0687 - Begegnung im Chaos
anzuknüpfen, vielleicht aber auch nur, um ein paar Beobachtungen durchzuführen. Auf jeden Fall schien es ziemlich unerschrocken zu sein.
Alaska verhielt sich weiterhin abwartend. Der andere hatte die Initiative ergriffen, er mußte auch entscheiden, was nun geschehen sollte. Alaska sah, daß das Wesen näher kam. Wenn der Raumanzug des Fremden nicht täuschte, steckte in seinem Innern ein raupenförmiges Etwas von drei Meter Länge.
Alaska fühlte sich durch diese Tätsache nicht betroffen. Er hatte schon die verschiedensten Lebensformen kennengelernt und war bereit, auch mit einer Riesenraupe zu sprechen. Bedrückend war dabei nur der Gedanke, daß es sich vielleicht um jenes Wesen handelte, das vor ein paar Stunden den Drei-Mann-Jäger RE-7 zerstört und dabei Sergeant Grasil-ler und Kerio Maldoon getötet hatte.
Etwa sechs Meter von Alaska entfernt hielt der Fremde an. Im Schatten des Helmes konnte der Maskenträger nur die Andeutung eines Gesichts sehen, eine große behaarte Fläche mit seltsam geformten Sinnesorganen darin.
Sie befanden sich an dem seltsamsten Ort, den man sich für eine solche Begegnung nur denken konnte. Die Umgebung mochte ihren Teil dazu beitragen, daß das Zusammentreffen anders verlief als dies unter normalen Umständen vielleicht der Fall gewesen wäre.
Alaska lächelte unter dem Cappin-Fragment.
Der Fremde bekam ja ein völlig falsches Bild von den Terranern!
Was, wenn er Alaska Saedelaere als typischen Vertreter der Menschheit ansah?
Ich werde ihm klarmachen müssen, daß ich eine monströse Abart bin, dachte der Transmittergeschädigte voller Selbstironie.
Das gegenseitige Anstarren hielt an. Es war kein Belauern, sondern eher ein Abschätzen. Alaska vermutete, daß die Riesenraupe keine bösartigen Absichten hatte. Alles sprach dagegen. Trotzdem war er vorsichtig. Er bewegte sich nicht, denn jede Armbewegung konnte von dem anderen falsch gedeutet werden.
Endlich geschah etwas. Die Raupe bewegte ihre kurzen Arme und machte Alaska durch Zeichen klar, daß er sie begleiten sollte.
Diese Gesten waren unmißverständlich, aber Alaska hätte gern in Erfahrung gebracht, ob er zu einem Besuch eingeladen oder gefangengenommen wurde. Das war im Augenblick nicht zu entscheiden.
Sollte es aber eine Gefangennahme sein, dann wurde sie sehr sanft durchgeführt. Im letzteren Fall konnte die Sanftheit jedoch schnell in Aggressivität umschlagen, sobald Alaska sich weigern würde, der Aufforderung nachzukommen.
„Aber dieses Risiko werde ich nicht eingehen!" sagte Alaska zu sich selbst.
Er hatte nichts zu verlieren.
So schaltete er sein Antriebsaggregat ein und flog hinter der Riesenraupe her. Wie er nicht anders erwartet hatte, schlug der Fremde die Richtung auf sein kastenförmiges Schiff ein.
Wahrscheinlich wurde von Alaska erwartet, daß er sich an Bord begab. Der Transmittergeschädigte wollte dieses Wagnis eingehen. Er trug einen Schutzanzug, so daß er nicht mit Schwierigkeiten rechnen mußte, wenn sich innerhalb des fremden Schiffes giftige Atemluft befand.
Die Raupe flog ziemlich langsam und unregelmäßig.
Die Raumfahrttechnik dieser Fremden schien nicht so hochstehend zu sein wie die der Terraner oder Lemurer. Zu diesem Schluß war Alaska gekommen, als er die Kastenschiffe zum erstenmal gesehen hatte.
Auf dem Flug zum Schiff der Raupe ereignete sich nichts.
Alaska sah den Fremden durch die Schleuse ins Innere kriechen und folgte ihm.
Gortsch war unglaublich aufgeregt. Bei der Begegnung mit dem Zweibeiner hatte er mehr oder weniger instinktiv gehandelt.
Er fragte sich, ob es nicht ein großer Fehler gewesen war, den Fremden mit an Bord zu bringen. Wenn der Zweibeiner merkte, daß Gortsch allein war, griff er vielleicht an, um das Schiff in seinen Besitz zu bringen.
Gortsch hatte die Schleuse geschlossen und öffnete jetzt den Helm.
Der Besucher stand neben der Schleuse und sah sich um.
Unter seinem Helm trug er einen zusätzlicher, Gesichtsschutz, unter dem es geheimnisvoll leuchtete. Gortsch konnte diese Maßnahme nicht verstehen, zumal er bei den vier entflohenen Gefangenen nichts Vergleichbares entdeckt hatte.
Gortsch begab sich zu den Kontrollen, um festzustellen, ob noch alles in Ordnung war.
Zu seiner Überraschung stellte er fest, daß der Fremde ihm folgte.
„Ich wünschte, wir könnten uns verständigen", sagte Gortsch.
„Leider gibt es hier keine Übersetzungsgeräte, und du scheinst auch keinen solchen Apparat bei dir zu tragen."
Der Besucher
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