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0681 - Leichenschiff der Druiden

0681 - Leichenschiff der Druiden

Titel: 0681 - Leichenschiff der Druiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Auge.
    Ich war bisher noch nicht bis an den Abgrund gefahren. Das wollte ich ändern.
    Das Meer war zu riechen, zu ahnen, zu hören, aber nicht zu sehen. Erst als ich einen höher liegenden Punkt erreichte, sah ich den gewaltigen Teppich aus Wasser und Wogen, der gegen die Küste brandete. Die Nordsee war rau und faszinierend zugleich. Bei diesem Wetter glich sie einer Katze, aber wehe, es kam Sturm auf, dann verwandelte sie sich in ein gefährliches Raubtier.
    Als der blanke Fels den Untergrund bildete, stieg ich aus. Den Rest ging ich zu Fuß. Ich kam mir vor wie ein winziger Punkt in der Weite des Lebens.
    Über mir der schier endlos erscheinende Himmel, vor mir das wogende graue Meer, dessen Wogen kraftvoll gegen die Wände geschleudert wurden und als Gischtstreifen in die Höhe stiegen.
    Nahe der Wand ragten Felsen aus dem Boden. Graue, gefährliche Köpfe, die sich unter Wasser viel stärker ausbreiteten und schon so manchem Boot zum Verhängnis geworden waren.
    Das Bild nahm mich gefangen. Der Wind pustete mein Inneres rein. Ich geriet in eine ungewöhnliche Hochstimmung, als wäre die Luft mit Champagner gefüllt.
    Schlagartig kippte dieses Gefühl.
    Zuerst wollte ich es nicht glauben, dachte an eine Täuschung, aber es stimmte tatsächlich, und ich musste einfach dem Zufall danken, dass ich die Spur überhaupt entdeckt hatte.
    Es war ein gewaltiger Fußabdruck, und er malte sich innerhalb einer Mulde ab, die sich zwischen dem Felsen aufgetan hatte und mit Moos gefüllt war.
    Genau da war die Bestie hineingetreten.
    Bevor ich mich bückte, schaute ich mich um. Es drohte mir keine sichtbare Gefahr.
    Dann untersuchte ich den Abdruck und bekam Magendrücken. Wenn ich von diesen Ausmaßen auf die Größe des Körpers schließen sollte, konnte mir Angst und bange werden, dann musste dieses Wesen wahrhaftig riesig sein, und der Zeuge hatte auch nicht gelogen.
    Ich strich über meinen Nacken, kam wieder hoch und ging auf den Abgrund zu. Den Weg musste auch der Menschenaffe genommen haben, denn die Zehen wiesen dorthin.
    Einen zweiten Abdruck entdeckte ich nicht, aber mir fiel auf, dass es an dieser Stelle nicht senkrecht in die Tiefe ging. Die Wand war mit zahlreichen Vorsprüngen gespickt, die wie mächtige Nasen oder Arme hinein ins Leere ragten.
    Etwas zum Klettern. Zum Beispiel für eine Bestie, wie ich sie suchte. Bevor ich mich auf den Weg machte, um wenigstens ein Stück des Hangs nach unten zu klettern, schaute ich mir die Sohlen meiner Schuhe an. Sie hatten ein gewisses Profil, waren nicht glatt. Ich würde also Halt finden können.
    Der Abstieg war teilweise gefährlich. Manchmal musste ich schräg gehen, auch über Grasbüschel, die an bestimmten Stellen plattgedrückt waren, als hätte dort ein Gewicht gelagert.
    Das war bestimmt der Menschenaffe gewesen. Sich hier am Hang zu verstecken, war nicht die schlechteste Idee, aber es gab keine Höhlen, die in den Fels hineinführten.
    Wo sollte er sonst stecken?
    Allmählich wurde ich unruhig. War es eine falsche Fährte, der ich nachlief?
    Auf einem ziemlich breiten Vorsprung blieb ich stehen. Die Tiefe war nicht mehr so schlimm, das Meer schien mir entgegen zu kommen. Sogar einen winzigen Strand sah ich unter mir. In Form eines Halbmonds drückte er sich in das Gestein hinein.
    Eine graue See mit einem türkisfarbenen Schimmer. Beinahe so wie das Licht in der Mulde.
    Seltsam. Das war mir vorhin nicht aufgefallen. Zugleich kam mir das Meer vor wie ein großer Magnet, der mich unwiderstehlich anzog. Zwar war mein eigener Wille nicht ausgeschaltet worden, aber diese Sehnsucht, sich in die Wellen zu werfen, blieb.
    Ich musste mich schon anstrengen, um dagegen anzukämpfen. Wieso konnte ich mich dermaßen verändern?
    Die Wogen glitten heran, sie schäumten hoch, sie tanzten über die Felsvorsprünge, sie gischteten in Rillen und Spalten hinein und flossen schäumend wieder zurück, um sich wieder mit dem übrigen Wasser der Nordsee zu vereinigen.
    Und dann sah ich das Schiff.
    Es war verrückt, eigentlich kaum nachvollziehbar, aber es war vorhanden. Ein alter Zweimaster schwebte mit geblähten Segeln über die Wellen hinweg und hielt Kurs auf den Strand zu.
    Niemand befand sich an Bord. Wenigstens sah ich keinen Menschen. Das Schiff segelte von ganz allein.
    Jetzt fehlte nur noch der Totengott.
    Alles, was ich in der Mulde gesehen hatte, war in Erfüllung gegangen. Die Bestie hatte ich zwar nicht zu Gesicht bekommen, aber das würde sich bestimmt noch ergeben.

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