0684 - Die falschen Itrinks
Bio-Plastik-Mülls Kräfte entfesselt werden müßten, die mit dem Müll auch unseren ganzen Planeten zerreißen würden. Diese Prognose zeigte deutlich, warum wir uns abfinden mußten, bis in alle Ewigkeit mit dem Müll zu leben.
Wir konnten uns dieser Geißel nicht entledigen, sondern mußten uns in unseren Bemühungen damit begnügen, die Ausweitung zu kontrollieren.
Es gab in den Tresoren der Regierung sogar schon Geheimpläne für die Evakuierung Cranschtos. Der Bio-Müll der Großen Wüste entwickelte Giftgasstoffe, die bei ungünstigem Wind zur Hauptstadt trieben.
Dann gab es Smog-Alarm. Dabei starben jedesmal Hunderte von Menschen.
Bohrversuche in den Naturschutzzonen hatten gezeigt, daß es unter einer relativ dünnen Humusschicht bereits ganze Bio-Plastik-Müll-Adern gab. Diese Adern hatten sich sogar bis unter die Hauptstadt ausgeweitet, füllten Tiefbunkeranlagen aus und unterwanderten die Hochhäuser.
Dieser Stadtteil Cranschtos konnte jeden Tag in sich zusammenstürzen, wenn der Mülluntergrund erst zu wuchern begann. Bisher war es den Wissenschaftlern gelungen, dies zu verhindern.
Im Fernsehen wurde anhand einer schematischen Darstellung gezeigt, wie es den Mülladern überhaupt möglich war, die Naturschutzzonen zu unterwandern und bis zur Hauptstadt vorzudringen: Die Wurzeln der Müllwucherungen aus der Großen Wüste unterwanderten die Betondämme und pflanzten sich von dort aus fort.
Der Sprecher des Berichts schloß mit der Frage: Ist der Bio-Plastik-Müll als Lebewesen anzusehen? Wäre es möglich, daß diese biologisch lebenden Kunststoff Wucherungen so etwas wie Instinkt oder gar Intelligenz entwickelt haben? Könnte in diesem Zusammenhang sogar von einer Invasion unseres Planeten gesprochen werden?
Der Bildschirm wurde urplötzlich dunkel.
„Horre, kommt jetzt das Sonderprogramm?"
Ich konnte mir eine Antwort ersparen. Auf dem Bildschirm erschien der Studiosprecher und erklärte, daß im letzten Moment eine Programmänderung vorgenommen werden mußte.
„Wir zeigen Ihnen in einer Direktübertragung den Kampfeinsatz der Grünträger des Naturschutz-Bundes gegen Umweltzerstörer."
„Das ist es, Horre!"
Auf dem Bildschirm erschien ein Ausschnitt der Naturschutzzone Süd. Die Kamera schwenkte und fing das Panorama des Parks ein. Am Himmel kreiste ein einsamer Vogel.
Durch das Unterholz brach ein abgemagerter Hakdal. Noch vor einem halben Jahrhundert galten die Hakdals als jagdbare Pflanzenschädlinge. Als das Fleisch dann knapp wurde, fand ein findiger Kopf heraus, daß Hakdals genießbar waren und entsprechend gewürzt sogar vorzüglich schmeckten. Jetzt gab es auf ganz Zannack nur noch einige zehntausend Exemplare dieser Tiergattung. Eine stattliche Zahl - und doch waren auch sie zum Aussterben verurteilt.
Dann war auf dem Bildschirm eine andere Szene zu sehen.
Fünf vermummte Gestalten tauchten zwischen den Bäumen auf.
„Sind das Wilderer, Horre?" fragte Layga erschrocken. „Sie tragen Schußwaffen - und sie legen Fallen aus."
Layga hatte recht. Die fünf Vermummten stellten Selbstschußapparate auf, spannten Netze in den Ästen der Bäume und über Fallgruben und legten sich mit schußbereiten Narkosegewehren auf die Lauer.
Und Millionen von Fernsehzuschauer auf ganz Zannack sahen ihnen dabei zu. Ich hätte in diesem Augenblick gerne Gisgos Gesicht gesehen, wenn er herausfand) daß die Übertragung aus der Naturschutzzone Süd stammte.
„Sie werden die Tiere töten, Horre!" rief Layga entsetzt.
„Es besteht kein Grund zur Besorgnis", versuchte ich sie zu beruhigen. „Meine Leute sind auf dem Posten. Die Jäger halten sich für unsichtbar und glauben nicht, daß sie beobachtet werden können."
„Unsichtbar?" staunte Layga.
„Ja, sie tragen Geräte, die die elektromagnetischen Wellen ablenken sollen, so daß sie optisch nicht auszumachen sind. Das gibt es."
„Davon wußte ich nichts. Das grenzt ja fast schon an Zauberei."
„Nur eine der vielen Möglichkeiten der modernen Wissenschaft.
Es gibt aber auch ein Gerät, der diesen Unsichtbarkeits-Effekt aufhebt. Aber mit dieser Möglichkeit rechnen die Jäger nicht.
Sie fühlen sich sehr sicher."
Die Szenen auf dem Bildschirm wechselten nun in schneller Folge. Die Kameras fingen Tierherden ein, die alle wie unter einem seltsamen Zwang einem gemeinsamen Punkt anstrebten.
„Wie locken die Jäger die Tiere an?" fragte.Layga schaudernd.
„Ultraschall", erklärte ich. „Die Sender der Fallen strahlen
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