0680 - Todeskuß der Schattenhexe
ein kalter, großer Raum, dessen Wände mit gelblich schimmernden Kacheln bedeckt waren, auf denen der Schmutz klebte.
Der Untergrund war ebenfalls gefliest worden. An den Decken hingen noch Scheinwerfer, die aber nicht mehr funktionierten.
Die Pathologie bestand nicht nur aus einem Raum. Ich öffnete eine weitere Tür und entdeckte dort einige Schubfächer in der Wand. In diese Schubladen hatte man die Leichen gelegt, wo sie kühl aufbewahrt wurden. Obwohl es nicht stimmte, hatte ich den Eindruck, als würde über allem der Geruch von Tod und Verwesung liegen. Ein typischer Leichengestank, vor dem ich mich ekelte.
Da die Klappen der Schubkästen geöffnet waren, konnte ich in jede hineinleuchten.
Sie alle waren leer.
Hatte ich mich getäuscht?
Ich drehte mich um - und hörte ein dumpfes Geräusch. Zunächst wusste ich nicht, was es bedeutete, ging wieder in Richtung Tür und sah, dass die große Eingangstür zugefallen war. Ob durch menschliches Einwirken oder von allein, das ließ sich leider nicht feststellen.
War der Keller doch eine Falle?
Ich ging wieder auf die Tür zu. Meine Schritte knirschten über den Boden. Ich leuchtete gegen die Tür, die sich auf einmal bewegte. Sofort blieb ich stehen.
Etwas Kaltes breitete sich in meinem Magen aus. War es die Furcht vor dem Neuen?
Nicht die Tür selbst wurde geöffnet, die Bewegung fand in ihrem Innern statt, innerhalb des Metalls begann so etwas wie ein Flimmern, allerdings kaum heller als der Untergrund selbst.
Eine Gestalt…
Ich hielt automatisch den Atem an. Diese Bewegung war nicht als normal anzusehen, da tat sich etwas, das von einer anderen Kraft gesteuert wurde.
Ich blieb zunächst auf der Stelle stehen und leuchtete ausschließlich gegen die Tür, in der sich etwas abzeichnete, das aussah wie ein menschlicher Körper. Sehr grau, sehr gestreckt, das sich jetzt drehte, als wollte es sich lösen.
Das geschah tatsächlich. Die von mir entdeckte Gestalt verließ die Tür und war nicht mehr zu sehen.
Im letzten Augenblick hatte ich noch erkannt, dass es eine Frau gewesen war, die meiner Ansicht keinen Fetzen Kleidung am Körper trug.
Ein Geist? Eine Materialisation?
Mich hielt nichts mehr auf meinem Posten. Mit wenigen Schritten hatte ich die Tür erreicht und zerrte sie auf. Es war mir jetzt egal, ob sie dabei laut knarrte oder nicht, ich wollte nur raus und die Gestalt verfolgen.
Ich stand in diesem verdammten Gang, der wie ein düsterer Schlauch vor mir lag. In dessen Mitte bewegte sich etwas. Es war genau die Person, die ich suchte. Sie gab sich völlig harmlos und locker, schwebte weiter, ohne sich um mich zu kümmern.
Wer war sie?
Ich ließ mir einen Moment Zeit, um den Eindruck in mich aufzusaugen. Sie war nicht mehr als eine graue Schattengestalt, und ich stellte auch fest, dass sie keinen Faden am Leibe trug. Das Gesicht konnte ich nicht sehen, dafür floss der Schein gegen die langen Haare, die ihr bis auf die Schultern hingen. Zudem schien es mir, als würden sich über den Körper graue Bänder winden, die auf mich den Eindruck von Schlangen machten.
Ich ging schneller. Meine Schritte warfen Echos. Der Lichtstrahl tanzte durch meine eigenen Bewegungen, er fing sie automatisch ein, und die Frau drehte sich um.
Es war eine schnelle, mit den Augen kaum zu verfolgende Bewegung. Sie drehte mir ihr graues Vorderteil zu, eine aschgraue Masse, und ich wusste, dass ich die Mörderin der Stadtstreicher vor mir hatte.
Einen Geist, eine Schattenfrau oder was immer sie auch sein mochte.
Dass ich so schnell die Chance bekommen würde, sie zu vernichten, hätte ich nicht gedacht. Gleichzeitig dachte ich an die Toten. Dieses Wesen war keinesfalls ungefährlich.
Auf die Beretta konnte ich verzichten. Wenn ich etwas erreichen wollte, dann mit dem Kreuz.
Sie stoppte plötzlich, als hätte sie geahnt, was ich vorhatte. Ich holte den geweihten Talisman trotzdem hervor, und im selben Augenblick war sie weg.
Sie tauchte ein in die linke Wand. Das dabei entstehende Leuchten fiel ebenso schnell zusammen, wie es aufgeflammt war.
Vorbei der Spuk…
Ich stand innerhalb der blanken Mauern und ärgerte mich. So nahe war sie gewesen - und jetzt dies.
Ich leuchtete die Wand dort ab, wo sie verschwunden war. Nichts hatte sie hinterlassen. Diese Person war tatsächlich ein Geist, der durch kompakte Wände schreiten konnte, eine Materialisation aus den Schattenreichen der Magie.
Und sie würde schwer zu fassen sein, davon ging ich mittlerweile aus. Sie
Weitere Kostenlose Bücher