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0683 - Die Verdammten der Nacht

0683 - Die Verdammten der Nacht

Titel: 0683 - Die Verdammten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schien ihn direkt bis an das breite Fenster der Wohnung heranzutragen, über das Geländer der Loggia hinweg.
    Und jetzt war er da.
    Brenda sah das Gesicht.
    Sie ächzte, wollte ihre Hand auf den Mund pressen, so hoch bekam sie ihre Arme nicht.
    Es war schrecklich und eine Tatsache.
    Das Gesicht gehörte ihrem Sohn Mike!
    Das war auch alles, was an ihn erinnerte. Einen normalen Körper besaß er nicht mehr, wenigstens keinen, der zu einem Menschen gepaßt hätte. Mikes jetzige Gestalt war die eines Riesenvogels!
    ***
    Brenda sah es und konnte es nicht glauben!
    Da bewegten sich Schwingen wie schwerfällige Wellen, da wehte ihr Sohn an das Fenster heran, ohne es zu berühren. Sie hätte eigentlich weglaufen müssen, aber sie blieb stehen und konnte ihren Blick einfach nicht lösen.
    Jetzt, wo er sehr nahe herangekommen war, erkannte sie gewisse Einzelheiten und stellte fest, daß die Arme trotzdem noch vorhanden waren, ebenso die Schultern. Nur wuchsen aus ihnen beiden gewaltige Häute, die die Form von Schwingen besaßen.
    Flügel wie ein Vogel, ein Gesicht wie ein Mensch und was war mit den Beinen?
    Sie konnte es nicht erkennen, doch ihr Sohn zog den hinteren Teil seines Körpers zunächst an, bevor er ihn wieder ausstreckte, und zwar senkrecht.
    Er landete auf der Loggia. Und er stand tatsächlich auf seinen Beinen. Für Brenda unbegreiflich.
    Mikes Haut war dunkel. Sie zeigte einen leichten Braunton, durch den sich grüne Schatten zogen. Das konnte sie trotz der Finsternis genau sehen.
    Sein Gesicht sah ebenso aus. Die Haare waren länger geworden und etwas dunkler.
    Aber war das der Mike Evans, den sie großgezogen und den sie auch zweimal am Kino gesehen hatte?
    Das wollte ihr nicht in den Kopf. Es war zu einem unbegreiflichen Faktum geworden. Jemand konnte sich doch nicht so verändert haben. Dafür gab es keine Erklärung.
    Seltsamerweise spürte sie keine Furcht vor dieser Gestalt. Sie war ihr zwar nicht vertraut, aber Angst überkam sie nicht. Da waren die Augen ihres Sohnes, sein Lächeln, seine Lippen, einfach seine gesamte Ausstrahlung.
    Brenda wußte nicht, ob so etwas wie Mutterliebe in ihr erwacht war, jedenfalls sah sie, wie ihr veränderter Sohn seine rechte Hand bewegte. An der Außenseite begann bereits die dünne Haut der Schwinge. Sie streckte sich etwas, als er auf die Tür wies und dabei nickte.
    Brenda verstand die Botschaft.
    Mike wollte also, daß sie das Zimmer verließ und hinaustrat in die Dunkelheit. Sie würde die völlig normale Loggia betreten, sie würde vielleicht mit ihrem Sohn sprechen.
    Aber dann…? Was geschah dann …? Würde er ihr die gleichen Gefühle entgegenbringen wie sie ihm?
    Das wußte Brenda nicht. Mochte Mike noch so schlimm verändert sein, er blieb immer noch ihr Sohn. Er war der einzige Mensch, den sie in den Jahren nach der Scheidung gehabt hatte. Zwischen ihm und ihr hatte stets ein besonderes Verhältnis bestanden, ein Vertrauen, das durch nichts gebrochen werden konnte.
    Deshalb ging sie. Die Erinnerungen an die Vergangenheit und seine Zeit mit ihm trieben sie an.
    Sie bewegte sich völlig normal auf die hohe Tür der Loggia zu. Es war ungewöhnlich. Sie fühlte sich sogar beschwingt, beinahe heiter, als könnte ihr nie mehr etwas passieren.
    Als sie die Hand um den Metallbügel legte und ihn hochdrückte, da glaubte sie, aus ihrem eigenen Leben herauszutreten und hinein in das andere, unbekannte.
    Sie erlebte den Nachtwind. Er schien angefüllt mit Stimmen zu sein, die sie beruhigen wollten und ihren letzten Rest an Mißtrauen fortwehten.
    Sie setzte den rechten Fuß auf die Loggia, zog den linken nach und schaute auch nach links.
    Mike erwartete sie.
    Und Mike lächelte. Es war das Lächeln, das sie kannte. So hatte er sie immer angelächelt. Manchmal frech, manchmal verzeihend, dann wieder sehr lieb.
    Dieses Lächeln vereinigte alles…
    »Mike«, sagte sie nur, »Mike – du bist es wirklich. Himmel, wie ich mich freue…«
    »Mutter!« Er sagte nur ein Wort, und Brenda wußte Bescheid. Es war die Stimme, die sie auch aus den Boxen hatte klingen hören, und sie kam ihr nicht fremd vor. Kein Ächzen oder Grunzen mehr.
    Er war von einer schrecklichen Last befreit worden.
    Mike streckte ihr die Hand entgegen. »Komm«, sagte er nur. »Bitte komm zu mir…«
    »Und dann, Mike?«
    »Ich möchte dich mitnehmen, Mutter. Wir beide werden verreisen. Es wird wunderbar werden.«
    »Und wohin?«
    »Das kann ich dir nicht sagen. Du mußt mir vertrauen, Mutter. Nur

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