0683 - Die Verdammten der Nacht
mir zu allgemein.«
»Dann will ich konkreter werden.«
»Bitte.«
»Sollte Brenda Evans recht behalten, glaube ich fest daran, daß ihr Sohn nicht der einzige Tote ist, der plötzlich wieder lebt. Das ist erst der Beginn des Fadens, den ihr aufrollen müßt. Ich finde, daß uns der Zufall eine Chance gegeben hat. Ihr müßt nachforschen, ihr müßt Hintergründe ans Tageslicht holen. Ich halte die Frau nicht für eine Spinnerin, und Jane ist meiner Meinung, sonst wäre sie nicht zu ihr gefahren.«
Ich hatte einen Bleistift genommen und ließ die Spitze gegen das Schreibtischholz ticken. »Das ist alles schön und gut. Sollten wir nicht warten, bis Jane uns etwas berichtet?«
»Dann kann es zu spät sein. Einer von euch sollte sich wirklich um sie kümmern.«
»Okay. Und der andere?«
»Graben«, sagte die Horror-Oma. »Er sollte in der Vergangenheit der Familie herumgraben. Dort muß es ein Geheimnis geben. Es wird sich lohnen, es ans Tageslicht zu holen.«
Ich mußte lächeln, stützte mein Kinn auf den rechten Handballen und schaute Sarah lächelnd an. »Wie ich dich kenne, hast du schon selbst weiter geforscht.«
Sie wurde etwas rot. »Ein wenig«, gab sie zu.
»Was ist dabei herausgekommen? Dürfen wir das wissen?«
Sie winkte ab. »Ich bin nicht Scotland Yard, und mir stehen kaum Mittel zur Verfügung. Ich habe allerdings meine alten Beziehungen spielen lassen. Mein zweiter Mann hatte gewisse Freunde, die mir sehr gern helfen. Dabei ist herausgekommen, daß Brenda Evans mit einem Mann namens Phil verheiratet gewesen ist.«
»Gut. Aber ihren Sohn zog sie allein groß«, sagte Suko.
»Stimmt. Nur will ich seinen Vater nicht außer acht lassen. Ich glaube nämlich, daß er noch eine Rolle spielt.« Sie beugte sich vor.
»Denn er hat später mit seinem Sohn wieder Kontakt aufgenommen.«
Das war uns neu. »Wann denn?« fragte Suko.
»Kurz vor seinem Tod.«
»Genauer.«
»Ein halbes Jahr ungefähr.«
»Und wie lief das ab?«
»Seine Mutter wußte wahrscheinlich nichts davon. Jedenfalls haben Vater und Sohn für einige Zeit bei derselben Firma gearbeitet. Das fand ein alter Bekannter von mir heraus.«
»Ein Geheimdienstmann?« fragte ich.
»Spielt das eine Rolle, John?«
»Nein, nein, im Prinzip nicht. Du hast bestimmt nicht lockergelassen und kannst uns auch den Namen der Firma nennen, wenn ich mich nicht irre.«
Lady Sarah strahlte. »Woher weißt du das, mein Junge?«
»Ich kenne dich doch.«
»Danke.« Sie trank Tee und sagte dann: »Die Firma heißt S.S. Incorporated.«
Suko räusperte sich, hob die Schultern. Auch ich wußte mit dem Begriff nichts anzufangen.
»Ihr seid ratlos.«
»In der Tat.«
»Dann will ich es euch sagen. S.S. heißt Sanitation Service. Na, fällt der Penny?«
Ich hob die Augenbrauen an. »Noch nicht, Sarah. Könntest du nicht genauer werden?«
»Müll und Entsorgung. Umwelt, mein lieber John. Die Firma beseitigt Abfall. Sie kassiert dafür Geld. Angeblich ist sie einer der größten im Lande mit Sitz in London.«
Da hatten wir zwar neue Informationen bekommen, doch anfangen konnten wir damit nicht viel. Lady Sarah sah unsere Ratlosigkeit und lächelte milde. »Das ist die Spur, ihr beiden Helden.«
»Zu Jane und Brenda?«
»Zu den Hintergründen und damit auch zur Lösung des Falles.«
Suko war nicht der Meinung. »Ich frage mich, was ein angeblich Toter damit zu tun hat?«
»Das müßt ihr herausfinden. Vater und Sohn haben in derselben Firma gearbeitet. Übrigens, ich habe euch noch etwas abgenommen und nachforschen lassen. Phil Evans ist noch heute bei S.S. beschäftigt. Er gehört zu denen, die schwere Entsorgungsfahrzeuge fahren. Eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, wie ich finde.«
»Da hast du recht.«
»Na bitte.«
Ich schüttelte trotzdem den Kopf. »Ich weiß immer noch nicht, was diese Firma mit dem Verschwinden oder dem Tod eines Mike Evans zu tun hat? Das mußt du mir erklären.«
»Ich weiß es nicht. Ich bin hergekommen, um euch den Tip zu geben. Ihr seid die Polizisten. Ich habe die Spur gelegt, ihr braucht sie nur zu verfolgen.«
Ich verzog den Mund. »Ob das Sinn hat?«
»Fragt ihr das immer bei einem Fall?«
»Nein, aber das ist mir zu weit hergeholt.«
Lady Sarah wurde ärgerlich. Eine steile Falte des Unmuts bildete sich auf ihrer Stirn. Mit einer zackigen Bewegung deutete sie auf das Telefon. »Tu dir den Gefallen und rufe bei Brenda Evans an.«
»Kennst du die Nummer?«
Sie sagte sie schnell und auswendig. Ich kam gar
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