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0688 - Der Kult

0688 - Der Kult

Titel: 0688 - Der Kult Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schaute auf das Bild, das sich ihm bot.
    Ich blickte über seine Schulter hinweg.
    Uns bot sich ein Bild des Schreckens, das unsere Haare zu Berge stehen ließ…
    ***
    Es hatte den Kleinen erwischt, ausgerechnet ihn. Er hing über dem Geländer, den Kopf nach außen, und aus der Wunde am Hals tropfte das Blut Wie Wasser aus einem Kran.
    Der andere stand dicht an der Wand, war kalkbleich geworden und konnte sich nicht rühren. Der Killer mußte wie ein Schatten und urplötzlich erschienen sein. Er war über den Kleinen hergefallen und hatte ihn zumindest schwer verletzt.
    Aber wo steckte er?
    Ich drückte Suko vor, schaute nach links und sah ein Gebilde über die Hauswand huschen, das für mich im ersten Augenblick so wirkte wie ein normaler Reflex.
    Es war ein Schatten, und er besaß eine besondere Form. Eine menschliche Gestalt mit kurzen Armen bis zu den Ellbogen. Was danach hervorwuchs, waren zwei Scheren.
    Hatte er vielleicht…?
    Der Schatten wanderte. Innerhalb von Sekunden huschte er der Dachkante entgegen, war verschwunden.
    Aus, vorbei…
    Suko kümmerte sich um den Verletzten. Der Pickelkerl heulte jetzt und zitterte wie Espenlaub. Verschwinden würde der bestimmt nicht. Suko hatte den Körper hochgehievt und drückte ihn rücklings auf die Stufenkanten der Feuerleiter.
    Seitlich am Hals, am Nacken und am Kinn hatte es den Kleinen erwischt. Am Kinn fehlte ein Teil der Haut, da war die Waffe so tief eingedrungen, daß sogar ein Stück Knochen freilag.
    »Er lebt noch!« flüsterte Suko.
    Ich brüllte über das Geländer hinweg in den Hof. Dort standen einige Gaffer. »Einen Notarzt, aber schnell!«
    Ein junges Mädchen rannte weg. Die anderen blieben stehen und starrten die Blutlache an, die sich auf dem Boden gesammelt hatte.
    Suko und ich besaßen saubere Taschentücher. So gut wie möglich verbanden wir die Wunden, damit der Mann nicht noch zuviel Blut verlor. Nebeneinander knieten wir auf der Treppe, die Kälte im Nacken, die unsere Haut zusammengezogen hatte.
    »Verdammt, John«, sagte Suko. »Das hätte uns auch erwischen können.«
    »Ja, wenn wir die ersten gewesen wären.«
    »Also ist der Killer noch da und versucht, die Spuren zu zerschneiden.«
    Ich dachte an die Schattenschere. »Ist genau der richtige Ausdruck, Alter.«
    Pickelgesicht heulte noch immer. Ich stellte mich hin und drehte mich um. Er hatte sich tatsächlich in die Hose gemacht. Ich erkannte es an dem nassen Fleck. Wer über so etwas lächelte, war ein Idiot. In einer ungemein starken Streßlage ist eine derartige Reaktion beinahe schon natürlich.
    »Können Sie reden?«
    Er jammerte weiter, und erst nach meiner dritten Ansprache ließ er die Hände sinken, so daß ich in sein verquollenes Gesicht schauen konnte.
    »Sagen Sie, was passiert ist.«
    Er wischte den Schleim von seinen Nasenlöchern. »Ich weiß es nicht. Es ging alles so schnell, so verdammt schnell, wenn Sie verstehen, verdammt. Da war der Schatten.«
    »Und weiter.«
    »Mit der Schere. Erst an der Wand, dann vor Socco. So dicht, daß er nicht mehr ausweichen konnte. Die… die Schere klappte zu. Eine nur, aber das reichte.«
    »Noch was?«
    »Ich schrie.«
    »Das hörten wir.«
    »Er verschwand wieder. Der tauchte in die Wand ein. Er… er war nicht mehr da.«
    Ich mußte ihm zugestehen, nicht gelogen zu haben. Wir hatten den Schatten selbst über die Wand in Richtung Dach huschen sehen. Stellte sich nur die Frage, weshalb er sich noch in der Nähe des Tatorts aufhielt. Wollte er etwa vermeiden, daß wir irgendeine Spur fanden, die zu ihm hätte führen können, und zwar dann über die Familie Kulani hinweg. Das war für mich der Beweis, daß diese Spur abgeschnitten werden sollte.
    Wir würden uns nicht davon beeindrucken lassen, mußten jedoch höllisch auf der Hut sein.
    Das Pickelgesicht mußte zweimal ansetzen, um eine Frage stellen zu können. »Ist Socco tot?«
    »Nein. Sonst hätten wir keinen Notarzt bestellt.«
    »Er sah so aus.«
    »Nur bewußtlos.« Ich schaute zu Suko hin, dessen Gesicht sich sorgenvoll verzogen hatte.
    »Sieht schlecht aus, John.«
    »Der Arzt muß doch gleich hier sein.«
    »Leider ist er nicht so schnell wie ein Schatten.«
    »Da sagst du was.«
    Wir konnten nur noch warten. Träge schlichen die Sekunden dahin. Endlich hörten wir jenseits der Häuser die Sirene des Wagens. Der Notarzt kam. Er konnte das Pickelgesicht gleich mitnehmen, als Zeuge war er für uns untauglich.
    Ich schaute an der Hauswand hoch.
    Es war ein schöner

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