicht aus den Angeln gerissen waren, und ebenso die Hinweispfeile an den Wänden.
    Auf einem stand das Wort Pathologie.
    Für einen Moment blieb ich stehen. Wenn ich dieser Pfeilrichtung folgte, würde ich dort landen, wo früher die Obduktionen an den Toten durchgeführt oder sie aufbewahrt wurden.
    Mich überkam schon jetzt ein Schauer, als ich daran dachte. Eigentlich hätte dieser Raum leer sein müssen, aber ich war auf alles gefasst. Die Tür zur Pathologie war ebenfalls vorhanden. Sie bestand aus schwerem Eisen, zeigte eine Staubschicht und quietschte erbärmlich in den Angeln, als ich sie aufzog.
    Ich verzog das Gesicht, als dieses Geräusch in meinen Ohren kratzte.
    Mit der Lampe leuchtete ich hinein und bewegte dabei meine rechte Hand im Kreis.
    Einen Menschen traf ich hier unten nicht an. Ich entdeckte auch keine medizinischen Apparaturen mehr, es war einfach

Weitere Kostenlose Bücher