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0688 - Der Kult

0688 - Der Kult

Titel: 0688 - Der Kult Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Wie wäre es denn, wenn wir der Polizei Bescheid gäben?«
    Bogan lächelte dünn. Es sah aus, als würde Pergamentpapier über seine Lippen knistern. »Würde die Polizei uns glauben?«
    »Ich denke nicht.«
    »Genau.«
    Shida ging und schloß die Tür leise hinter sich zu…
    ***
    Niemand will es so recht zugeben, es ist trotzdem eine Tatsache. In London existierten Gettos.
    Die Stadt ist gewaltig und leidet schwer unter der Vergangenheit, denn das Empire muß dafür bezahlen, was es in der Vergangenheit an Kolonisationssünden auf sich geladen hat.
    Alle Hautfarben sind in London vertreten. Während sich die dunkelhäutigen Bewohner besser integriert hatten, ging es den anderen nicht so gut. Oft wollten die aus Asien stammenden Minderheiten auch nicht integriert werden und lieber unter sich bleiben, und so hatten sich eben die Gettos bilden können.
    Die Kulanis waren im Raster hängengeblieben. Uns fiel die Aufgabe zu, sie zu suchen.
    Der Tote hatte seine Bude in der Nähe des Hafens gehabt. Wir waren hingefahren, hatten sie durchsucht, aber nichts gefunden, was uns hätte weiterhelfen können.
    Zwischen den schmutzigen Wänden hing noch immer der strenge und pappige Blutgeruch. Es war keine Wohnung, mehr ein schmutziges Nest, in dem ich es keine zwei Tage ausgehalten hätte. Fahran hatte in einem Anbau gelebt, aber das übrige Haus war auch nicht besser.
    Die Bewohner standen uns gegenüber wie Eiszapfen. Hier wollte niemand etwas mit der Polizei zu tun haben, und wenn wir Fragen stellten, flogen entweder die Türen zu, oder man hob nur die Schultern.
    »Granit«, sagte Suko, als er aus dem Fenster in den tristen Hinterhof schaute. »Hier beißt du auf Granit.«
    Ich hob die Schultern. »Und doch muß dieser Mann andere Menschen gekannt haben. Es gibt keine andere Möglichkeit.«
    »Ja, da kannst du nur lange suchen. Mittlerweile geschieht dann der nächste Mord.«
    »Du bist dir aber sehr sicher.«
    »Ja.«
    »Warum?«
    Er drehte sich um und starrte gegen die rostigen Blutflecken auf der Bettdecke. »Das war kein gewöhnlicher Mord, John. Das riecht nach einer Hinrichtung, nach einem Ritual.«
    »Mit Ziegenhaut.«
    »Auch das noch.«
    Ich murmelte den Namen Java vor mich hin, denn ich ging einfach davon aus, daß diese Insel die Spur brachte. Suko hatte mir zugehört und erkundigte sich, ob ich nach Java reisen wollte.
    »Wenn alle Stricke reißen, schon.«
    »Nein, John, nein. Ich gehe davon aus, daß wir die Lösung hier in London finden.«
    »Bei den Kulanis.«
    »Sicher.«
    »Wo wohnen sie?«
    Suko hob die Schultern. »Daß es sie gibt, steht fest. Nur haben sie keine Adresse angegeben.«
    »Und Fahran scheint den Kontakt zu ihnen abgebrochen zu haben«, sagte ich.
    »Er war der erste.« Suko ließ sich nicht beirren. Ich wollte wissen, worauf er seine Meinung baute.
    »Bestimmt nicht auf Sand, John. Ich bin selbst Asiate. Ich weiß, was es in diesem Erdteil an Traditionen gibt, an Verbindungen und an Klammern an die Vergangenheit. Ich habe auch sehr genau nachgedacht und bin zu dem Ergebnis gekommen, daß der Killer mit einem System vorgegangen ist, das ein Europäer nicht begreift, weil er sich nicht in die alte Kultur hineindenken kann.«
    »Dann kläre mich mal auf.«
    Suko lächelte. »Das kann ich nicht. Ich weiß nur, daß Kulani einen Frevel begangen hat, der gerächt werden muß. Diese Frevel, diese Rachegeschichten sind oft die Inhalte der Märchen, Legenden und der Wandertheater. Gerade im asiatischen Raum spielen sie eine sehr große Rolle. Das beschränkt sich nicht allein auf China oder Japan, das gibt es auch in Südostasien, und auf den zahlreichen Inseln Indonesiens. Ich habe keinen Beweis, aber das Vorgehen des Killers läßt darauf schließen, daß hier ein altes Drama perfekt und leider auch blutig nachgespielt wird.«
    Suko hatte mit sehr großem Ernst gesprochen. Ich sah keinen Grund, an seinen Worten zu zweifeln.
    »Wenn du das beweisen kannst, Alter, bist du Spitze.«
    »Dazu müßten wir die Kulanis finden oder den Killer.«
    »Der sich hier aufhält, wie?«
    »Ich habe keine Ahnung, aber…«
    Da flog die Tür auf. Zwei Kerle stürmten in die Bude wie zweibeinige Dampfwalzen. Sie hatten nicht mehr damit gerechnet, jemand zu finden. Ihre Gesichter jedenfalls sprachen Bände, als sie stehenblieben.
    »Habt ihr es immer so eilig?« fragte ich.
    Einer trug einen dicken Ohrring. Der Mann war klein, dunkelhäutig und sah verschlagen aus. Sein Kumpan war ein Weißer. Auf dem Kopf trug

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