0680 - Todeskuß der Schattenhexe
einer Fratze geworden war.
»Mein Gott!«, flüsterte ich und merkte, wie es in meinem Hals rau wurde. »Wer ist das?«
Suko, der neben mir stand, hob die Schultern.
Ich kniete mich nieder, weil ich mir die Gestalt aus der Nähe anschauen wollte. Zudem hatte ich den Eindruck, als wollte sie mir mit letzter Kraft etwas mitteilen.
Es sah so aus, als würde das Wesen nach Luft schnappen, und ich beugte mich tief hinab, drehte auch den Kopf, um mein Ohr dicht an die farblosen Lippen zu bringen.
Es waren zwar Worte, aber sie erreichten mich nur als Hauch und wurden zudem immer wieder von einem tiefen Stöhnen unterbrochen.
»Noch einmal«, flüsterte ich. Mehr wollte ich nicht sagen, zudem war der feine Rauch in meinen Mund gedrungen und sorgte für einen widerlichen Geschmack.
Dann hörte ich den ersten Namen, und der haute mich fast um.
»Mallmann…«
Ich schluckte. »Was ist mit Mallmann?«
»Er - er - mich geschickt. Ich soll suchen. Nach einer Hexe - nach Person für ihn…«
»Hast du sie gefunden?«
»Schattenhexe für ihn - für ihn…«
Schluss, vorbei. Sein Mund klappte zu, als hätte man an seinem Kiefer gezogen.
Gleichzeitig nahm sein schmales Gesicht eine andere Farbe an, eine schattengraue.
Das war es dann auch. Der Körper und das Gesicht verloren ihre Festigkeit, sie brachen zusammen, als hätte jemand gegen sie gedrückt, und zurück blieb Staub.
Nichts als Staub…
Ich atmete scharf durch die Nase ein, als ich mich erhob. Suko schaute mich ziemlich verständnislos an. Doch er kannte mich gut genug, um zu wissen, dass ich etwas erfahren hatte.
Ich ging einige Schritte zur Seite, um dem restlichen Rauch zu entkommen. Dann begann ich zu sprechen. »Er hat Mallmann erwähnt.«
»Will?«
»Ja, und ich glaube nicht, dass er sich diesen Namen aus den Fingern gesogen hat.«
»Kann ich mir denken, John, schließlich war es ein Vampir. Was wollte er denn?«
»Für ihn Ausschau halten. Nach einer Partnerin, nehme ich an. Dracula II suchte eine Partnerin, hast du gehört? Er wird seine Boten ausgeschickt haben, um sie zu finden. Wenn die ihm einen Erfolg melden, wird er selbst erscheinen.«
»Was hier nicht mehr möglich ist.«
»Leider.«
Suko atmete durch die Nase ein. »Hat er sonst noch etwas mitteilen können?«
»Leider nicht.«
»Mallmann also!« Suko sprach den Satz und stöhnte zugleich. »Wer hätte das gedacht.«
»Er wollte sich an die Schattenhexe wenden.«
Suko begriff sofort. »Ist sie die Mörderin?«
»Sieht ganz so aus.«
»Dann existiert sie hier in diesem verlassenen Krankenhaus, nehme ich an.«
Ich schaute zum dunklen Gebäude hinüber. »Das kannst du sagen, Alter. Ich habe sie sogar gesehen.«
»Und nicht vernichtet?«
»Sie war schneller - leider.« Ich berichtete Suko von meiner ersten Begegnung und sah, dass sich sein Gesichtsausdruck dabei veränderte. »Das kann gefährlich werden, Alter. Die verfluchte Hexe wird alles versuchen, um zu killen.«
»Warum tut sie das?«
»Frag sie.« Er hob die Schultern. »Sollen wir uns gemeinsam auf die Jagd machen?«
Ich dachte nach. »Nein, Suko, es ist besser, wenn du noch wartest. Ich habe es geschafft, das Vertrauen der Berber zu gewinnen. Sie sind nicht gegen mich.«
Suko hob die Schultern. »So wie du aussiehst, kein Wunder. Ich möchte dir nicht im Dunkeln begegnen.«
»Dann zieh dich zurück.«
»Im Ernst, John, wie ist es gelaufen?«
Ich gab ihm einen etwas ausführlicheren Bericht, der Suko nur indirekt zufrieden stellte. »Jedenfalls ist diese verdammte Schattenhexe jetzt frei, und wir müssen eine dreifache Mörderin jagen.«
»Deshalb will ich auch zurück.«
»Dann rechnest du damit, dass sie im Haus bleibt?«
»Ja, denn dort fühlt sie sich wohl. Das ist ihre Heimat, wenn du verstehst. Da befinden sich die Opfer, die sie aus mir nicht begreiflichen Motiven tötet.«
»Genau.« Suko schaute in die Leere des ehemaligen Parks hinein. »Ich warte also. Machen wir eine Zeit aus?«
»Nein, denn ich kann dir beim besten Willen nicht sagen, wie es ablaufen wird.«
»Schon gut.« Er deutete in die Runde. »Der Platz hier ist ideal. Ich habe einen ausgezeichneten Überblick. Schalte die Lampe zweimal an und wieder aus, dann weiß ich Bescheid.« Er öffnete die Fahrertür. »Noch etwas. Hast du nur die eine Fledermaus gesehen, oder hat sie noch Geschwister?«
»Sie war wohl allein.«
»Bist du sicher?«
»Was ist schon sicher?« Ich hob zum letzten Mal die Hand und tauchte ein in die
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