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0685 - Tod aus der Tiefe

0685 - Tod aus der Tiefe

Titel: 0685 - Tod aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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immer noch an diesen Ort gebunden waren.
    Er sah sie.
    Auf seine ganz spezielle Weise, die niemand sonst nachvollziehen konnte. Ty Seneca war in der Lage, Gespenster zu sehen - im wahrsten Sinne des Wortes.
    Gespenster waren sie auch in der Wasser-Tiefe, die Seelen der Besatzung, die damals an dieser Stelle ihr Ende gefunden hatte. Er fühlte, dass sie auch ihn erkannten und dass sie Verbindung zu ihm aufnehmen wollten.
    Er blockte sofort ab.
    Sekunden später erkannte er, dass das ein Fehler gewesen war. Er hätte sie ignorieren sollen; sie konnten ihn nicht berühren. Sie besaßen keine Macht und keine Kraft. Sie existierten nur, weil der Dämon es ihnen nicht verboten hatte. Vielleicht weidete er sich sogar an ihrer Seelenqual, vielleicht aber ignorierte er sie völlig. Seneca wusste es nicht, aber er wusste, dass ihr Schicksal ihn nicht interessieren durfte. Sie hatten damals ihre Pflicht getan, getreu bis in den Tod.
    Und über den hinaus konnte er ihnen nicht helfen.
    Denn er wollte sich niemandem verpflichten.
    Deshalb hatte er abgeblockt. Doch das war jemandem aufgefallen.
    Er konnte fast körperlich spüren, wie jemand sich für ihn interessieren begann.
    Sofort versuchte er wieder unauffällig zu werden. Aber das Fremde drängte nach, tastete nach ihm, forschte und suchte. Über kurz oder lang würde es finden.
    Und das, bevor er das Wrack fand.
    Gut, »fand« war das falsche Wort. Wo es lag, wusste er ja, und hier unten wiesen ihm die Gespenster der Toten ohnehin den Weg. Aber er hatte sich schon einmal genauer umsehen wollen, um herauszufinden, welche Bereiche ignoriert werden konnten und welche wichtig waren.
    Damit wollte er die anderen überraschen.
    Und damit, wo der Dämon sich verkroch und somit zu finden war.
    Aber das funktionierte nicht.
    Der Dämon hatte ihn gefunden.
    Plötzlich sah Seneca ihn.
    Sah dieses verdammte Ungeheuer, das ihn damals sein Schiff gekostet hatte. Und das Leben seiner Besatzung.
    Diese gigantische, überdimensionale Qualle, die in der Dunkelheit leuchtete und ihre feuerrot glühenden Nesselfäden nach ihm ausstreckte. Er griff zum E-Schocker und feuerte ihn ab. Das bläuliche Blitzgewitter fuhr durch das Wasser, griff nach dem Quallendämon, verfing sich in den Nesseln. Der Dämon zuckte, und ein Teil von ihm begann greller zu leuchten und zu flackern. Dann war es wieder vorbei.
    Die Dosis reichte nicht, ihn vorübergehend unschädlich zu machen.
    Dann würde das Messer mit dem Silber-Überzug wohl auch nicht viel bringen. Seneca stieß sich ab, glitt aufwärts. So schnell er es verantworten konnte. Er hoffte, dass der Dämon die gleichen Probleme mit dem Druckunterschied hatte. Immerhin war er körperlich manifestiert.
    Der Xull war schnell. Er glitt durch das Wasser, als böte es ihm keinen Widerstand. Seine Nesselfinger berührten Seneca schon fast.
    Der Abenteurer drehte und wand sich, um jedem Angriff zu entgehen. Das hielt ihn auf. Sicher hätte er schneller auftauchen können - aber das hätte ihn auch erledigt. Die Auswirkungen der Dekompression hätten ihn für Tage ausgeschaltet. Er wäre nicht einmal mehr ohne fremde Hilfe zurück an Bord der SEASTAR II gekommen. Und wer hätte ihm helfen sollen? Er hatte doch sorgsam darauf geachtet, dass niemand etwas von seinem nächtlichen Ausflug mitbekam!
    Noch zweimal, dreimal feuerte er den Schocker ab, mit maximaler Leistung, und wunderte sich selbst, dass die elektrischen Entladungen nicht vom Wasser auf ihn selbst zurückgelenkt wurden. Das Sicherheitsprinzip, das dahinter steckte, verstand er nicht - rein technisch gesehen. Wenn er einen Fön in die Badewanne fallen ließ, war er tot - wenn er den Schocker in der Badewanne unter Wasser abfeuerte, passierte nichts dergleichen…
    Elektrizität war doch Elektrizität! Aber offenbar hatten die Ewigen, die diese Waffe ursprünglich konstruierten, das etwas anders gesehen.
    Vielleicht - durchfuhr es ihn, war es auch ganz anders, und es kam auf die Verteilung der elektrischen Energie an? Man lasse den am häuslichen Stromnetz hängenden Fön nicht in die Badewanne, sondern in den Ozean fallen - welche Wirkung erzielte er dann? Konnte die Elektrizität dann noch jene konzentrierte Wirkung entfalten, oder verteilte und verlor sie sich im Unendlichen der Weltmeere?
    Schließlich gaben ja auch Zitteraale Stromstöße ab, ohne dass gleich alles Leben im Wasser abstarb!
    Seneca war kein Physiker, aber er sah in dieser Überlegung eine Erklärung dafür, dass sein Schocker nicht

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