069 - Die Leiche aus der Kühltruhe
gelang ihm, die Waffe ein
zweites Mal abzufeuern. Die Kugel schlug in den Körper wie in eine Wand aus
Watte ein.
Wallace
zuckte zusammen.
Aber er ließ
nicht locker. Hamilton wurde von Schwindelgefühl befallen. Er hob langsam wie
eine Marionette, die an Fäden gezogen wurde, die Arme.
Mit letzter
Kraft versuchte er, sich noch loszureißen. Er ließ sich nach hinten fallen und
stürzte quer über den kleinen Schreibtisch, der unter der Wucht ächzte.
Hamilton zog
die Beine an und wollte sie vorschnellen lassen, um Wallace zurückzuschleudern.
Doch der Unheimliche reagierte auf eine Weise, die der Rechtsanwalt nicht
erwartet hatte.
Plötzlich
waren Wallaces Hände nicht mehr an Hamiltons Hals. Die Finger des eisigen,
abgemagerten Mannes umfaßten statt dessen rasch das Handgelenk des ehemaligen
Freundes.
Ehe Hamilton
sich versah, hielt Wallace seine Pistole in der Hand. Gerome Wallace zögerte
keine Sekunde. Er lud die Waffe durch, und ein Schuß zerriß die Stille.
Hamilton – noch
mit angezogenen Beinen – wurde wie von einer Titanenfaust gepackt. Die Kugel
drang ihm mitten in die Stirn. Der Getroffene flog über den Schreibtisch und
blieb reglos liegen. Aus dem kleinen Loch drangen nur wenige Blutstropfen.
Wallace
steckte die Waffe achtlos in die Tasche des leichten Jacketts, das gar nicht
mehr so eng wie noch vor ein paar Stunden war. Es schien, als würde der einst
so wuchtige und massige Körper des Industriellen unter dem Einfluß der
Sauerstoffatmosphäre immer mehr einschrumpfen. Die Kleidungsstücke des toten
Wächters, die ihm vor Stunden noch viel zu eng gewesen waren, schlackerten nun
um seinen Körper.
Wallace zog
den toten Anwalt aus dem Büro, nachdem er die Tür aufgeschlossen hatte. Er
schleifte Hamilton mit unbeweglicher Miene quer über den asphaltierten Boden
vor dem Büro und betrat die ausgedehnte Leichenhalle, in der die aufgebockten
Metallsärge standen.
Nur das
Schleifgeräusch auf dem Boden erfüllte die kühle, etwas scharf riechende Luft.
Wallace näherte sich dem Sarg, in dem er gelegen hatte. Es bereitete dem
Industriellen einige Mühe, auf den Metallbock hinaufzukommen. Wallace mußte den
schweren Eisendeckel in die Höhe schieben. Die weltraumhafte Kälte, die ihm vom
Innern des Metallsarges her entgegenschlug, empfand er nicht als unangenehm. Im
Gegenteil! Die eisige Atmosphäre wirkte wohltuend auf ihn.
Es dauerte
fast zehn Minuten, bis Wallace soweit war, daß er den leblosen Körper Hamiltons
packen, in die Höhe bringen und dann langsam in den flüssigen Stickstoff
eintauchen lassen konnte. Es dampfte und brodelte, als der Erschossene in der
Flüssigkeit verschwand. Hamilton hatte sein eisiges Grab gefunden.
Wallace ließ
geräuschvoll die Eisenklappe herunterfallen. Für Hamilton würde es kein
Entrinnen mehr geben.
Wie ein
Schlafwandler bewegte sich Gerome Wallace durch die Nacht.
Er bestieg
wieder Anthony Sullivans Wagen und fuhr davon. Nach einer Strecke von drei
Meilen blieb der Rambler stehen. Ein Blick auf die Benzinuhr zeigte, daß kein
Treibstoff mehr vorhanden war.
Wallace stieg
aus, ließ den Rambler einfach stehen und machte sich zu Fuß weiter auf den Weg.
Noch zwei Meilen bis Austin. Im Schutz der Nacht näherte er sich der Stadt.
Wallace war nur von einem Gedanken erfüllt: Er wollte sich rächen. Der
anbrechende Tag würde mit einer Kette von Schrecken für Linda Wallace erfüllt
sein.
●
Die
Ereignisse nahmen ihren Anfang, als die Polizeibehörde in Austin von einem
Autofahrer einen Tip bekam, außerhalb der Stadt stünde ein herrenloser Wagen.
Die kurz
darauf eintreffenden Beamten machten eine schaurige Entdeckung. Drei Leichen im
Kofferraum waren kein alltägliches Bild. Die Mordkommission unter Leitung von Captain
Finlay wurde alarmiert.
Die
Nachforschungen nahmen ihren Lauf.
Zwei Personen
wurden sofort identifiziert. Bei ihnen handelte es sich um das Mädchen Donna
Everly und den Wächter der Future Life Corporation.
Captain
Finlay war ein erfahrener Detektiv, und ein ganzer Stab qualifizierter Leute
stand ihm zur Verfügung.
Wie die Morde
im einzelnen passiert waren, vermochte in diesen frühen Morgenstunden noch
niemand mit eindeutiger Sicherheit zu sagen. Aufgrund des Obduktionsbefundes
war jedoch schon als sicher anzunehmen, daß der Wächter und Anthony Sullivan
fast zur gleichen Zeit gestorben waren. Aber sie starben nicht durch den
gleichen Mörder.
Die
Rekonstruktion führte Finlay näher an die Wahrheit heran, als er
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