0683 - Die Verdammten der Nacht
wieder aufrichtete, da sah Jane ihn so, wie sie ihn am Kino erlebt hatte.
Völlig normal…
Sie wußte nicht, was sie sagen sollte. Sie konnte nicht einmal darüber nachdenken, hielt die Augen sekundenlang geschlossen, öffnete sie wieder und sah ihn nicht mehr.
»Jetzt ist er wieder in seinem alten Zuhause«, flüsterte Brenda und legte Jane Collins eine Hand auf die Schulter. »Ist das nicht wunderbar, meine Liebe?«
»Ich weiß nicht so recht.«
»Es war für dich ein Schock, nicht wahr? Ja, das kann ich mir denken, aber du wirst sehen, daß er glücklich ist, wenn er zurückkehrt. Die folgende Nacht gehört ihm, denn er hat eine Aufgabe bekommen.«
»Von wem?«
»Von dem Herrscher dieser Welt.«
»Wer ist es?«
Brenda lächelte gütig. So ähnlich wie eine Äbtissin, die einen Fehler der jungen Novizin verzieh. »Du bist noch nicht reif, den Namen des Herrschers zu hören. Er hat durch diese Männer hier gelitten, er hat sich bestraft, und er will, daß auch noch der letzte aus der Gruppe hergeholt wird.«
»Wer ist das?«
»Du wirst ihn bald sehen, wenn er hier ist. Erst dann hat sich der Kreislauf geschlossen.«
»Das akzeptiere ich noch. Aber was, bitte schön, geschieht anschließend? Du wirst doch nicht behaupten wollen, daß alles so weiterläuft? Es muß doch vorangehen.«
»Das überlasse ich ihm. Wir haben zu gehorchen.«
»Du auch?«
»Wäre ich sonst hier?«
»Das stimmt schon. Aber was ist, wenn ich nicht gehorche und mich nicht unterordnen will?«
»Dann würdest du endgültig sterben.«
Jane überlegte. »Das heißt, daß ich jetzt noch nicht sterbe, aber eine Gefangene bin. So wie du.«
»Ja.«
»Ich kann nicht mehr zurück?«
»Nein.«
»Und wenn ich es versuche?«
»Würden wir alle dich daran hindern. So ist das nun mal, meine Liebe. Ich kann nichts daran ändern.«
Jane überlegte, ob sie die Probe aufs Exempel machen sollte. Aber sie sah die Verdammten der Nacht und gestand sich ein, daß es einfach zu viele Gegner waren.
»Auch du wirst noch dorthin kommen, wo wir alle sind, Jane Collins. Verlaß dich darauf.«
»Wie meinst du das?«
Sie trat mit zwei tänzelnden Schritten zurück, und lachte Jane ins Gesicht. Dann breitete Brenda ihre Arme aus, als wollte sie ihre Nacktheit besonders hervorheben.
Jane begriff nichts.
Wenig später aber sah sie klarer. Da merkte sie, daß sich die Frau vor ihr nicht zum Spaß entkleidet hatte, denn bei ihr begann eine unheimliche Verwandlung…
***
Suko war nicht begeistert, der Wohnung dieser für ihn fremden Person einen Besuch abstatten zu müssen. Aber er hatte einmal in den sauren Apfel gebissen und wollte ihn auch herunterschlucken. Zudem war es nicht seine Art, einfach zu kneifen.
Er rollte durch das frühlingshafte London, hatte seinen BMW genommen und ließ die Luft durch die halb geöffneten, hinteren Seitenfenster in den Wagen strömen.
Er mußte nach Kensington, in die Nähe des Hollands Parks, wo bereits die ersten Sträucher blühten und an den Zweigen das zaghafte Grün entstand.
Das war ein Tag, wo es selbst einem Geisterjäger wie Suko schwerfiel, an Gespenster und Dämonen zu glauben. Dazu war die Welt einfach zu schön. Nur wußte er aus Erfahrung, daß dieser Schein oftmals trog und die grausame Realität zusammen mit dem Schrecken diese Idylle zerstören konnte.
Es war zwar keine Idylle, in die sich Brendas Evans zurückgezogen hatte, aber die Häuser sahen schon super aus. Dementsprechend mußten sie gekostet haben. Wer hier eine Wohnung gekauft oder auch nur gemietet hatte, verdiente gut.
Suko brauchte nicht erst zu fragen, wo er Brenda Evans fand. Er schaute gegen ein querstehendes Haus und auch auf einen kleinen Parkplatz davor.
Da stand Janes Auto.
Ein roter Golf, genau der richtige Flitzer für sie. Demnach war sie doch noch da.
Allerdings hätte sie oder Brenda ans Telefon gehen können. Da dies nicht der Fall gewesen war, konnte man Schlimmes annehmen.
Suko stellte seinen BMW ab und wurde bereits beim Aussteigen von einer Frau beobachtet, die ihre Fenster putzte. Es waren die in Parterre und rechts von der Haustür.
»Was wollen Sie hier?«
Suko grüßte freundlich.
»Reden Sie schon. Wir haben es nicht gern, wenn Fremde herumschnüffeln.« Sie betrachtete ihn mit einem langen, verächtlichen Blick.
»Und schon gar nicht, wenn es Asiaten sind.«
Immer wieder stieß Suko auf diese Vorurteile, die in der letzten Zeit noch zugenommen hatten.
»Ich möchte zu Brenda Evans.«
»Die ist
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