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0684 - Wald der toten Geister

0684 - Wald der toten Geister

Titel: 0684 - Wald der toten Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war gut so, denn plötzlich sah ich die Gestalt. Sie wandte mir zwar den Rücken zu, an ihrer Haltung erkannte ich aber den flüchtenden Phil Evans. Wenn ich ihn gesehen hatte, musste ihn sein Sohn ebenfalls entdeckt haben. Es kam jetzt darauf an, wer von uns beiden schneller war. Phil hatte dort Deckung gefunden, wo einige hohe Abfallkübel nebeneinander standen. Jetzt wollte er weg.
    Und er schlug die Richtung ein, die ihn auf das freie Feld führte.
    Eine verrückte Idee! Er konnte nicht schnell genug sein, um Mike entwischen zu können.
    Es hatte keinen Sinn, ihn anzurufen. Der scharfe Wind hätte mir die Worte von den Lippen gerissen.
    Aber nicht nur Mike und ich hatten Interesse an ihm.
    Nahe der Abfallkörbe waren Parktaschen eingezeichnet. Und von dort löste sich ein Wagen.
    Lang und schwarz war er. Vielleicht ein Mercedes oder ein Volvo, das konnte ich so genau nicht erkennen. Mir fiel nur auf, dass er das einzige Fahrzeug war, das ohne Licht fuhr.
    Der Fahrer beschleunigte. Noch Sekunden, dachte ich, dann musste er sich mit dem Flüchtenden auf gleicher Höhe befinden.
    Ich hetzte weiter, schräg über mir nahm Mike denselben Weg und hatte bereits an Höhe verloren.
    Da stoppte das Fahrzeug.
    An der rechten Seite flog die Fahrertür auf. Ich glaubte, einen Schrei zu hören.
    Er galt dem Flüchtenden, der hatte ihn auch verstanden, drehte sich um, und genau in dem Augenblick geschah es.
    Der Wind trug das hässlich klingende Knattern an meine Ohren. Es hörte sich an, als würden Erbsen auf ein Dach prallen, aber es waren keine Hülsenfrüchte, sondern der Klang einer Maschinenpistole, aus der die tödlichen Schüsse fielen.
    Phil Evans lief noch zwei Schritte. Ich schöpfte Hoffnung, dann stolperte er und fiel.
    Der Wagen fuhr an. Seine Pneus produzierten Schreie auf dem Asphalt, und ich wusste plötzlich, dass es weder Mike noch mir gelingen würde, Phil Evans zu retten…
    ***
    Um hinter dem Fahrzeug herzufeuern war die Entfernung zu groß. Außerdem hütete sich der Fahrer, das Licht einzuschalten. Als düsterer Schatten auf vier Rädern jagte er weiter in die Grauzone des Parkplatzes hinein und verschwand.
    Ich schaute während des Laufens zum Himmel. Mike hatte mich längst überholt. Jenseits der Abfalltonnen senkte er sich nach unten, fiel dem Boden entgegen und lief die letzten Schritte aus.
    Als ich ihn erreichte und durch die aufgeweichte und klatschnasse Erde stampfte, da hockte er neben seinem Vater, hatte dessen Kopf angehoben und in seinen Schoß gelegt.
    Ich schaute ihn an. Schmerz zeichnete sein Gesicht, Tränen liefen aus den Augen.
    »Muss ich über Schuld reden, Mike? Du bist erwachsen, du hättest dich auf seine Seite stellen müssen, aber so hast du ihn in die Flucht und damit ins Verderben getrieben.«
    Er sagte nichts, schluckte nur und gab mir damit die Gelegenheit, mich um Phil zu kümmern.
    Diese feigen Schweinehunde hatten ihn in den Rücken geschossen. Er war von mehreren Kugeln erwischt worden. Er hatte nicht den Hauch einer Chance gehabt.
    Jemand hatte schneller reagiert. Eine dritte Gruppe, und ich ahnte, wem ich das verdankte.
    Phils Gesicht sah so schrecklich bleich und teigig aus. Die Lippen darin waren kaum zu erkennen.
    Nur gegen das Kinn war aus einer Brustwunde Blut gespritzt.
    »Er hätte nicht so enden müssen, Sinclair.«
    »Das sagst du, Mike?«
    »Ja, das sage ich.«
    »Was hättest du denn mit ihm vorgehabt?«
    Er schwieg zunächst und wich etwas zurück, ohne die Haltung zu verändern. Sehr behutsam hielt er den Kopf seines Vaters dabei fest, bevor er ihn langsam ins nasse Gras sinken ließ und mit einer letzten zärtlichen Geste Abschied nehmend über sein Gesicht strich. Für einen Moment starrte er ins Leere, die Flügel zusammengepresst. Sie gaben seinem Körper ein unförmiges Aussehen.
    »Es sind die Zeiten der Abrechnung!«, flüsterte er gegen den Wind, der scharf über die flache Landschaft blies, sodass ich Mühe hatte, ihn zu verstehen. »Mandragoro hat Recht behalten. Es werden die Stürme kommen, aber ich werde mich von ihnen tragen lassen und sie in einen Orkan der Rache verwandeln.«
    Plötzlich schnellte er hoch und breitete gleichzeitig seine Schwingen aus.
    Auch ich blieb nicht hocken. Ich wollte ihn packen, reckte beide Arme, doch mein Sprung reichte nicht aus. Er hatte bereits einen zu großen Vorsprung gewonnen.
    Ich ließ die Waffe stecken, die Entfernung vergrößerte sich von Sekunde zu Sekunde, seine Geschwindigkeit ebenfalls. Er war

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