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0687 - Begegnung im Chaos

Titel: 0687 - Begegnung im Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nachzudenken. Von nun an mußte jede Handlung überlegt sein.
    Gortsch schwebte über die Hülle der stählernen Kugel. Sein Körper machte eher den Eindruck eines BalIons als den eines lebenden Wesens. Schräg „unter" ihm wurden drei Kastenschiffe sichtbar. Gortsch korrigierte seine Flugbahn. Er flog jetzt so dicht am Zentralschiff, daß er fast die Hülle berührt hätte.
    Ein viertes Kastenschiff geriet in sein Blickfeld.
    Das war sein Ziel!
    Er erreichte es unangefochten und schleuste sich ein.
    Als er im Pilotensitz kauerte, kam ihm zum erstenmal zu Bewußtsein, daß er im Begriff war, eine Wahnsinnstat zu vollbringen.
    Was wollte er überhaupt erreichen? Wohin sollte er sich wenden?
    Zum erstenmal dachte er an eine Umkehr. Dann gab er sich einen Ruck. Für eine Rückkehr war es jetzt schon zu spät. Er würde fortführen, was er einmal begonnen hatte.
    Gortsch zündete die Triebwerke, und das Schiff löste sich langsam von der Hülle der stählernen Kugel.
    Alaska Saedelaere hatte den Eindruck, im Zentrum eines überdimensionalen Kaleidoskops zu schweben. Der Mahlstrom veränderte sein Aussehen ständig. Ab und zu glaubte der Transmittergeschädigte, inmitten der durcheinanderwirbelnden Materiewolken die Umrisse eines lemurischen Großkampfschiffes zu erkennen. Er ließ sich davon nicht ablenken, sondern flog in der Richtung weiter, die er einmal eingeschlagen hatte.
    Das Cappin-Fragment in seinem Gesicht reagierte in der ihm eigenen Weise auf die seltsame Umgebung. Es pulsierte pausenlos und strahlte in allen Farben des Spektrums aus den Schlitzen von Alaskas Gesichtsmaske.
    Alaska hatte aufgehört, auf den Zeitmesser an seinem Armbandvielzweckgerät zu blicken. Er besaß noch Sauerstoff und Nahrungskonzentrate für mehrere Tage.
    Er wußte nicht, ob er sein Ziel erreichen oder irgendwo herauskommen würde, und er machte sich darüber auch keine Gedanken. Der eng anliegende Anzug der Vernichtung verlieh ihm ein Gefühl der Sicherheit. Nach einer kurzen Periode der Unruhe fühlte Alaska sich trotz seiner Verlassenheit nicht mehr einsam.
    Manchmal kam ihm die Umgebung sogar vertraut vor, so, als hätte er viele Jahre seines Lebens hier verbracht.
    Nur, wenn er an Grasiller und Maldoon dachte, überkam ihn ein Schuldgefühl. Er hätte sich mit dem Beiboot nicht so nahe an die Kastenschiffe heranwagen dürfen. Ein solches Risiko einzugehen, widersprach den Gewohnheiten der Solaren Flotte, und es widersprach der Vernunft.
    Alaska begann ernsthaft zu überlegen, ob die Versetzung der Erde in den Mahlstrom tatsächlich auf einen Fehler zurückzuführen war, oder ob nicht unbekannte Mächte die Hände im Spiel gehabt hatten. Hier, allein im Mahlstrom, glaubte Alaska gewisse kosmische Zusammenhänge zu erahnen, von denen auf der Erde niemand etwas wußte.
    Alaska hatte niemals an eine Bestimmung kosmischer Völker geglaubt, am allerwenigsten an die der Menschheit.
    Jetzt jedoch überkamen ihn Zweifel.
    Er wurde mit einem Schlag in die Wirklichkeit zurückgerissen, als vor ihm eines der kastenförmigen Schiffe auftauchte, die den Drei-Mann-Jäger der REFORGER vernichtet hatten.
    Alaska stoppte seinen Flug sofort.
    Er wußte, daß er gegen dieses Schiff in keiner Beziehung eine Chance hatte. Er war langsamer und nicht bewaffnet.
    Das Kastenschiff war jetzt deutlich zu sehen. Seine Plumpheit konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß seine Besatzung Alaska jederzeit auslöschen konnte.
    Vermutlich hatten die Fremden ihn geortet, überlegte Alaska.
    Der Maskenträger schätzte, daß die Entfernung zwischen ihm und dem Schiff etwa zwanzig Meilen betrug. Ohne die Eigenstrahlung des Mahlstroms wäre das Schiff für Alaska unsichtbar geblieben.
    Er hob den Arm und beobachtete sein Armbandgerät.
    Der Massetaster schlug schwach aus. Das war der Beweis, daß er nicht einer Halluzination zum Opfer fiel.
    Auch die Fremden schienen von dieser Begegnung überrascht worden zu sein, denn ihr Schiff hing jetzt bewegungslos im Raum. Vielleicht überlegte die Besatzung, wie sie vorgehen sollte.
    Oder warteten die Fremden auch in diesem Fall -wieder auf Verstärkung?
    Vielleicht gingen jetzt schon fieberhaft Funksprüche hin und her.
    Auch jetzt spürte Alaska keine Furcht.
    Schon einmal hatte ihn der Anzug der Vernichtung vor einem Angriff der Kastenschiffe gerettet. Diesmal sah die Situation zwar ein bißchen anders aus, aber der Transmitterge-schädigte blieb zuversichtlich.
    Irgendwann würde dieses gegenseitige Belauern aufhören,

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