Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0685 - Monster-Town

0685 - Monster-Town

Titel: 0685 - Monster-Town Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
eingerichtet war wie eine Küche. Allerdings eine Küche mit älteren Möbeln und nicht so steril und modern.
    Eigentlich hätte sie das Haus jetzt fluchtartig verlassen müssen, aber ihre Neugierde war stärker.
    Deshalb ging sie auf die Küche zu. Sie war hoch sensibel geworden. Lauschte auf jeden ihrer Schritte, den sie sehr genau hörte, weil sich unter ihren Füßen die alten Holzbohlen des Bodens bewegten.
    An der Tür blieb sie stehen. Die Stirn hatte sie in Falten gelegt. Ein Gefühl hielt sie davon ab, die Tür einfach aufzurammen und die Küche zu betreten.
    Sollte sie, sollte sie nicht?
    Sie tat es trotzdem. Der leichte Druck ließ die Tür nach innen schweben. Dabei lauschte sie dem Knarren der Angeln. Es hörte sich an, als würde das Holz gefoltert.
    Der Blick in die Küche war frei. Tricia wunderte sich über die verhältnismäßig großen Ausmaße.
    Unter der Decke war eine Leiste befestigt und daran Haken, an denen Pfannen, Töpfe und Tiegel hingen. Sie waren aus Kupfer. Rechts sah sie ein Regal. Geschirr stand darin. Kein feines Porzellan, sondern dickes Steingut, es paßte besser hierher.
    Der Tisch war quadratisch, aus dickem Holz gefertigt und stand auf klumpigen Beinen. Zwei Stühle zeigten ein buntes Muster an den Sitzflächen und Rückenlehnen.
    Links zog sich die Arbeitsplatte hin. Dort waren auch der Ofen, der Kühlschrank und die Geschirrspüle integriert.
    Aber das alles übersah Tricia. Ihr Blick galt einzig und allein der Gestalt, die parallel zur Küchenzeile auf dem Rücken lag.
    Es war eine Frau, ungefähr fünfzig. Das mußte Helen Thorpe sein. Und sie war tot…
    ***
    Warum schreie ich nicht? dachte sie. Warum öffne ich nicht den Mund und brülle?
    Sie stellte sich die Fragen und kannte den Grund selbst nicht. Sie rührte sich nicht vom Fleck, starrte auf die Tote und kam sich vor, als wäre sie in einen Kokon eingewickelt, der es ihr nicht ermöglichte, sich zu bewegen.
    Die Frau lag so, daß das Restlicht ihr ins Gesicht fiel und sich dicht unter dem Hals verlor. Sie hatte die Augen verdreht, als hätte sie noch einen letzten Blick auf das hinter ihr liegende Fenster werfen wollen.
    Tricia konnte sich endlich bewegen. Sie glaubte sogar, das Knacken ihrer Knochen zu hören, als sie den ersten, zögernden Schritt auf die Gestalt zuging.
    Aus der Distanz hatte die Tote ›normal‹ ausgesehen. Jetzt, aus der Nähe, stellte Tricia fest, daß sie sich geirrt hatte. Mit dieser Person war etwas geschehen. Und zwar in den letzten Sekunden ihres Lebens. Da mußte sie etwas, mitgemacht haben, das sich Tricia nicht erklären konnte.
    Sie sah erst einmal kein Blut. Aber das andere war ebenfalls schrecklich genug, denn die Haut der Toten zeigte einen Blauschimmer, als hätte sie zahlreiche Blutergüsse erhalten. Der Druck schien zudem von innen gekommen zu sein, und er hatte in diese Haut derartige Beulen hochgedrückt.
    Tricia traute sich nicht, die Leiche zu berühren. Sie stand neben der Toten und schaute auf sie herab, schaute in die Augen, die zu blassen, starren Kugeln geworden waren.
    Furchtbar.
    Was war mit Mrs. Thorpe geschehen? Wie hatte sie auf diese Art und Weise umkommen können?
    Und noch etwas fiel ihr auf. Die linke Hand der Frau war zur Faust geballt, aber aus ihr hervor schaute etwas Weißes, der Rest eines Zettels, den sie noch im Tod umklammert hielt.
    Vielleicht eine Nachricht?
    Bei Tricia besiegte Neugierde die Angst. Dieser Zettelrest konnte durchaus eine Botschaft und Nachricht sein, die mithalf, dieses Rätsel der Stadt aufzuklären.
    Sie bückte sich und merkte dabei, wie sehr ihre Knie zitterten. Selbst diese simple Bewegung fiel ihr schwer. Sie ängstigte sich davor, die Haut der Toten zu berühren. Irgendwie hatte sie den Eindruck, als könne sie sich damit anstecken.
    Mit spitzen Fingern berührte sie den Zettel. Er rutschte, bewegte sich. Demnach war die Faust doch nicht so fest geschlossen, wie sie angenommen hatte.
    Und was war mit Clive Donovan?
    Beim Anblick der Toten hatte sie sich an ihn erinnert. Das Schicksal der Frau war grauenhaft. Die erste Tote in Rockwell. Die Stille der Häuser, war es die Stille des Todes? Lebte niemand mehr in Rockwell? Sie fürchtete sich plötzlich vor der Wahrheit, aber sie ließ das Papier nicht los und zerrte daran.
    Es rutschte aus der Faust. Noch ein Ruck, dann hielt sie den Zettel in der Hand, der völlig zerknittert war und nur aus Falten zu bestehen schien.
    Tricia richtete sich auf und wandte sich von der Leiche ab,

Weitere Kostenlose Bücher