0687 - Begegnung im Chaos
nicht gewöhnt, sich über solche Ereignisse Gedanken zu machen. Sie würden Mascotsch bald vergessen haben.
Der junge Artmacc verließ die Kabine. Draußen im Gang stieß er auf Kergatsch, einen jungen Mann, der zu seinem Freundeskreis gehörte. Kergatsch war auch mit Mascotsch befreundet gewesen.
„Ich war gerade auf der Suche nach dir", sagte Kergatsch aufgeregt. „Ich ahnte, daß du bei Mascotsch in der Kabine sein würdest. Was ist geschehen?"
„Ich weiß es nicht", antwortete Gortsch bedrückt. „Ich glaube jedoch, daß er Mascotsch getötet hat. Ich habe kurz mit Mascotsch gesprochen. Er wollte seine Position als Erster Berater aufgeben.
Er sprach von einer geplanten Reise. Vielleicht ist das der Grund, warum er sterben mußte."
„Schrecklich!" stieß Kergatsch hervor. „Wir müssen irgend etwas tun." Keine noch so aufsehenerregende Handlung würde Mascotsch ins Leben zurückrufen. Wäre Mascotsch noch am Leben gewesen, hätte er sie auch bestimmt vor unüberlegten Taten gewarnt.
„Taccatsch wünscht dich zu sprechen", sagte Kergatsch dumpf.
„Ich vermute, daß er dich an Mascotschs Stelle zum Berater berufen will."
„Er weiß überhaupt nichts von mir!" wehrte Gortsch ab.
„Mascotsch könnte ihm von dir berichtet haben." Kergatsch warf ihm einen prüfenden Blick zu. „Wirst du gehen?"
Gortsch antwortete nicht sofort. Er ahnte, daß er am Scheideweg stand. Er konnte sich in die Zentrale begeben und von nun an für Taccatsch arbeiten.
Würde er dazu in der Lage sein?
In seinem Bewußtsein formte sich eine Idee. Ebensogut konnte er anstelle Mascotschs das Schiff verlassen und eine Reise unternehmen.
Irgendwohin!
Er wandte sich an Kergatsch.
„Du bist mein Freund", sagte er. „Würdest du mich begleiten?"
„Warum sollte ich mit dir in die Zentrale gehen?" fragte der andere. „Taccatsch würde mich wahrscheinlich davonjagen. Ich habe dort nichts zu suchen."
Gortsch starrte ins Leere.
„Ich dachte nicht an die Zentrale", verkündete er leise. „Ich will Mascotschs Reise antreten. Ich werde dieses Schiff verlassen.
Ich werde das Imperium verlassen."
Kergatsch wich unwillkürlich zurück.
„Bist du verrückt?" entfuhr es ihm. „Wohin willst du dich wenden?"
Gortsch wußte darauf keine Antwort „Nein", sagte Kergatsch. „Ich kann dich nicht begleiten, weil ich in einer solchen Reise keinen Sinn sehe. Du kennst die Geschichten von solchen Unternehmungen, die früher durchgeführt wurden. Noch nie ist ein Artmacc lebend von einer Reise zurückgekehrt"
„Dann bitte ich dich, niemanden zu sagen, was ich vorhabe."
Gortsch warf sich herum und ließ Kergatsch einfach stehen.
Wenn er seinen Plan noch verwirklichen wollte, mußte er sich beeilen.
Gortsch begab sich zu dem Lager, wo die artmaccische Besatzung ihre Schutzanzüge aufbewahrte. Dort hielt sich ein alter Artmacc auf, der jedoch keine Fragen stellte. Gortsch schob sich in den Anzug hinein und verschloß ihn sorgfältig. Dabei lauschte er angespannt auf Interkomsendungen. Er wunderte sich, daß Taccatsch ihn bisher noch nicht ermahnt hatte.
Gortsch wählte einen schmalen Gang, von dem er wußte, daß er fast immer verlassen war. Das war der sicherste Weg, um unbemerkt zu einer Schleuse zu gelangen. Es gab mehrere kleine Schleusen, die selten besetzt waren. Eine davon wollte Gortsch benutzen, um das Zentralschiff des Imperiums zu verlassen. Danach würde alles ein Kinderspiel sein. Er würde an Bord eines artmaccischen Schiffes gehen und davonfliegen.
Bevor im Zentralschiff jemand begreifen würde, was geschehen war, konnte Gortsch bereits verschwunden sein.
Niemand würde ihn einholen.
Gortsch erreichte das Ende des Ganges und spähte in den Hauptkorridor hinaus. Niemand war in der Nähe der Schleuse.
Der junge Artmacc spürte, daß er am ganzen Körper zitterte.
In diesem Augenblick knackten die Interkomanschlüsse.
„Gortsch in die Zentrale! Gortsch in die Zentrale!" rief jemand.
Das mußte einer der Berater gewesen sein, denn Taccatschs Stimme hätte Gortsch unter vielen anderen erkannt.
Gortsch erreichte die Schleuse und begab sich ohne Zögern in die Druckkammer. Wenige Augenblicke später schwebte er außerhalb des Schiffes. Er wußte genau, wo die Artmaccischen Schiffe an der Außenhülle verankert waren, und er wußte auch, welches davon im besten Zustand war.
Seit er das Zentralschiff verlassen hatte, war seine Erregung abgeklungen. Er hatte jetzt einfach keine Zeit mehr, über Mascotsch Tod
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