0688 - Der Einmann Krieg
Ortungsgeräte ein Objekt erfaßt haben, das in den Luftraum von Czugmoth eingedrungen und auf diesem Planeten gelandet ist."
„Das stimmt."
„Warum nicht?"
Sie blickte ihn an. Noch immer war ein Rest von Argwohn in ihrem Gesicht zu erkennen. Ihr Mund verzog sich trotzig, und sie setzte alles auf eine Karte, entschlossen, nunmehr endgültig herauszufinden, was sie von ihm zu halten hatte.
„Weil ich davon überzeugt bin, daß mit diesem Objekt ein terranisches Einsatzkommando gelandet ist. Ich warte schon lange darauf, denn aus den Unterlagen in der Zentrale habe ich ersehen, daß auf anderen Gefangenenplaneten Rettungsunternehmen mit unterschiedlichem Erfolg durchgeführt worden sind. Lordadmiral Atlan versucht mit allen Mitteln, Terraner aus den Klauen der Überschweren zu bergen."
„Du hast dich richtig entschieden, Anne. Auch ich glaube, daß wir früher oder später mit einem solchen Kommando zu rechnen haben. Je besser wir darauf vorbereitet sind, desto größer der Erfolg. Ich weiß, daß Leticron Planeten vernichten ließ, auf denen es zu Gefangenenaufständen gekommen ist."
Sie erblaßte.
„Dann kann das auch hier passieren."
„Ich glaube nicht." Jacintho schüttelte den Kopf. „Ich habe ein umfangreiches Programm entworfen und schon zum Teil verwirklicht. Das größte Problem ist die Flotte der Überschweren, die sich in diesem Sonnensystem aufhält. Sie kann alles vereiteln. Deshalb habe ich die Positronik durch einen Einschub manipuliert. Wenn die Stunde Null heranrückt, werde ich veranlassen, daß die Positronik einen Einsatzbefehl an die Flotte abstrahlt, der sie weit aus diesem System herausführen wird."
„Du bist mir unheimlich. Glaubst du wirklich daran, daß du das kannst?"
„Ich weiß es. Ich arbeite im Dienst der Solaren Abwehr."
„Du warst SolAb-Agent?"
„Nein, Anne, ich war nicht. Ich bin es, und ich bleibe es. Daran ändern auch gewisse politische Verschiebungen nichts." Er legte den Arm um ihre Schultern. „Bisher habe ich allein für den Erfolg der Stunde Null gekämpft. Ich habe es nicht gewagt, irgend jemandem zu vertrauen. Dir vertraue ich. Ich brauche jemanden, der weitermacht, wenn die Überschweren mich erwischen sollten.
Willst du mir helfen ?"
„Kann ich das denn?"
„Sehr sogar. Als erstes sollst du für mich eine weitere Manipulation an der Positronik vornehmen."
„Du kennst dich gut damit aus", stellte sie fest.
„Schließlich stammt die Positronik aus terranischer Produktion", entgegnete er stolz. „Die Überschweren sind noch nicht in der Lage, so etwas zu bauen. Deshalb brauchen sie uns ja als Sklaven."
„Was soll ich tun?"
„Ich werde zu meinem Stützpunkt fliegen und mir das nötige Material holen. Du brauchst nur dafür zu sorgen, daß wir uns nicht verdächtig machen."
„Du kannst dich auf mich verlassen." Sie strich sich eine Locke aus der Stirn. „Ich begreife mich selbst nicht mehr. Gestern noch haßte ich dich so sehr, daß ich dich hätte umbringen können."
„Fast hättest du es geschafft."
„Ein Mann wie du braucht viel Glück."
Er landete auf dem Dach des Hauses, in dem er mit Anne wohnte. Sie stieg aus der Kabine und lief durch den strömenden Regen auf den Eingang zu. Als sie ihn erreicht hatte, drehte sie sich noch einmal um und winkte ihm zu. Er schaltete das Trivideogerät ein und startete.
Bereits die ersten Worte des Sprechers trafen ihn bis ins Innerste.
„... ist der heimtückische Anschlag eines Rhodan-Teams gescheitert. Zwei der drei Männer starben sofort. Der dritte und eine SolAb-Agentin konnten verhaftet werden. Sie wurden von der Abwehr paralysiert. Ein Spezialistenteam wird sie verhören.
Wir zweifeln nicht daran, daß wir Informationen über weitere Verbrechen Lordadmiral Atlans erhalten werden und ..."
Jacintho schaltete ab. Er merkte, daß er am ganzen Körper zitterte. Ihm wurde übel. Er zog den Gleiter steil hoch, so daß er Sekunden später über die Regenwolken hinausschoß.
Er glaubte die Nachricht vorbehaltlos. Es gab gewisse Dinge, über die die Überschweren immer die Wahrheit sagten - und das waren vor allem eigene Erfolge.
Der Schock saß tief. Alle Hoffnungen hatten sich innerhalb weniger Sekunden zerschlagen. Und wieder begannen die Zweifel. Hatte Anne Ephon die Wahrheit gesagt? Hatte sie wirklich eine Ortungsmeldung unterschlagen, oder hatte sie nur so getan, um ihn zu täuschen und zu Fehlern zu provozieren?
War er auf einen ganz simplen Trick hereingefallen?
Jacintho fluchte.
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