0680 - Todeskuß der Schattenhexe
war einfach zu schnell.
Aber wer war sie genau? Woher kam sie? Welches Motiv verbarg sich hinter ihrem Erscheinen?
War sie schon immer hier in den Kellern gewesen oder war sie erst freigekommen, nachdem das Krankenhaus geräumt worden war? Und welche Rolle spielte die verfluchte Fledermaus? Was genau wollte sie von den Menschen?
Wenn es mir schon nicht gelungen war, die schattenhafte Person zu stellen, musste ich die Fledermaus unter meine Gewalt bekommen. Vielleicht konnte die eine ohne die andere nicht leben oder wurde geschwächt. Außerdem dachte ich daran, dass die Schattenfrau bestimmt unterwegs war, um neue Opfer zu suchen. Ich konnte nur hoffen, dass ich sie etwas geschockt hatte und sie ihren Vorsatz vergaß.
Als ich die Treppe erreichte, war von ihr auch nichts zu sehen. Leer lagen die Stufen vor mir. Ich ging sie wieder hoch und gelangte in den unteren Flur.
Dort hatte ich meinen Atem wieder so weit unter Kontrolle bekommen, dass ich störungslos in das Gebäude hineinlauschen konnte. Ich suchte nach fremden Lauten oder Geräuschen, die mich auf sie aufmerksam gemacht hätten. Nichts war zu hören. Nur die Schnarchgeräusche meiner neuen Kollegen. Dennoch musste ich auf Nummer Sicher gehen und mich in den Zimmern umschauen, ob tatsächlich nichts passiert war. Man konnte auch sehr leicht lautlos sterben.
In der ersten Etage wirkte alles normal. Ich stand am Ende des Ganges und strahlte mit der Lampe hinein. Das Licht hatte einen bläulichen Schimmer. Es lief auseinander wie ein Trichter, wobei es auch über die schmutzigen Wände glitt.
Sie war nicht da…
Ich kam mir selbst vor wie eine düstere Schattengestalt hinter dem Licht, als ich mich in Bewegung setzte und den Gang sehr langsam durchschritt. In den ehemaligen Krankenzimmern lagen die Schläfer. Der eine ruhig, der andere unruhig. Manche schienen auch von Träumen geplagt zu werden, denn sie redeten im Schlaf.
Ich durchsuchte auch meine Bude und fand die Matratze belegt. Dort hatte es sich Kid bequem gemacht. Er lag auf der feuchten Unterlage zusammengerollt wie eine Katze, blinzelte, als ich durch sein Gesicht leuchtete, schlief aber sehr schnell weiter. Er war fertig, ihn störte in dieser Nacht nichts.
Es war niemand gestorben. Die Schattenfrau hatte sich hier oben also nicht ausgetobt.
Vom Fenster aus schaute ich über das Grundstück. Es lag im tiefen, winterlichen Schweigen, und der Wind fuhr wie ein kalter Atem gegen mein Gesicht.
Wo steckte Suko?
Ich gab ihm wieder ein Zeichen und leuchtete in die Finsternis hinein. Dabei drehte ich die Lampe in einem größeren Kreis. Das Licht war stark genug, um auch das mit Eis und Raureif überzogene Geäst der Bäume zu erreichen. Das alles aber war uninteressant geworden, denn am rechten Rand des Lichtscheins erschien wie aus dem Nichts eine taumelnde Bewegung, die nur von einem Vogel verursacht worden sein konnte.
Oder von einer Fledermaus!
Ich veränderte die Richtung dementsprechend, um sie besser erkennen zu können.
Das gelang mir nicht mehr, denn das unheimliche Tier war plötzlich verschwunden.
Und trotzdem war ich sicher, mich nicht getäuscht zu haben. Es gab jetzt eine Chance für mich.
Die Fledermaus fassen und über sie an die verfluchte Schattenkillerin heranzukommen…
***
Das Lokal sah nicht gerade vertrauenerweckend aus, aber es hatte einen Vorteil. Es war warm.
Aus diesem Grunde hatte sich Suko den Schuppen auch ausgesucht. Hier wollte er die ersten Stunden des anbrechenden Abends verbringen. Mit seinem BMW war er nicht in diese Gegend gefahren, er hatte den Rover genommen, der ziemlich unscheinbar aussah, dafür aber mit einer perfekten Alarmanlage ausgerüstet war.
Schwaden, Stimmen und Musik erfüllten den Gastraum. An der Theke klebten die Gäste, nur Männer. Die vier Frauen im Lokal hockten an einem runden Tisch zusammen und sahen tatsächlich so aus, wie man sich Bordsteinschwalben vorstellt.
Zu dünn angezogen für die Witterung, mit kurzen Röcken und langen Leggings, diese zumeist sommerbunt.
Suko fand in der Ecke einen kleinen Tisch. Die Nutten wärmten sich mit Suppe und Schnaps auf.
Suko verzichtete auf beides und bestellte ein Wasser.
Der Wirt mit der Sattelnase schaute zwar dumm aus der Wäsche, was Suko aber nicht störte. Er wollte sich den ersten Teil der Wartezeit so bequem wie möglich machen und hatte zudem einen guten Platz gefunden, denn nahe am Fenster konnte er hinausschauen und auf das Gelände des Krankenhauses sehen.
Sein Wasser
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