Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0684 - Die falschen Itrinks

Titel: 0684 - Die falschen Itrinks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
blumen, die einmal am Tag für wenige Augenblicke im Sonnenlicht standen. Und dort stand auch das Aquarium mit den elektronischen Fischen.
    Und in meinen Händen hielt ich noch die Blume, die ich gepflückt hatte, bevor ich durch die Tür ging. Sie duftete intensiv, aufdringlich. Sie war aus Plastik. Ich steckte sie Layga mit zitternden Fingern in den gefärbten Kopfflaum.
    „O Horre!" rief sie beglückt aus.
    Da wußte ich endgültig, daß der Traum von einer besseren Welt zu Ende war. Ich hatte die Spezialität des Hauses genossen, ein kurzes Glück, aus dem es jedesmal ein böses Erwachen gab.
    Es würde lange dauern, bis ich mich mit meinem Leben in der Kunststoffwelt zurechtfinden würde.
    Aber trotz dieser schrecklichen Nachwirkung würde ich wieder in den Klub gehen und wieder träumen. Ich war süchtig nach diesen verbotenen Träumen von Bäumen und Gräsern und Blumen und Kutschen mit vorgespannten Llongas und unübersehbaren Tierherden.
    In den Fernsehnachrichten kam gerade die Meldung durch, daß das letzte Llonga im Tiersanatorium von Cranschto verstorben war.
    Die Ärzte, die um das Leben dieses Tieres gekämpft und letztlich doch versagt hatten, waren nach dem Paragraphen soundso des Naturschutzrechtes auf der Stelle hingerichtet worden...
    „Sie sehen so verträumt aus, Horre", sagte Gisgo d'Everen.
    Ich wußte natürlich, daß er auf meinen Besuch im „Klub Natur" anspielte. Er war der einzige im Ministerium, der von meiner Schwäche wußte. Und damit hatte er mich in der Hand. Ein Wort von ihm, und ich wäre ein toter Mann gewesen.
    Ich hätte ihm für sein Schweigen dankbar sein müssen, doch ich haßte ihn. Ich hätte ihm dankbar sein müssen, daß er mich im Klub einführte, doch ich verdammte ihn deswegen. Er hatte mein Leben, meine Karriere zerstört und mich zum Verräter an meinen Idealen gemacht.
    Jedesmal wenn ich einen Gesetzesbrecher zur Strecke brachte, kam ich mir wie ein Mörder vor. Wie konnte ich über andere richten, wo ich mich selbst eines der furchtbarsten Verbrechens schuldig machte: dem Traum von der Vergangenheit!
    Der Augenblick, als Gisgo mich mit in den Klub nahm, ist mir noch gut in Erinnerung, so als sei es gestern gewesen.
    Er hatte mich zum Essen eingeladen. Dabei ließ er die Bemerkung fallen, daß ihm die Algenmenüs bereits zum Schnabel heraushingen. Ich sagte, daß wir froh sein könnten, wenigstens noch Algen in unseren toten Meeren züchten zu können. Algen seien der beste Ersatz für natürliche Produkte. Ein Llonga-Ersatz sei geschmacklich nicht von echtem Llongafleisch zu unterscheiden.
    Er lachte mich aus. Wie ich denn das wohl beurteilen wolle, wo ich in meinem Leben noch kein echtes Llongafleisch gegessen habe? fragte er. Und ob ich es einmal ausprobieren wolle?
    Das war der Anfang gewesen. Er führte mich in den „Klub Natur". Er war eingetragenes Mitglied und stellte mich als Freund vor. Und ich bekam tatsächlich echtes Llongafleisch serviert.
    Anfangs war ich nicht sicher, ob es sich nicht auch nur um einen Ersatz handelte. Aber es schmeckte doch ganz anders, als die Algen mit Llongageschmack, saftiger, frischer - einfach viel natürlicher. Und Gisgo schwor, daß es sich um Llongafleisch handle. Ich dürfte hierherkommen, sooft ich wollte, nur sei es verpönt, Fragen zu stellen.
    Ich fragte nicht - und kam immer öfter in den Klub. Gisgo begleitete mich nur noch einmal. Das war an dem Tag, als er mir anbot, mir die Spezialität des Hauses zu vermitteln.
    Das war mein erster Traum vom Paradies.
    Und ich war von diesem ersten Traum an süchtig nach weiteren Träumen.
    „Ich gehe nicht mehr hin", sagte ich, als ich nun Gisgo in seinem Büro gegenübersaß.
    Er öffnete den Schnabel weit und krächzte belustigt.
    „Das können Sie nicht, Horre. Sie kommen davon nicht mehr los."
    „Sie sind doch auch davon losgekommen, Gisgo", sagte ich.
    „Jedenfalls habe ich Sie schon seit Monaten nicht mehr im Klub gesehen."
    „Mit mir ist es etwas anderes. Und was Sie betrifft, Horre, Sie können nicht mehr zurück. Wenn Sie aus dem Klub austreten wollen, wäre das Verrat. Und für Sie käme es einem Todesurteil gleich. Machen Sie nicht so ein Gesicht. Freuen Sie sich lieber, daß Sie zu den wenigen Privilegierten gehören. Freuen Sie sich an den Träumen und lassen Sie die anderen im Müll ersticken.
    Wir verstehen uns doch,Horre?"
    Das war Erpressung. Gisgo war der einflußreichste Naturschützer von Cranschto, er hatte fast absolute Macht über die Stadt. Ich

Weitere Kostenlose Bücher