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0683 - Die Verdammten der Nacht

0683 - Die Verdammten der Nacht

Titel: 0683 - Die Verdammten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Als Jane sich umdrehte, sagte die rothaarige Frau mit einem breiten Lächeln: »Den brauchen wir nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »Das ist ganz einfach, meine Liebe. Ich habe doch gesagt, es liegt ganz in der Nähe. Gewissermaßen hinter dem Haus, Jane…«
    ***
    Zuerst hatte die Detektivin den Eindruck gehabt, an der Nase herumgeführt zu werden. Sie hatte noch einmal nachgehakt und gehört, daß es tatsächlich dabei blieb.
    Hinter dem Haus.
    »Ja und was ist dort?«
    Brenda nahm Jane bei der Hand wie die Mutter ihr kleines Kind.
    »Bitte, komm mit…«
    Sie hob die Schultern und folgte ihr. Gleichzeitig war sie etwas beruhigter. Wenn etwas hinter dem Haus lag, dann konnte es ja nicht so schlimm sein. Wer oder was sollte sich in dieser völlig normalen Gegend schon versteckt halten?
    Es war ein schmaler Plattenweg angelegt worden, der zur Rückseite des Hauses führte. Sie gingen ihn. Eine Frau aus der Nachbarschaft grüßte freundlich, als sie ihren Wäschekorb abstellte, und die blühenden, kleinen Büsche am Wegrand kratzten mit ihren Zweigen manchmal über den Stoff der Hosenbeine.
    Sie ließen das Gebäude links liegen. Das Mauerwerk schränkte Janes Sicht nicht mehr ein, und so konnte sie auf das Gelände schauen, das sich hinter dem Gebäude ausbreitete und über dem der Nebel als milchiger Dampf schwebte.
    In diesen Dampf hinein war etwas Dunkles, Großes und Kompaktes geschoben worden. Ein Stück Wald, ein verwilderter Park, was immer es auch sein mochte. Jane Collins konnte sich nicht erklären, wie dieses Waldstück entstanden war. Man hatte sich wohl nicht darum gekümmert. Jane erkannte, wie dicht die Bäume standen und wie dann noch Unkraut und Unterholz sich breitmachten.
    Jenseits davon, aber doch ziemlich weit entfernt, mußte sich die Holland Road befinden.
    Sie blieb stehen und schüttelte den Kopf.
    »Hast du was, Jane?«
    »Ja, in der Tat, ich habe etwas. Ich habe nämlich das unbestimmte Gefühl, daß wir dort, wo sich dieser Wald ausbreitet, hinmüssen. Oder irre ich mich da?«
    »Dein Gefühl hat dich nicht getrogen. Es ist unser Ziel. Es ist der Platz für die Verdammten der Nacht!«
    Jane konnte den Lacher nicht unterdrücken. »Also weißt du, Brenda, jetzt begreife ich nichts mehr. Du gehst mit mir los, sprichst von einer geheimnisvollen Welt, die wer weiß wo liegen kann, und dann finde ich sie direkt hinter dem Haus. Tatsächlich nur eine Steinwurfweite davon entfernt. Das verstehe, wer will, ich jedenfalls kann dem kaum folgen. Das mußt du mir zugestehen.«
    »Es ist auch etwas rätselhaft, das gebe ich gern zu. Aber ich kann es nicht ändern. Es ist seine Welt.«
    »Wessen Welt?«
    Sie gab die Antwort mit leuchtenden Augen. »Mikes neue Welt. Dort fühlt er sich geborgen.«
    Jane steckte auch weiterhin voller Skepsis. »Und das ist die ganzen Monate über so geblieben?«
    »Ich kann es nicht bestreiten.«
    »Hast du das gewußt?«
    »Nein.«
    »Und ist dir dein Sohn gestern tatsächlich über den Weg gelaufen, Brenda?«
    »Ich will es nicht leugnen.«
    »Warum – wieso? Lebte er da. Kann er leben und tot oder verändert zugleich sein?«
    »Du stellst sehr viel Fragen Jane.«
    »Zu recht, wie ich meine.«
    »Du wirst Antworten bekommen. Nicht von mir. Laß uns in den Wald gehen. Dort wird man dir Bescheid geben, da lernst du auch die Verdammten der Nacht kennen.«
    »Himmel, da bin ich aber gespannt.«
    Brenda sagte nichts. Sie lächelte und hob nur die Augenbrauen.
    Jane war nicht nur gespannt, auch besorgt. Es war einfach zu phantastisch. Da stand sie in der realen Welt, sah die Sonne, sah auch den dünnen Nebel, und ihr wurde gleichzeitig erklärt, daß die Verdammten der Nacht auf sie warteten.
    »Ich kann es nicht fassen, Brenda, ich glaube es einfach nicht. Wie kann eine andere Welt dicht hinter deinem Haus liegen. Tatsächlich nur eine Steinwurfweite entfernt. Eine derartige Welt müßte in der Einsamkeit verschwunden sein, aber das hier ist London, ist Leben, ist genau das Gegenteil davon.«
    Die Erklärung hörte sich simpel an. »Man mag diesen Wald eben nicht. Nein, man mag ihn nicht.«
    »Wer denn?«
    »Die Menschen, Jane. Die Bewohner dieser Siedlung. Aus unerfindlichen Gründen haben sie das Areal gehaßt. Es ist seit Fertigstellung der Häuser niemand hingegangen, um sich einen Weg durch das Gestrüpp zu bahnen. Selbst die Kinder verzichten darauf.«
    »Du auch?«
    »Ja, ich auch. Ich habe es ebenfalls gespürt. Es war etwas, das mich davon abhielt, den Wald zu betreten.

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