0689 - Die Irrfahrt des Mutanten
Seite her betreten und kam quer durch das von eilenden Besatzungsmitgliedern erfüllte Rund auf ihn zu.
„Oberst!" rief sie schon von weitem. „Etwas Entsetzliches!"
Er ahnte, was sie auf dem Herzen hatte. Plötzlich wußte er, warum sie so dringend mit ihm hatte sprechen wollen.
„Was gibt es, Mädchen?" fragte er.
„Kantenberg!" stieß sie hervor, „Er ist ein Verräter!"
Krohls trauriges Lächeln brachte sie völlig aus dem Gleichgewicht.
„Wir wissen es", sagte er ernst. „Aber wie sind Sie dahintergekommen, Zabel?"
„Oh Gott", jammerte sie, „ich sprach mit ihm, vor ein paar Tagen, in der Messe. Ich wollte ihn aus seiner Abgeschlossenheit herauslocken.
Es war keine besonders ermutigende Unterhaltung. Er wurde anzüglich ..."
„Kantenberg ...?" machte Hoplong überrascht.
„Ja, eben", beteuerte Zabel eifrig. „Ich war maßlos enttäuscht - von ihm selbst ebenso wie von meiner Menschenkenntnis, die mich anscheinend völlig im Stich gelassen hatte. Aber... Sie kennen meinen Fall, Oberst. Ich meine, die latente Psi-Fähigkeit..."
Krohl nickte gelassen.
„Ich glaube nicht, daß sie in dem Augenblick, in dem ich mit Kantenberg sprach, aktiv war. Aber später einmal muß sie für kurze Zeit erwacht sein. Ich rekapitulierte unsere Unterhaltung, und mir fiel auf, daß Kantenberg wahrscheinlich gar nicht von Natur aus hatte anzüglich werden wollen. Viel weiter kam ich nicht. Das psionische Licht ging wieder aus. Erst vor ein paar Minuten kam mir dann die eigentliche Erleuchtung. Kantenberg wußte von meinen Fähigkeiten. Er hatte Angst, sich in ein Gespräch einzulassen, aus dessen Wortzusammenhängen ich auf sein Geheimnis schließen konnte. Deshalb wurde er frech. Es ist völlig plausibel, daß ein Mann sich für eine Frau interessiert.
Kantenberg glaubte, daß die Gefahr, sich zu verraten, am geringsten sei, wenn er sich so plumpt wie möglich anstellte.
Deswegen wählte er diesen Ausweg."
Sie war äußerst erregt. Krohl legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm.
„Sie haben Ihr Bestes getan", tröstete er sie. „Kantenberg ist uns zwar entwischt..."
„Entwischt...?!"
„Ja, vor unseren Augen verschwunden. Ich fürchte, er hat sich den Mutanten Untertan gemacht. Denn hätte Kakuta Kantenberg be-zwungen, dann sähe die Lage jetzt wohl anders aus."
Der Erste Offizier trat heran. „Sir, die Sonden sind ausgefahren", meldete er. „Jeweils acht und elf Lichtstunden von uns entfernt befinden sich zwei unbekannte Fahrzeuge, anscheinend ziemlich dicke Brummer, nach der Intensität der Streustrahlung zu urteilen. Die Struktur der Strahlung wird gegenwärtig analysiert. Ich tippe auf Pariczanische Walzenschiffe, K-Klasse."
."Sonst nichts?"
„Etwa drei Lichttage entfernt ein Verband von wenigstens achtzehn Einheiten, Sir. Zunächst noch unidentifiziert. Aber ich glaube nicht, daß es eine freundliche Macht in diesen Tagen wagen würde, mit einer derartigen Massierung von Fahrzeugen im Zentrum der Milchstraße aufzukreuzen."
„Da haben Sie recht. Die beiden K-Walzen ... kommen wir zwischen ihnen hindurch?"
„Wenn wir heftig genug auf die Tube drücken, ja, Sir."
„Holen Sie sich die entsprechende Erlaubnis vorn Kommandanten", trug Krohl ihm auf. „Wir müssen so schnell wie möglich von hier weg!"
Der Erste Offizier entfernte sich, kehrte jedoch wenige Minuten später wieder zurück.
„Alles vorbereitet, Sir. Der Kommandant hat keine Bedenken.
Wir können jede Sekunde starten. Übrigens: die Durchsuchung des Schiffes verlief negativ. Kantenberg befindet sich nicht an Bord."
„Ich dachte es mir", brummte Krohl. „Wahrscheinlich hat er sich bei seinen Freunden an Bord eines der Walzenschiffe in Sicherheit gebracht. Signalisieren Sie Startbereitschaft! In zehn Minuten möchte ich von hier weg sein!"
Krohls Einsatzgruppe suchte ihre Quartiere auf. Bittere Niedergeschlagenheit herrschte unter den Männern und Frauen des Kommandos. Sie hatten ihr Leben eingesetzt, um die acht Altmutanten zu retten.
Aber für einen war all ihre Mühe umsonst gewesen.
Lediglich Krohl selbst war im Kommandostand zurückgeblieben.
Die Lage war ungewiß, sogar gefährlich. Er selbst war für die Sicherheit der befreiten Mutanten verantwortlich, In einem Fall, so sagte er sich bitter, hatte er bereits versagt. Er wollte an Ort und Stelle, in unmittelbarer Nähe des Geschehens sein, wenn es darum ging, die übrigen sieben in Sicherheit zu bringen.
Von T-200, zweihundert Sekunden vor dem Zeitpunkt des
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