0689 - Das schwarze Skelett
kann.«
»Calderone?«, stieß Zamorra unwillkürlich hervor. »Wenn es stimmt, was wir über ihn wissen, wird er doch allmählich selbst zum Dämon. Aber… warum sollte er hierher kommen, um einem anderen Dämon ein Menschenopfer zu bringen?«
»Calderone war’s mit Sicherheit nicht«, sagte Nicole. »Eher jemand, von dem wir noch überhaupt nichts wissen.«
Er sah längst das Blut, das Nicole bereits an der Tür gerochen hatte. Dunkel, trocken, hart. Aber nicht sehr viel. Nicht genug, einen Menschen sterben zu lassen. Wer hier gestorben war, dessen Blut war bis auf die wenigen Reste an einen anderen Ort gelangt.
Vielleicht in den Schlund des Dämons…
Zamorra sah sich nach Brunot um. Der zuckte nur mit den Schultern.
»Probieren wir’s mit der Zeitschau«, beschloss Zamorra. Erlöste das Amulett vom silbernen Halskettchen, aktivierte es mit einem magischen Gedankenbefehl und versetzte sich dann per posthypnotischem Schaltwort in die erforderliche Halbtrance.
Der stilisierte Drudenfuß im Zentrum der handtellergroßen Silberscheibe verwandelte sich in eine Art Mini-Bildschirm, aber zugleich entstand die Bilddarstellung auch in Zamorras Bewusstsein. Seine reale Umgebung und die, welche ihm das Amulett zeigte, überlagerten sich wie bei einem doppelt belichteten Film.
Er steuerte diesen Filmablauf per Gedankenbefehl rückwärts, in die Vergangenheit.
Er sah die Polizisten, die sich um die Tote kümmerten. Er sah eine Weile nur den entsetzlich zugerichteten Leichnam, während die Zeitschau sich immer weiter zurück in die Vergangenheit bewegte, in die vergangene Nacht hinein, längst schon über den Punkt hinaus, in dem Zamorra und Nicole sich in einer anderen Welt befunden hatten, um dort mit dem Hohen Volk konfrontiert zu werden.
Und dann - sah er, wen der Mörder beschworen hatte.
Astaroth!
***
Das schwarze Skelett stellte fest, dass sein Plan doch funktionierte. Zamorra war endlich eingetroffen. Doch das Skelett hütete sich, selbst aktiv zu werden. Das gehörte nicht zum Plan, aber die erfreuliche Feststellung, dass Zamorra mit seiner Magie feststellte, dass scheinbar der Dämon Astaroth im Spiel war.
Zamorra würde sich also nicht nur mit Dar Togon befassen, sondern auch mit Astaroth.
Wer von beiden dabei den Kürzeren zog, war fast bedeutungslos - denn beide waren des Skelettes Feinde.
Beide hatten das Zauberschwert Salonar in ihren Besitz bringen wollen.
Das’ Schwert, geschaffen aus der Zunge eines Eisdrachen und deshalb mit gespaltener Klingenspitze, die sich nur scheinbar nicht aus der Schwertscheide ziehen oder hineinschieben ließ - Magie indessen machte dies möglich. Salonar konnte nur aus seiner Scheide gezogen werden, wenn es in dem bevorstehenden Kampf um Magie ging.
Und Salonar hatte jahrhundertelang zwischen den Rippen des schwarzen Skeletts gesteckt und es damit zur Untätigkeit verdammt. [3]
Deshalb, als das Schwert das Skelett endlich freigeben musste, hatte das schwarze Skelett gehofft, Salonar alsbald in seine Knochenhand zu bekommen. Um zu verhindern, dass ihm noch einmal ein anderer diese verfluchte Zauberklinge zwischen die Rippen stieß.
Aber Zamorra und Astaroth hatten beide dieses Schwert haben wollen, und Zamorra hatte es bekommen. Das schützte Astaroth nicht vor der ihn erwartenden Strafe, und falls Zamorra den Erzdämon umbrachte, konnte das Skelett sich danach eine andere Möglichkeit einfallen lassen, auch Zamorra zu töten. Wer so lange tot gewesen war, kannte keine Ungeduld mehr und war höchst einfallsreich - das Skelett hatte genug Zeit gehabt, sich derlei Dinge auszumalen und zu entwickeln. Je grausamer, desto besser.
Nun hatte Zamorra seinen vermeintlichen Gegner erkannt.
Das Skelett war damit höchst zufrieden…
***
»Astaroth«, sagte Zamorra, als er sich wieder aus der Halbtrance löste. »Astaroth ist der Dämon, der das Opfer dermaßen zugerichtet hat. Eine junge Frau… und der Dämonenbeschwörer… ich kenne ihn nicht, aber er scheint mit Astaroth relativ vertraut zu sein. - Ziemlich vertraut sogar«, verbesserte er sich, »wenn ich daran denke, dass er sich selbst nicht einmal besonders absichern musste.«
Nicole atmete tief durch und wollte etwas sagen, aber Zamorra machte eine abwehrende Handbewegung. Er verließ die Hütte. »Können Sie das Siegel erneuern?«, fragte er Brunot.
»Selbstverständlich.« Robins rechte Hand machte sich an die Arbeit und kehrte dann zum Wagen zurück, in dem Zamorra und Nicole bereits wieder Platz
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