0681 - Das Sonnen-FÃŒnfeck
die Höhe und näherte sich dem Grat, der in der dichter werdenden Dämmerung nicht mehr besonders deutlich zu erkennen war. Bulmer Agbosht verzichtete auf die Radarkontrolle, weil deren Streustrahlung von den Maahks zu leicht angemessen werden konnte, und gleichzeitig verfluchte er den Qualm, der immer noch in der Kabine wallte und ihm die Tränen in die Augen trieb.
Schließlich hatte er die scharfe Kante des Grates etwa zwanzig Meter unter sich. Auf der anderen Seite stürzte der Fels ebenso senkrecht ab, wie er sich auf dieser Seite erhob. Der Botschafter wollte die Nase des Fahrzeugs nach unten drücken, da spürte er plötzlich, wie das Triebwerk versagte. Es gab noch zwei kurze Rucke, dann war alles still.
Bulmer Agbosht reagierte instinktiv. Er sah nur noch die nicht mehr als zwei Meter breite Oberfläche des Grates und die Schrunde, die rechts und links davon in die Tiefe stürzten. Diese zwei Meter mußte er treffen, oder sie waren alle verloren. Das aerodynamische Verhalten des Gleiters war mäßig. Was Bulmer Agbosht da zustande brachte, war schon kein Gleitflug mehr, sondern eher der Sturz eines flach geworfenen Steins. Aber das Fahrzeug traf ins Ziel. Es gab einen ohrenbetäubenden Krach.
Der Botschafter wurde wie von der Faust eines Riesen in seinen Sitz hineingepreßt. Eine Sekunde lang horchte er mit angehaltenem Atem: Hatte der Gleiter eine stabile Position gefunden, oder würde er im nächsten Augenblick über die eine oder andere Felswand abstürzen? Dann, als er sicher war, daß er keine Bewegung spürte, schrie er: „Ruhe! Keiner bewegt sich!"
„Sie brauchen nicht so zu schreien!" jammerte Pellem Also. „Ich bin eingezwängt, und die beiden andern können sich nicht rühren, weil sie bewußtlos sind!"
Bulmer Agbosht schaltete die Notbeleuchtung ein. Was er sah, erfüllte ihn mit Schrecken. Das Innere des Gleiters wirkte wie ein Schlachtfeld. Jellifers und Hajmyndurs Sitze waren aus den Halterungen gerissen und gegen die Wand geschleudert worden.
Beide Männer hatten die Augen geschlossen, was darauf hinwies, daß sie bewußtlos waren. Bulmer schnallte sich los. Es gelang ihm, Pellem Also unter einem Wust losgerissener und umgestürzter Geräte hervorzuziehen, aber weil er dem giftigen Funker dabei weh tun mußte, erntete er keinerlei Dank dafür.
Draußen war es inzwischen völlig finster. Man konnte nicht sehen, wie der Gleiter lag. Jetzt wäre der Botschafter selbst unter dem größten Risiko bereit gewesen, das Radargerät einzuschalten, um sich zu orientieren. Aber es funktionierte nicht mehr. Die Wucht des Aufpralls hatte es zerstört. Aufstöhnend, mit einer Schicht kalten Schweißes auf der Stirn, malte Bulmer Agbosht sich aus, was die Nacht für ihn bereithielt. Sie befanden sich in mehr als viertausend Metern Höhe. Die Luft war dünn, und gegen Morgen hin würde es bitter kalt werden. Und sollte sich draußen ein Wind erheben, so würde er, der Botschafter, vor lauter Angst, daß er das Wrack des Gleiters in den Abgrund blasen könne, nicht zu atmen wagen.
8.
„Wir haben Kontakt mit einem Teil der Siedler", lautete die Meldung, die Atlan erhielt, nachdem seine dreißig Korvetten schon seit mehr als zwei Stunden unterwegs waren. „Ein anderer Teil befindet sich in sicherem Versteck auf einem der Südkontinente." Der Arkonide atmete auf."Haben Sie, Bulmer Agbosht gesprochen?" wollte er wissen. „Hat er eine Ahnung, warum die Maahks den Vertrag gebrochen haben?"
„Das ist es eben, Sir", antwortete der berichterstattende Offizier.
„Agbosht ist mit drei Begleitern aufgebrochen, um einen Trupp Maahks von der Spur seines Verstecks, abzulenken, und nun..."
„... fehlt von ihm jede Spur, nicht wahr?" ergänzte Atlan den Satz. „So ist es, Sir."
„Das Riesenroß!" brummte Atlan mißmutig. „Warum muß er alles alleine machen? Wozu hat er seine Leute?"
„Soweit wir beurteilen können, Sir", meldete der Offizier sich wieder zu Wort, „haben die Maahks ihre Suchaktionen zum größten Teil eingestellt. Sie haben mitbekommen, daß ihre Raumschiffe auf Chemtenz vernichtet wurden. Sie sind verwirrt und wissen nicht, was sie tun sollen." Aber die Sorge des Arkoniden galt dem Ersten Botschafter.
„Suchen Sie Agbosht!" befahl er. „Das ist unser vordringlichstes Anliegen. Und bedenken Sie: jede Minute, die wir länger hier verweilen, bringt uns tiefer in die Gefahr. Beordern Sie soviele Fahrzeuge zur Suche ab, wie Sie für nötig halten. Die übrigen sollen Siedler
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