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0688 - Der Kult

0688 - Der Kult

Titel: 0688 - Der Kult Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich dir schon sagte. Nichts gefunden. Der Schäfer hieß Herb Carpenter, lebte hier allein. Eine Schwester von ihm wohnt in der Nähe von Windsor. Wir haben sie befragt, und sie erklärte uns, daß der Kontakt zu ihrem Bruder so gut wie abgebrochen war. Seit mehr als drei Jahren haben sich die beiden nicht mehr gesehen. Kinder hatte Carpenter auch nicht. Er stand allein.«
    Tanner hob die Schultern, spie den Stummel zu Boden und zerstampfte die Glut mit dem Absatz.
    »Sieht nicht gut aus«, sagte ich.
    »Das stimmt.« Er lächelte mich an.
    »Als wir dann soweit waren und nichts gefunden haben, da dachte ich mir, ruf doch mal deinen alten Kumpel Sinclair an. Vielleicht hat der eine Idee.«
    »Wie sollte ich?«
    Tanners Faltengesicht produzierte noch mehr »Risse« und Runzeln, als er mich anschaute. »Ich erwarte von dir keine Lösung, John, das ist klar, aber ich dachte mir, daß du einen ähnlichen Fall vielleicht schon erlebt hast, denn das hier deutet meiner Ansicht nach auf eine rituelle Tat hin. Oder liege ich da falsch?«
    »Kann sein.«
    Tanner murrte. »Gesprächig bist du gerade nicht.«
    »Was soll ich denn sagen? Ich stehe ebenfalls vor einem Rätsel und bin kein Superman.«
    Der Chiefinspektor schaute gegen den Himmel und sprach mehr zu sich selbst als zu mir. »Ob da möglicherweise eine Sekte dahintersteckt?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Es gibt doch die verrücktesten Typen. Ich kann mir vorstellen, daß es Leute gibt, die sich in Tierfelle einhüllen und um irgendeinen imaginären Altar herumtanzen, weil sie einem Götzen dienen. Könnte das ein Motiv gewesen sein?«
    »Möglich ist es.«
    »Aber du willst nicht auf diesen Zug aufspringen - oder?«
    »Nein, Tanner, ich nicht. Ich weiß überhaupt nichts. Fest steht nur, daß es einen toten Menschen gegeben hat und eine Reihe von dahingeschlachteten und anschließend gehäuteten Tieren.«
    »Vergiß nicht den Hund des Schäfers.«
    »Aber der wurde nicht gehäutet.«
    »Richtig. Ich schließe deshalb daraus, daß es dem Killer allein auf die Schaf- und Ziegenhäute ankam. Alles andere kannst du vergessen. Nur diese beiden Tiere zählen. Und da will ich gern das Motiv herausfinden, wenn du verstehst.«
    »Klar, würde mich auch interessieren.«
    Er zwinkerte mir mit dem linken Auge zu. »Und du steigst nicht ein, John?«
    »Nein.«
    »Schade.«
    Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Sei nicht sauer, Tanner, aber das ist kein Fall für mich.«
    »Es könnte einer werden.«
    »Wer sagt dir das?«
    Tanner klopfte auf seine Brust. »Hier, John, mein Gefühl. Es sagt mir sehr deutlich, daß da mehr dahintersteckt, als wir bisher auch nur ahnen können.«
    »Und weiter?«
    »Keine Ahnung. Ich werde dem Kollegen, der den Fall bearbeitet, den Rat geben, daß er noch einmal von vorn anfängt und auch alles hier untersuchen läßt.«
    »Wäre nicht schlecht.«
    »Nur erfolglos.«
    Ich hob die Schultern. »Sollte sich etwas tun, Tanner, laß es mich bitte wissen.«
    »Okay, ich habe verstanden, du willst wieder in das wunderschöne Büro zurück.«
    »0 ja.« Ich nickte heftig. »Meine Sehnsucht treibt mich zwischen die vier muffigen Wände.«
    »Komm, ich fahre dich zurück.«
    Bevor wir gingen, schaute ich noch einmal auf den Stall. Er war zu einer schlimmen Stätte geworden, zu einem Ort des Verbrechens, denn auch an Tieren konnten Verbrechen verübt werden.
    Der Blutgeruch klebte noch immer in meinem Mund. Ich zündete mir eine Zigarette an, aber auch sie bekam mir nicht. Nach den ersten drei Zügen warf ich sie weg.
    Wir fuhren mit Tanners Wagen zurück. Auf der Fahrt zum Yard Building spielten wir noch einige Male gewisse Möglichkeiten und Theorien durch, ohne jedoch eine Lösung zu finden.
    »Behalte ihn wenigstens im Hinterkopf«, bat mich der Chiefinspektor, als er mir zum Abschied die Hand reichte.
    Ich schnippte gegen seine Hutkrempe. »Keine Sorge, das werde ich machen. Und ich warte auf deinen Anruf.«
    »Mit der Lösung?«
    »Klar doch. Wir haben zuviel am Hals.«
    Er drohte mir mit dem Zeigefinger. »Denk an mein Gefühl, John. Denke immer daran.«
    »Ich werde sogar davon träumen.«
    »Ist gut.«
    Ich hämmerte die Wagentür zu und verschwand im Eingang des Yard Buildings.
    Im Vorzimmer war ebenfalls der Frühling eingekehrt. Nicht durch das Fenster, es lag an Glenda Perkins, die so frühlingshaft gekleidet war, diesmal keinen Rock trug, sondern eine dreiviertellange Hose mit Schlabberbeinen. Schwarz mit dicken gelben Tupfern. Das

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