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0683 - Die Verdammten der Nacht

0683 - Die Verdammten der Nacht

Titel: 0683 - Die Verdammten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Tür eine Überraschung erlebte.
    Die erlebte sie in der Tat.
    Jane betrat ein Zimmer, das mehr einer Höhle glich, im Vergleich zu den anderen.
    Es war dunkel, es war düster, weil ein Rollo das Fenster abschirmte und nur sanfte, helle Streifen in den Raum fallen ließ, die sich auf dem Teppich abzeichneten.
    Und genau dort saß sie.
    Auf dem Teppich, ins Leere schauend und so nackt wie Gott sie geschaffen hatte…
    ***
    Jane war so überrascht, daß sie zunächst nichts sagen konnte. Sie hätte Brenda gern angesprochen, aber ihre Kehle war zu. Statt dessen trat sie tiefer in den Raum hinein und schloß die Tür.
    Brenda saß auf dem Teppich und rührte sich nicht. Sie war anwesend, aber trotzdem nicht da. Sie traf keinerlei Anstalten, den Kopf zu heben, obwohl sie Janes Kommen bemerkt haben mußte.
    Natürlich schossen ihr zahlreiche Vermutungen durch den Kopf.
    Sie dachte daran, daß diese Person innerhalb einer Nacht völlig verändert worden war. Ihr Geist konnte sich verwirrt haben, denn genau diesen Eindruck machte sie auf Jane.
    Durch Mike, durch ihren Sohn, der zwar tot war und trotzdem noch lebte?
    Sie wußte es nicht. Es stürmte auch zuviel auf einmal auf sie zu, und sie umrundete Brenda mit vorsichtigen Schritten. Das Rollo zog sie nicht weiter an, denn das Licht im Raum reichte aus.
    Vor der nackten Frau ging sie in die Knie. Brenda nahm sie auch jetzt nicht wahr. Sie saß sehr steif da, hielt den Kopf gesenkt und gleichzeitig zur Seite gedrückt, wobei ihre Schultern vorfielen und der obere Teil des Rückens eine Rundung bildete. Ein Arzt hätte von einer schlechten Haltung gesprochen.
    Wie war es dazu gekommen?
    Jane konnte nichts sagen, sie starrte die Frau an, und es lagen ihr zahlreiche Fragen auf der Zunge. Jedenfalls war sie froh, den Weg gefunden zu haben.
    Ihr fiel auf, daß Brenda die Lippen bewegte, als wollte sie etwas sagen. Nicht ein leises Wort wehte über ihre Lippen. Nur der Kopf zitterte etwas, als wollte sie versuchen, im nächsten Moment der Besucherin zuzunicken.
    »Brenda, bitte…« Mit nur zwei Worten versuchte Jane, die Lethargie der Frau zu durchbrechen.
    Sie reagierte nicht.
    Jane atmete tief durch. Sie ahnte, daß sie einem großen Problem gegenüberstand. Größer jedenfalls, als sie angenommen hatte. Brenda war nicht mehr so wie gestern. Sie hatte sich verändert. Irgend etwas Schlimmes mußte über sie hereingebrochen sein. Eine Kraft, die man nicht erklären konnte, die vielleicht aus einer anderen Welt…
    Ihre Gedanken stockten, denn Brenda Evans hob den Kopf. Sie drehte ihr Gesicht der Detektivin zu.
    Es fiel Jane schwer, ein Lächeln zu zeigen, dazu war die Lage einfach zu bedrohlich, aber sie wußte sonst keine andere Lösung. Ein Lächeln war noch immer am besten, das half über vieles hinweg, das schuf Vertrauen.
    Brenda lächelte nicht zurück. Sie sah noch immer verbissen aus.
    Sie saß da und starrte zu Boden. Jane Collins schien sie überhaupt nicht bemerkt zu haben.
    »Brenda…«
    Sie schüttelte den Kopf. Die roten Haare bewegten sich dabei und flirrten, als sie in die Lichtbalken gerieten.
    »Brenda, bitte. Erkennen Sie mich nicht? Ich bin Jane Collins. Wir haben uns gestern kennengelernt. Sie gaben mir Ihre Karte. Wir haben gestern abend miteinander gesprochen…«
    »Gestern…?« Zum erstenmal erlebte Jane eine Reaktion, und darüber freute sie sich.
    »Ja, gestern!«
    »Wo war das?«
    »Ich weiß nicht, wo Sie gewesen sind, aber ich war in meiner Wohnung. Wir telefonierten miteinander. Da sagten sie mir, daß es Ihnen gutginge. Heute aber ist alles anders. Was ist in der Nacht geschehen, Brenda. Bitte, das müssen Sie mir sagen.«
    »Die Nacht«, flüsterte Brenda Evans. »Ja, die Nacht. Die Verdammten der Nacht…«
    Jane horchte auf. »Moment mal. Was haben Sie gesagt? Die Verdammten der Nacht?«
    »Ja – sie.«
    »Aber wie kommen Sie darauf? Wer sind die Verdammten der Nacht? Was sind das für Personen?«
    »Mike…«
    »Ihr Sohn?«
    Brenda nickte wie in Trance. »Ja, mein Sohn. Ein Verdammter der Nacht. Er gehört dazu. Er ist aus der Dunkelheit zu mir gekommen. Er hat mich mitgenommen.«
    »Dann ist Mike nicht tot?«
    Jane bekam keine schnelle Antwort. Die Frau vor ihr schüttelte den Kopf, und es sah so aus, als wollte sie trotzdem nicken, ohne sich aber für die eine oder andere Antwort entscheiden zu können.
    »War er hier?«
    »Er kam«, flüsterte Brenda. »Er flog auf die Loggia. Er ist ein Verdammter der Nacht. Er lebt, aber er sieht nicht

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