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0684 - Wald der toten Geister

0684 - Wald der toten Geister

Titel: 0684 - Wald der toten Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geschossen. Beim nächsten Mal würde der neben ihm sitzende Jorge Litowski an der Reihe sein.
    Er hieß nur »der Pole«, obwohl er mit diesem Land überhaupt nichts zu tun hatte. Wie er an seinen Nachnamen gekommen war, wusste er selbst nicht. Das interessierte ihn auch nicht.
    Sie trugen Handschuhe, wollten nur bis zur nächsten Abfahrt und dort wieder runter vom Motorway, um in den anderen Wagen zu steigen, den sie in der Deckung einer Scheune abgestellt hatten, nicht weit vom Ortsrand eines kleinen Dorfes entfernt.
    Svensson hatte das Radio eingeschaltet. Kommentare, Interviews und Musik wechselten sich ab, aber es kam keine Meldung über den Mord am Rastplatz durch.
    »Die werden sich daran die Zähne ausbeißen«, sagte Litowski. »Hoffentlich.«
    »Welche Waffe hast du genommen?«
    »Eine tschechische.«
    »Irgendwo registriert?«
    Svensson grinste. »Höchstens im Libanon. Wir könnten sie später noch einmal einsetzen.«
    »Aber nicht hier.«
    »Versteht sich.«
    Sie schwiegen in den nächsten beiden Minuten. Zu zweit beobachteten sie den laufenden Verkehr und hatten sich seinem Schwung angepasst. Nur nicht auffällig verhalten, das war ihre Devise.
    Entdecken konnten sie nichts. Es gab keine Verfolger, die ihnen im Nacken saßen, alles lief ruhig und glatt ab.
    Aber Jorge Litowski war trotzdem nicht zufrieden. An seinem Mienenspiel war es zu erkennen.
    Sehr oft bewegte er seinen Mund oder strich über das dicke Fleisch an seinen Wangen. Die Haare hatte er bis auf einen Rest am Hinterkopf verloren, wo sie einen Kranz bildeten. Deshalb trug er immer einen flachen Hut mit dunkler Krempe und einem helleren Band.
    »Was hast du?«
    »Im Prinzip nichts.«
    »Aber?«, fragte Svensson. Er blieb auf der linken Seite, weil die Abfahrt bald erscheinen musste.
    »Da ist etwas gewesen, Svensson. Wenn du mich jetzt fragst, was es genau war, kann ich dir keine Antwort geben. Aber ich habe mich verdammt genau beobachtet gefühlt.«
    »Von wem?«
    »Das weiß ich eben nicht.«
    Svensson setzte den Blinker. »Verdammt noch mal, du musst doch etwas wissen.«
    »Nein.«
    »Warum bist du dann sauer?«
    Litowski grinste für einen Moment und wischte seine schweißfeuchten Handflächen an den Hosenbeinen trocken. »Weil ich es nicht erfassen kann. Ich war und bin auch jetzt noch der Meinung, dass jemand den Mord beobachtet hat.«
    »Aber kein Mensch?«
    »Nein.«
    Svensson lenkte den Wagen in die schmaler werdende Straße der Ausfahrt. Er lachte dabei. »Könnte es sein, dass dich ein Geist erschreckt hat, Jorge?«
    Litowski widersprach nicht einmal, er dachte sehr ernst nach. »Ein Geist nicht, vielleicht ein Schatten.«
    Sie stoppten für einen Moment an der Querstraße, weil sie zwei Radfahrer passieren lassen mussten.
    Svensson schaute den Kumpan mit seinem Eisblick an. »Du meinst tatsächlich einen Schatten?«
    »Ja.«
    »Und wo soll der gewesen sein?«
    »In der Nähe. Über uns, unter uns, ich kann es dir nicht genau sagen.«
    »Ja, ein Vogel.« Svensson startete und bog nach rechts ab.
    »Wenn, dann ein verdammt großer.« Litowski hob die Schultern. Er beugte sich im Sitz vor, um besser aus dem Wagen schauen zu können. Der Himmel hatte sich noch nicht wieder erhellt. Nach wie vor segelten düstere Wolkenberge über ihn hinweg. Dazwischen erschienen hellere Flächen, die fast so aussahen wie große Glasstücke.
    Schatten waren ebenfalls vorhanden. Sie aber bestanden aus Wolken, die sich an manchen Stellen tiefer gesenkt hatten, als wollten sie über die Wipfel der Bäume streifen. Dazwischen ragte ein Kirchturm hoch. Er zeichnete sich in der Luft überdeutlich ab. Man konnte sie als regenklar beschreiben.
    Dort lag bereits der kleine Ort, zu dem die Scheune gehörte. Litowski suchte den Schatten, fand ihn aber nicht und glaubte Svensson schließlich, der von einer Einbildung gesprochen hatte.
    »Schätze, ich werde alt.«
    »Ist in unserem Job gefährlich.«
    »Weiß ich.«
    »Und aussteigen kannst du nicht so leicht.«
    »Doch.«
    »Wie denn?«
    Litowski grinste. »Dann fahre ich nach Polen und verstecke mich dort in einem Heuhaufen.«
    »Viel Spaß.«
    Die beiden Killer fuhren nicht ganz bis an den Ort heran. Zwar konnten sie das Panorama schon sehen, aber nicht weit entfernt zweigte der Feldweg ab, der die Wiesen und Acker durchschnitt und an der Scheune vorbeiführte.
    Dort stand der Opel Vectra.
    Mit ihrem Volvo holperten sie über die schlechte Wegstrecke. Der Boden war durch den heftigen Regen aufgeweicht und

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