0684 - Die falschen Itrinks
Obwohl er wußte, daß der Überfall auf die Naturschutzzone Süd stattfinden sollte, wollte er mich und meine Naturschutz-Truppen zur Zone Nord locken.
Aber er würde sich wundern.
Das war die beste Gelegenheit, Gisgo d'Everen zu Fall zu bringen.
„Horre, wann kommt endlich das Sonderprogramm ?"
Layga rutschte unruhig auf ihrem Fernsehsessel hin und her.
Sie stopfte unaufhörlich Algenplätzchen in den Mund und spülte sie mit Milchersatz hinunter.
„Gedulde dich doch, etwas, Schatz", vertröstete ich sie. „Das Sonderprogramm konnte nicht programmiert werden. In der Fernsehanstalt weiß man in diesem Augenblick wahrscheinlich noch nicht einmal etwas davon."
„Wie kannst du dann sicher sein...?"
„Wie oft soll ich es dir noch erklären", sagte ich seufzend. Ich bereute es fast, Layga vorzeitig eingeweiht zu haben. „Das Projekt ist geheim. Nicht einmal meine Leute wissen, warum sie zum Einsatz kommen. Ich habe die Vorbereitungen sogar ohne Wissen meines direkten Vorgesetzten getroffen."
„Wie aufregend!" Layga erschauerte in wohliger Gänsehaut.
„Wenn ich bedenke, daß ich außer dir die einzige bin, die über die bevorstehenden Ereignisse Bescheid weiß! Meine Freundinnen würden blaß vor Neid werden. Ich möchte sie am liebsten anrufen. Horre, du mußt mir diesen Triumph gönnen!"
„Nein!"
Sie zuckte zusammen.
„Entschuldige, daß ich dich angeschrien habe", bat ich. „Aber wenn ich sage, daß größte Geheimhaltung geboten ist, dann meine ich es auch so. Falle mir also nicht dauernd mit deinen Freundinnen auf die Nerven."
Layga schwieg schmollend.
Im Fernsehen wurde gerade ein Bericht über die Große Alogar-Wüste gezeigt, die Gründe für ihre Entstehung und Ausdehnung über den gesamten Kontinent wurden aufgedeckt - allerdings nicht mit der nötigen Objektivität.
Noch vor hundert Jahren - so war es in den Geschichtsbüchern nachzulesen - war Alogar ein blühender Kontinent gewesen.
Doch schon damals war der Grundstock für seine Verödung gelegt worden. Die Regierung hatte den größten Teil des Kontinents zum Sperrgebiet erklärt und dort Forschungsstationen, militärische Stützpunkte und Atommeiler errichten lassen. Nur ein kleines Gebiet um Cranschto, die heutige Naturschutzzone, war für die Bevölkerung als Erholungsgebiete frei zugänglich.
Im Sperrgebiet betrieb man die Ausrottung der Natur geradezu systematisch. Der Atom-Müll der Kraftwerke wurde unter der Planetenoberfläche einbetoniert und nicht in den Weltraum oder auf den vierten Planeten befördert.
Das ging nicht lange gut. Die Gebiete mit dem Atom-Müll wurden nach und nach radioaktiv verseucht. Pflanzen und Tiere starben aus. Anstatt diese Landstriche zu sanieren, wandelte die Regierung sie in Müllablageplätze um. Nun wurde der Müll, in der Mehrzahl Plastikabfälle, von ganz Zannack nach Alogar gebracht. Nach weiteren vier Jahrzehnten war der Kontinent eine einzige Wüste, in der kein Leben gedeihen konnte.
Die radioaktive Strahlung hatte in Zusammenwirken mit den organischen Abfällen und dem Kunststoffmüll seltsame Phänomene hervorgebracht - Mutationen. Die Abfälle begannen im Sinne des Wortes zu wuchern, sie vermehrten sich wie organische Lebewesen, etwa wie Einzeller. Es gab ganze Müllgebirge, die bereits bis über die Wolken hinausragten. Ihre Fundamente reichten bis tief unter die Planetenoberfläche und trieben ihre Wurzeln in die Naturschutzgebiete und vereinzelt bis zur Hauptstadt Cranschto vor.
Man hatte dem Vordringen dieser Müllmutationen durch verschiedene Methoden Einhalt zu gebieten versucht.
Die Wucherungen mit Gebirgscharakter waren bombardiert worden. Man hatte die Naturschutzzonen mit tief in den Boden getriebenen Betonfundamenten gegen das Vordringen des Mülls zu schützen versucht.
Doch erzielte man durch diese Maßnahmen nur Teilerfolge.
Die Betonfundamente hielten nur wenige Jahre und mußten ständig erneuert werden. Der Plastikmüll drang in die Betonwälle ein und sprengte sie auf. Die Bombardierung konnte das Wachstum des radioaktiven Bio-Plastik-Mülls in die Höhe zwar eindämmen, aber nicht zum Stillstand bringen. Und die Ausweitung der Müllwucherungen in die Tiefe war nicht genau festzustellen.
Man sprach davon, daß es sich mit dem Müll der Großen Alogar-Wüste wie mit einem Eisberg verhielt: Nur der geringste Teil seiner Masse ragte über die Oberfläche hinaus.
Wissenschaftler hatten errechnet, daß für die endgültige Vernichtung des radioaktiven
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