0687 - Sie sind wieder da
bewaffnet, manche von ihnen mit Maschinenpistolen.
Stepanic lachte. Auch ihm waren die Wachtposten aufgefallen. »Die stehen doch nicht immer hier herum - oder?«
»Weiß ich nicht.«
»Warum lügst du, Chinese?«
Suko schaute ihn kurz an, verzog die Lippen und fuhr weiter seinem Ziel entgegen. Vor dem Gebäude waren helle Parkstreifen aufgezeichnet. Platz gab es genug.
Suko stellte den BMW neben einem kleinen Kleinlaster ab, der aussah wie ein Gefangenentransporter. Das Fenster an der Rückseite war vergittert.
Stepanic war früher ausgestiegen. Er betrachtete das Gitter, lachte und meinte dann: »Es wird die lebenden Leichen nicht aufhalten können. Keiner und nichts kann sie aufhalten. Sie sind, wenn es sein muss, wie die Ratten und fressen sich sogar durch Beton.«
»Dann haben sie hier viel zu tun.« Suko ging auf den erleuchteten Eingang zu. Obwohl es noch nicht dunkel war, brannten die Lampen. Er musste schellen, sah schräg über sich das Objektiv einer Kamera, und aus den Rillen eines Lautsprechers ertönte die Stimme seines Chefs.
»Es wird gleich geöffnet, Suko.«
Die Tür summte. Sicherheitshalber ließ Suko seinem Gefangenen den Vortritt, der aufrecht und lächelnd an ihm vorbeischritt und sich schon jetzt wie der große Sieger fühlte.
Sie mussten durch einen Flur gehen. Ihre Tritte lösten Echos an den kahlen Wänden aus. Hier war alles militärisch zweckmäßig eingerichtet. Überflüssigen Firlefanz gab es nicht. Auch nicht in dem Raum, der als Einsatzzentrale diente.
Sir James und drei weitere Männer umstanden einen großen Leuchttisch, auf dessen Fläche eine Karte eingezeichnet war. Sie zeigte den Flugplatz und dessen nähere Umgebung. Sir James trug Zivil, die anderen drei Uniformen, sie gehörten zur Sicherheitsgruppe des Flughafens.
Die Namen behielt Suko nicht. Ihm kam es einzig und allein auf Stepanic an. Der hatte sich mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt, schaute jeden Anwesenden scharf an, bevor er den Mund öffnete und anfing zu lachen. Ja, er lachte die Männer aus.
Erst als einer der Uniformierten auf ihn zuschritt, stoppte sein Lachen. Dafür schaute er auf die Normaluhr an der Wand, wo er die Zeit genau ablas.
»Ja«, sagte er und nickte. »Ja, ich denke, dass sie bereits unterwegs zu euch sind.«
»Wer denn?«, schnarrte der Uniformierte.
Die Antwort gab Suko. »Zombies, meine Herren. Lebende Leichen…«
***
Der Friedhof lebte!
Es war kein normales Leben, wenn man von den Menschen oder Tieren, die das Gelände bevölkerten, ausging. Es war der reine Schrecken, der dieses Leben bildete, das Unbegreifliche, das Entsetzliche, das dabei war, sich aus der kalten Erde hoch an die Oberfläche zu wühlen, die an mehreren Stellen aufbrach.
Da waren Buckel entstanden, da durchzogen Risse den Boden wie ein Netz, selbst unter den harten Unkrautsträuchern hatte sich der Boden bewegt, und es waren diejenigen erschienen, die man irgendwann hier verscharrt hatte.
Tote!
Nein, lebende Tote, sich bewegende Leichen, die noch nicht zu lange in der Erde gelegen hatten und deshalb nicht als Skelette aus dem Boden krochen.
Sie alle hatten den Ruf vernommen, die vom Wind herbeigetragenen, geflüsterten alten Keltenformeln, auf die sich ihr Herr und Meister verstand, und der nun auf sie wartete.
Sogar die Kleidung klebte noch auf ihren jetzt grünlichen Körpern. An einigen Körperstellen ging die grüne Farbe in eine andere über, einem leichten Braun, das sich fleckenartig auf der Haut ausbreitete.
Die Gesichter der lebenden Toten glichen starren Fratzen. Manche davon waren ausgemergelt und gleichzeitig dreckverschmiert. Die Augen waren zwar vorhanden, doch bei keinem dieser Geschöpfe zeigten sie einen Ausdruck. Die Leere hatten sie gemeinsam.
Ihre Kräfte waren noch vorhanden. Sie hatten es deshalb auch geschafft, sich aus der Tiefe hervorzuwühlen, und sie unternahmen anschließend die ersten Gehversuche.
Mit schwingenden, gleichzeitig schwerfälligen Bewegungen gingen sie vor. Es erinnerte mehr an die Versuche eines Kindes, sich fortzubewegen. Da schleiften die Füße über den Boden, bis sie gegen ein Hindernis stießen, das den Lauf der Zombies stoppte und sie deshalb nach vorn fielen und sich nicht mehr halten konnten.
Dann landeten sie auf dem Erdboden oder kippten gegen Buschwerk. Sie drückten Unkraut zusammen, sie klammerten sich fest und sie schafften es auch, sich immer wieder auf die Füße zu stemmen, um ihren Weg fortzusetzen.
So unterschiedlich sie auch
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