069 - Die Leiche aus der Kühltruhe
das ist alles.«
»Da kommen
Sie zu spät, Mr. Brent«, entgegnete Finlay. »Wallace ist seit achtundvierzig
Stunden tot.«
Larry Brent
kniff die Augen zusammen. »Können Sie mir dann wenigstens die Anschrift seiner
Angehörigen geben?«
»Möglich.
Wollen Sie einen Kondolenzbesuch machen?«
»Ich hatte
die Absicht, Wallace persönlich kennenzulernen, um mir ein Bild von ihm zu
machen. Jetzt kann ich nur noch mit der Erzählung anderer rechnen«, bemerkte
Larry Brent. »Was für ein Mensch war dieser Wallace, Captain? Ein normaler
Durchschnittsbürger? Oder fiel er der Polizei unangenehm auf, daß man sich
sogar jetzt, nach seinem Tod, noch für ihn interessiert?«
»Sie können
scharf denken«, konnte sich Finlay nicht verkneifen zu bemerken. »Ja, Sie haben
recht. Unser Interesse ist jetzt, nach seinem Tod, noch größer geworden. Mr.
Wallace ist seit der letzten Nacht aus seinem Sarg verschwunden!«
Wenn Finlay
erwartete, daß sich jetzt so etwas wie eine besondere Überraschung oder ganz
und gar Erschrecken in den Augen des Besuchers zeigen würden, dann enttäuschte
Larry ihn.
Daß ein
PSA-Agent schon mit ganz anderen Situationen konfrontiert worden war, davon
ahnte Finlay nichts.
Larry
schürzte die Lippen. »Dann ist mein Besuch vielleicht doch wichtiger, als ich
zunächst dachte«, sagte er einfach »Wenn wir wirklich von ein und demselben
Mann sprechen, dann darf ich behaupten, daß ich Gerome Wallace vor rund dreißig
Stunden gesehen habe. Er löste sich vor meinen Augen in Luft auf.«
Diese
Eröffnung schlug wie eine Bombe ein.
»Ich habe das
Gefühl, wir haben beide etwas auf dem Herzen, Captain«, fuhr Larry Brent
unbekümmert fort. »Wir wissen etwas, aber beide nicht genug. Vielleicht können
wir uns ergänzen, Captain.« Mit diesen Worten zog Larry seinen Sonderausweis
hervor und ließ Finlay einen Blick daraufwerfen.
Das führte
dazu, daß der Captain und der PSA-Agent fünf Minuten später ihr Gespräch in
einem anderen Büro und unter vier Augen fortsetzten.
●
Dr. Henry
Keller hatte an diesem Morgen nicht sehr viel zu tun. Der Psychoanalytiker war
froh darüber.
Punkt zwölf
verließ er seine Praxis. In seiner Begleitung befand sich Sandy Jovlin, die
einen frischen, glücklichen Eindruck machte.
Sie spürte,
daß sie Keller nicht gleichgültig war, und die Sympathien beruhten auf
Gegenseitigkeit.
Um zu seinem
Wagen zu kommen, mußte Keller vom achten Stock des Bürohochhauses mit dem
Aufzug in die Tiefgarage fahren.
Er unterhielt
sich angeregt mit Sandy.
Im Parterre
wurde der Lift aufgehalten. Die Tür wurde nach draußen aufgezogen.
Keller und
Sandy waren überrascht. Vor ihnen standen Larry Brent und Captain Finlay. X-
RAY-3 stellte seinen Begleiter vor.
»Wir wollten
gerade zu dir, Henry«, fuhr Larry fort. »Captain Finlay hätte gern einige Worte
mit Sandy gewechselt.«
»Dann habt
ihr Glück, daß ihr uns noch antrefft. Ich wollte Sandy gerade zum Mittagessen
einladen. Wir sind auf dem Weg zur Garage. Fahren wir wieder hinauf?«
»Das ist
nicht nötig«, schaltete Finlay sich ein. »Fahren wir eben mit Ihnen hinunter.
Die Fragen, die ich an Miss Jovlin richten möchte, können wir nebenher
erledigen.«
Sie fuhren
mit in die Tiefgarage. Finlay kam es darauf an, sich aufgrund der Erklärungen
des PSA-Agenten ein persönliches Bild von Sandy Jovlin zu machen.
Es waren
einfache Routinefragen, die er stellte. Fragen, die ihr auch schon von Dr.
Keller und Larry Brent gestellt worden waren.
Gemeinsam
näherte sich die Gruppe langsam dem Abstellplatz, wo Dr. Kellers Wagen stand.
Der
Psychoanalytiker schloß die Fahrertür auf. Er machte Larry Brent und Finlay den
Vorschlag, mitzufahren. Er würde sie oben absetzen.
Larry und der
Captain waren damit einverstanden.
Sandy Jovlin
sollte auf dem Rücksitz neben Finlay Platz nehmen, um für weitere Fragen zur
Verfügung zu stehen.
Das Mädchen
kam um den Wagen herum.
Da geschah
es!
Wie aus dem
Boden gewachsen stand die dunkle Gestalt plötzlich neben ihr.
Alles ging so
schnell, daß selbst Finlay und Larry Brent überrascht wurden. Keller, der sich
anschickte, hinter dem Steuer Platz zu nehmen, bekam die ersten Sekunden des
Vorfalls überhaupt nicht mit.
Sandy schrie
gellend auf, als sich die kalten Hände um ihren Hals legten.
Das Mädchen
wurde blitzschnell zur Seite gerissen, so daß sie neben dem Nachbarwagen zu
Boden stürzte.
Larry Brent
reagierte als einziger mit der Schnelligkeit und Gewandtheit einer
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