0684 - Wald der toten Geister
zu?«
»Ja.«
Suko atmete innerlich auf. Einen Schritt war er weitergekommen. Er hoffte, dass Mandragoro ihn auch die anderen sehen ließ, denn letztendlich wollte er auch die Verdammten der Nacht von ihrem schaurigen Fluch befreien. Sonst würden sie für immer im Reich des Dämons verschollen bleiben.
Er hatte von einer Nebelgrenze gesprochen. Bisher war sie verschwunden geblieben, nun bekam Suko sie zu Gesicht Es war schon ein unheimlicher Vorgang, wie sie es schaffte, sich vorzuschieben. Sie wallte und rollte lautlos über den Boden, sie drang in der gesamten Waldbreite in jede Lücke, es gab kein Hindernis, das sie hätte aufhalten können.
So sehr sich Suko auch darum bemühte, sie mit den Blicken zu durchdringen, es gelang ihm nicht.
Die Welt dahinter, das eigentliche Reich Mandragoros, blieb Suko verschlossen.
Und trotzdem sah er etwas.
Mandragoro hielt sein Versprechen, denn innerhalb der Nebelbank bewegten sich zwei schemenhafte Gestalten. Sie sahen aus, als wären sie aus der Tiefe des Raumes gekommen. Sie gingen, aber sie schienen den Boden nicht zu berühren. Es sah aus, als würde sie der dichte Nebel tragen und gleichzeitig voranschieben.
Sie kamen näher.
Noch umspielt von den hellen Wolken.
Jane Collins trug ihre Kleidung - Brenda Evans war nackt.
Sie empfand keine Scham darüber, sie bewegte sich mit einer ungezwungenen Natürlichkeit, und Suko sah wenig später auch den Grund für die Nacktheit.
Kleidung hätte die aus den Armen wachsenden und jetzt zusammengefalteten Flügel nur gestört.
Deshalb musste sie so gehen, und sie hielt ihren Arm so weit vom Körper gespreizt, dass sie die Hand der Detektivin berühren konnte.
Sie sahen aus, als wollten sie sich gegenseitig Mut machen, und sie verließen mit den nächsten beiden Schritten die andere Welt, um einzutauchen in den sterbenden Wald.
Sofort zog sich auch der Nebel zurück, als gehöre er nicht mehr dorthin.
»Jane…«
Suko hatte nur leise gerufen. Er sah aber, wie Jane erschrak und sich ihr suchender Blick auf einen Punkt konzentrierte, auf die Richtung, aus der sie angesprochen worden war.
»Suko…?«
»Sicher, wer sonst!«
Jane blieb stehen. Ihre Begleiterin ging noch einen Schritt vor, dann hielt auch sie.
Suko hatte Brenda Evans bisher noch nicht zu Gesicht bekommen. Er sah eine Frau mit sehr guter Figur und einem Gesicht, das einen verklärten Ausdruck zeigte, als hätte sie alle Schönheiten der Welt in den letzten Minuten gesehen.
»Geh zu ihm!«, flüsterte Mandragoro. »Geh hin. Du kannst diese Welt hier verlassen.«
Jane wusste, dass die Worte ihr galten. Sie hatte sich gut in der Gewalt und sich über Mandragoros Anblick nicht einmal äußerlich überrascht gezeigt. »Was ist mit Brenda?«
»Sie bleibt!«
»Das will ich nicht. Wir sind zusammen gekommen, wir werden gemeinsam wieder gehen.«
»Nein. Sie ist eine Verdammte der Nacht. Ich habe sie in diesen Kreis aufgenommen. Sie wird dasselbe Schicksal erhalten wie ihr Sohn. Ich lasse sie hin und wieder frei, damit sie sieht, wie in ihrer Welt die Natur auch weiterhin zerstört wird. Dann wird sie gern wieder zu mir zurückkehren.«
»Stimmt das?«, fragte Jane laut.
Brenda wusste nicht, was sie antworten sollte. Sie hob die Schultern, eine Geste der Verlegenheit.
Und Mandragoro entschied für sie. »Sie bleibt!« Seine Stimme veränderte sich.
Wie ein dumpfes Raunen grummelte sie durch den toten Wald, sodass die abgestorbenen Zweige erzitterten.
Suko befürchtete, den Bogen überspannt zu haben. Indirekt stimmte dies auch, denn der Dämon bewies in den folgenden Sekunden, dass er diese Welt beherrschte! Er schickte seine Befehle auf gedanklicher Ebene, und die Natur gehorchte ihm.
Über Brenda Evans senkte sich ein Ast. Eigentlich hätte er knacken müssen, doch er blieb am Baum haften, und einen Moment später peitschte er gegen ihren Kopf.
Jane stand in Brendas Nähe. Sie hatte die letzte Phase des Angriffs mitbekommen und sah, wie Brenda zur Seite gestoßen wurde. Sie wollte hin und zugreifen, aber der Ast schnellte in dem Augenblick zurück, als die Detektivin vorsprang.
Sie hatte nicht damit gerechnet, konnte nicht mehr ausweichen und wurde an der Stirn getroffen.
Vor ihren Augen blitzte es auf, sie verlor die Orientierung und klammerte sich an einem normalen Ast fest.
Suko stand zu weit entfernt, um eingreifen zu können. Außerdem hätte er dann gegen Mandragoro vorgehen müssen, und das war nicht möglich. Er konnte das Gesicht
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