0684 - Die falschen Itrinks
Vernichtung droht, wissen wir nicht. Aber eines steht fest: Die Erde wird unaufhaltsam von diesem Schlund angezogen."
Diesen Worten folgte totale Stille. Ich glaube, in diesem Augenblick wurde uns allen so recht bewußt, wie hilflos und unscheinbar wir Menschen angesichts dieser kosmischen Kräfte waren.
Der Astronom schien von der Wirkung seiner Worte selbst verblüfft. Er versuchte ein Lächeln und fügte beschwichtigend hinzu: „Dieser Vorgang wird natürlich einige tausend Jahre dauern.
Es besteht also keine akute Gefahr. Aber immerhin müssen wir uns vor Augen halten, daß die Erde im Sog des Trichters verschwindet, wenn wir nichts dagegen unternehmen. So wenig erfreulich diese Aussichten sind, haben wir doch Tausende von Jahren Zeit, eine Lösung unseres Problems zu finden."
Wenn auch nicht gerade in Welt-Untergangsstimmung, so kehrten wir doch einigermaßen deprimiert in die Kommandozentrale zurück.
Dort erwartete mich eine Neuigkeit, die mich die wenig erfreulichen Zukunftsaussichten vergessen ließ.
Unter den unzähligen Meldungen, die wir von den fünfhundert Schiffen der Funkbrücke erhielten, befand sich eine, die die anderen in den Schatten stellte. Die Bordpositronik hatte sie aus der Fülle der einlaufenden Daten herausgefiltert.
Als ich mit den Mutanten in die Kommandozentrale zurückkam, war der Cheffunker, Maior Donald Freyer, gerade mit der Überprüfung der Meldung beschäftigt.
„Wir haben unbekannte Funksignale empfangen", berichtete mir Oberst Elas Korom-Khan. „Genaueres ist mir noch nicht bekannt.
Aber in der Funkzentrale läuft die Auswertung auf vollen Touren.
Wollen Sie sich von der Kommandozentrale aus in die Auswertung einschalten?"
Ich winkte ab und begab mich in die Funkzentrale.
Dort erfuhr ich vom Cheffunker Genaueres.
Donald Freyer gehörte zur Stammbesatzung der MARCO POLO, er war sozusagen an Bord des Flaggschiffs in Ehren ergraut, was aber nur symbolisch zu verstehen war, denn trotz seiner siebzig Jahre zierte seinen brünetten Lockenschopf noch kein einziges graues Haar. Er war sich seiner schleppenden Aussprache vollauf bewußt, deshalb fiel er bei wichtigen Meldungen ins andere Extrem und gab dabei jedem Wort eine besonders scharfe Akzentuierung. In meiner Gegenwart gab er sich aber gelöster, wofür ich ihm dankbar war.
„Was hat es mit den Funksignalen auf sich, die Sie empfangen haben, Freyer?" erkundigte ich mich bei ihm.
Er machte eine verneinende Handbewegung.
„Nicht die MARCO POLO hat die Funksignale empfangen.
Wir haben sie von der HARLOWER übermittelt bekommen. Das ist ein Schwerer Kreuzer, der keine vierhundert Lichtjahre über der Nabelschnur Position bezogen hat. Wollen Sie mal hören?"
Er spielte mir das Band vor, auf dem die Funksignale aufgezeichnet waren. Viel war nicht zu hören, nur hie und da erklang zwischen den Störungsgeräuschen ein an und abschwellendes Piepen.
„Wir haben die Störgeräusche herausgefiltert, aber besser ging es nicht", bemerkte Freyer dazu.
„Haben Sie etwas damit anfangen können?" fragte ich.
„Sie meinen, ob es uns gelang, die Signale zu entschlüsseln?"
Er schüttelte den Kopf. „Nichts zu machen. Wir haben sie sogar mit den Funksignalen der fremden Schiffe verglichen, die Terra attackieren wollten. Aber es besteht überhaupt keine Ähnlichkeit.
Ich habe keine Hoffnung, daß wir sie entschlüsseln können, dafür sind sie zu verstümmelt. Einige Signale wiederholen sich zwar immer wieder. Aber das ist zu wenig. Interessant ist allerdings, daß es sich um Normalfunksignale handelt, also einfach lichtschnell.
Sie müssen lange unterwegs gewesen sein. Daß die HARLOWER sie überhaupt empfangen konnte, ist dem Umstand zu verdanken, daß sie sich in einem relativ leeren Raumsektor befindet, der kaum unter dem Einfluß des Mahlstroms steht."
„Wie lange waren die Funksignale unterwegs?" wollte ich wissen.
„Darüber hat man auf der HARLOWER keine Auskunft gegeben. Vielleicht weiß man inzwischen schon mehr darüber.
Ich werde rückfragen."
Während Freyer sich über die Relaisschiffe mit der fast 150.000 Lichtjahre entfernten HARLOWER in Verbindung setzte, hörte ich mir die Bandaufzeichnung immer und immer wieder an.
Der Funkspruch konnte schon Jahrhunderte alt sein.
Möglicherweise lebten die Absender überhaupt nicht mehr.
Obwohl Hyperfunkwellen praktisch in Nullzeit parsekweite Entfernungen überbrückten, entstand durch die Zwischenschaltung der Relaisstationen eine kurze
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