0685 - Tod aus der Tiefe
verdammte Sklaventreiber, war in seiner Kapitänskajüte mit Luxusausstattung verschwunden. Vor ein paar Tagen hatte Präger mal die Gelegenheit gehabt, einen Blick hinein zu werfen. Alles vom Feinsten, hochfloriger Teppich, Edelholzmöbel, eine Stereo- und TV-Anlage, die mindestens 30000 Mark gekostet haben musste, das Bett in Überbreite, so dass auch zwei Personen drauf paßten, eine Mini-Küche - der Halunke, der mit seinem Pfeifenqualm die Umgebung verpestete, lebte gar nicht schlecht. Die Mannschaftskabinen waren dagegen verdammt spartanisch ausgestattet. Und vermutlich bekam Munro auch ein Schweinegeld von der Chefin dafür, dass er die anderen Crew-Mitglieder herumscheuchte und sie schuften ließ, während er selbst sich höchstens mal dazu herabließ, auf ein paar Knöpfchen zu drücken.
Dass die anderen sich das schon so lange gefallen ließen, verstand er nicht. Er selbst war angeheuert worden, weil jemand von der früheren Crew einen Unfall erlitten hatte und vermutlich nie wieder zur See fahren würde. Präger konnte sich unschwer vorstellen, wer die Schuld an diesem Unfall trug - der Skipper, der den Mann bestimmt zu schnellerem und damit fahrlässigerem Arbeiten gezwungen hatte. Auch dass niemand mit Präger über diesen Unfall reden wollte, sprach doch schon Bände!
Munro hatte es den anderen verboten, klar!
Auf den Gedanken, dass es vielleicht, an ihm selbst lag, dass die anderen nur das Nötigste mit Präger redeten, kam er nicht. Auch dass es vielleicht an seiner Art zu arbeiten lag, dass Munro ihn häufig zurechtwies… denn er war durchaus in der Lage zuzupacken, aber er wollte dafür klare Anweisungen. Und wenn andere ihm zuvorkamen, warum sollte er sich dann noch hinzugesellen, wenn er doch sah, dass die das auch allein schafften?
Sonst kam er vielleicht noch in den Verdacht, anderen die Arbeit wegnehmen oder sich beim Skipper durch besonders übereifrigen Einsatz anbiedern zu wollen! Dass dann die Anweisungen Munros recht schroff erfolgten, verstand Präger absolut nicht. Es zeigte ihm nur, dass der Captain überhaupt nichts von Menschenführung verstand. Der Bursche war völlig fehl am Platz.
Aber er war der Captain, und so würde wohl eher Präger irgendwann das Feld räumen müssen. Dabei hatte er anfangs gehofft, hier bis zur Rente bleiben zu können, bei recht guter Bezahlung auf einem kleinen Schiff, auf dem die Arbeit im überschaubaren Rahmen blieb. Immerhin, mit sechs Mann Besatzung einschließlich des Captains war die 35-Meter-Yacht schon ziemlich überbesetzt. Auf anderen Booten dieser Größe taten zwei, höchstens mal drei Leute Dienst.
Tja, aus der Sache würde hier wohl nichts mehr werden. Präger hoffte zwar, Munro noch irgendwie ans Bein pinkeln zu können, aber der Skipper hatte hier Heimspiel. Zumal die Chefin auch fast ständig an Bord war und all das tolerierte, was der Halunke sich der Crew gegenüber herausnahm. Zumindest hatte er noch nicht erlebt, dass sie ihn zurechtgewiesen hätte.
Am liebsten hätte er diesen arroganten Fatzke einfach über Bord geworfen.
Aber warum sollte er sich die Hände an dem Mann schmutzig machen? Er würde noch zwei, drei Fahrten mitmachen, um ein bisschen Geld auf die hohe Kante legen zu können, und dann wieder abmustern. Bis dahin musste er sich zähneknirschend damit abfinden, ständig schikaniert und herumgescheucht zu werden. Das Leben war nun mal leider kein Paradies.
Paradiesisch war nur diese Fahrt zumindest in einer Hinsicht - die gestern und heute fast ständig splitternackt an Deck herumlaufenden Mädels waren die reinste Augenweide. Sogar die Chefin hatte sich komplett ausgezogen. Dass sie eine Prachtfigur besaß, hatte er natürlich vorher schon gesehen, wenn sie im knappen Badeanzug oder Tanga aufgekreuzt war. Aber bei dieser Geburtstagsfeier war sie dann wohl richtig ausgeflippt.
Aber vor allem hatten es ihm die beiden Blondinen angetan, die nicht voneinander zu unterscheiden waren. Beim Klabautermann - waren die heiß! Und heute, am Tag nach der Feier, dachten sie auch noch nicht im Traum daran, sich etwas anzuziehen.
Diese Fahrt konnte ruhig eine kleine Ewigkeit dauern!
Vor einer Dreiviertelstunde war der Blonde mit dem Zottelhaar und dem unaussprechlich langen Namen - irgendwas mit ›Grüf‹ und ›Landriss‹ hatte Präger verstanden, als gestern die Geburtstagsgäste vorgestellt worden waren - in Munros Kabine geschlichen. Bis jetzt war er noch nicht wieder aufgetaucht. Präger fand das schon etwas seltsam,
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