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0683 - Die Verdammten der Nacht

0683 - Die Verdammten der Nacht

Titel: 0683 - Die Verdammten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mehr so aus wie früher. Ich liebe ihn trotzdem…«
    »Wie sieht er aus?«
    »Schön und anders.«
    Jane Collins räusperte sich. Sie sah ein, daß sie so nicht weiterkam.
    Durch die Nase holte sie Luft, räusperte sich und nickte ihr zu. »Passen Sie bitte auf, Brenda. Ich möchte nicht, daß auch Sie zu einer Verdammten der Nacht werden. Oder sind Sie das schon?«
    »Nein – warum…?«
    »Ja, warum sind Sie nackt?«
    »Es gehört dazu!«
    »Dann war Mike auch nackt?«
    »Richtig.«
    »Aber nicht am Kino. Sie haben ihn dort gesehen, wenn Sie sich erinnern. Oder stimmt das nicht?«
    »Doch – schon.«
    »In der Nacht sah er anders aus, nehme ich an?«
    »Das schon. Da war er ein Mensch, der fliegen konnte. Ja, er konnte fliegen. Er hatte richtige Flügel oder Schwingen. Er flog auf mein Fenster zu und nahm mich mit.«
    »Wohin?«
    »Nach draußen, in die andere Welt, wo sie sich versammelten. Da hockten sie beisammen. Sie alle. Und sie sahen so aus wie mein Mike. Ich weiß jetzt, daß er nicht tot ist. Und auch ich werde diesen Weg gehen. Ich bleibe für immer bei ihm. Er ist tot, aber er ist noch am Leben. Nur anders, verstehen Sie…?« Brenda hatte den Kopf etwas erhoben und schaute Jane skeptisch an.
    »Ich hoffe es, daß ich Sie verstehe, Brenda. Aber überzeugt bin ich davon nicht.«
    »Nein? Warum denn nicht?«
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen. Sie müssen mir schon mehr über die Verdammten der Nacht erzählen. Ich will wissen, ob es Tote sind oder lebende Tote…«
    »Anders eben.«
    »Warum sind sie denn zu Verdammten der Nacht geworden? Was ist der Grund gewesen?«
    Brendas Augen, die einen ungewöhnlichen Schimmer bekommen hatten, bewegten sich. Da sahen sie aus, als bestünden die Pupillen aus kleinen Metallplättchen. »Ich sage nichts. Ich will Ihnen nichts sagen, Jane. Ich weiß schon, weshalb Sie zu mir kamen. Doch das Geheimnis behalte ich für mich. Ich will es nicht erklären. Wer das Rätsel lüften will, der muß schon selbst schauen.«
    »Wo denn? Bei den Verdammten der Nacht?«
    »Ja.«
    »Werden Sie zu ihnen gehen?« Jane stellte die Fragen sehr schnell, damit Brenda nicht dazu kam, sich irgendwelche Ausreden einfallen zu lassen. »Werden Sie das tun?«
    »Bestimmt.«
    »Wann?«
    Sie stand auf, ohne eine Antwort zu geben. Mit beiden Händen strich sie über den nackten Körper. Diese Gestik wirkte etwas provozierend und auch nicht mehr schamhaft. Sie legte beide Hände unter ihre Brüste, als wollte sie deren Gewicht prüfen. »Der Tod ist nicht das Ende«, sagte sie leise. »Der Tod ist die Natur. Und die Natur ist das einzig Echte, das ich kenne. Das wissen auch die Verdammten der Nacht. Am Tage sehen sie manchmal anders aus. Da können sie ihr Reich verlassen, als Belohnung gewissermaßen, aber in der Dunkelheit…«
    Jane war aufgestanden und hinter sie getreten. Sie nahm einen ungewöhnlichen Geruch wahr, den der nackte Körper der Frau ausströmte. Es war ein Geruch nach Pflanzen, nach Laub und Harz. Sie strich mit einem Finger über die Schulter hinweg, als würde dort eine dünne Ölschicht liegen. Jane sah sie auf ihrer Fingerkuppe, roch daran und mußte sich eingestehen, daß Brendas Schweiß diesen Geruch ausströmte, was ihr wiederum unbegreiflich war.
    Oder war es kein Schweiß, sondern irgendein unbekanntes Öl, das nur die Verdammten der Nacht kannten?
    Eine verrückte Welt, in die Jane Collins hineingeraten war. Und sie fand sich auch nicht zurecht. Sie brauchte Brenda Evans. Nur sie konnte ihr den Weg zeigen.
    »Aber Sie sind wieder in Ihre Wohnung zurückgekommen, Brenda. Warum haben Sie das getan?«
    »Ich wollte es so. Es ist doch Tag. Ich wollte… ich wollte … aber bald werde ich für immer dort bleiben. Mike hat mir geraten, zu ihm zu kommen. Es ist eine ganz andere Welt, wenn Sie verstehen. Man kann sich dort wohl fühlen, denn man erlebt den Tod und das Leben anders. Und ich werde auch wieder hingehen.«
    »Wann?« fragte Jane.
    Bisher hatte sie gegen den Rücken der nackten Frau geredet. Sie aber drehte sich plötzlich um, so daß sie Jane Collins ins Gesicht schauen konnte. Das der rothaarigen Frau hatte sich nicht verändert.
    Derselbe Mund, dieselben Augen, die breiten, aber vollen Lippen, es lag etwas Verruchtes in diesem Gesicht, das auch zu dem Körper mit seinen schwellenden Formen paßte.
    Sie hob den rechten Arm. Schwer legte sie ihre Hand auf Janes Schultern und fragte urplötzlich: »Kommst du mit mir, Jane? Kommst du mit mir in das neue

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