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069 - Ein gerissener Kerl

069 - Ein gerissener Kerl

Titel: 069 - Ein gerissener Kerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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eine Länge lag zwischen ihr und dem Favoriten des Steward-Pokals, als sie an ihnen vorübersausten.
    Guelder atmete schwer. Seine Augen strahlten vor Aufregung. Denn er hatte gemerkt, daß der Jockey auf Barley Tor unbeweglich gesessen hatte.
    »Nun?« fragte Tony.
    Guelder blinzelte zu ihm auf.
    »Wundervoll!«
    »Zweifeln sie noch, welches das bessere Pferd ist?« fragte Tony und unterdrückte ein Lächeln.
    Guelder schüttelte heftig den Kopf.
    »Offensichtlich Lydia Marton. Welch ein Pferd! Ein Flieger. Ja, jetzt habe ich es mit eigenen Augen gesehen. Herzlichen Dank, Mr. Braid.«
    »Ich lasse sie natürlich beide laufen«, erklärte Tony harmlos. »Sie werden jetzt Ihren Freunden berichten können, wie töricht sie handeln, wenn sie Barley Tor zum Favoriten stempeln, während die Stute ihm doch weit überlegen ist.«
    »Natürlich werde ich das. Sie erlauben doch, daß ich aus der Schule plaudere?«
    Als Guelder sich entfernt hatte, lachte er vor sich hin und murmelte: »Dieser gerissene Kerl!«
    Eine Stunde später sauste er in seinem schmierigen Sportwagen zur Stadt. Eigentlich hatte er über das Wochenende fortbleiben wollen, doch jetzt war keine Zeit zu verlieren. Dienstag wurde der Steward-Pokal geritten; und der Wetteifer war groß.
    Er platzte in Julian Reefs Kontor, wo der junge Mann mit dem roten Gesicht gerade bei Blitzarbeiten saß. Julian blickte verdutzt auf.
    »Hallo!« rief er. »Ich denke, du machst Wochenende?«
    Guelder antwortete nicht gleich. Er ging zur Tür, öffnete sie und blickte hinaus. Das Büro der Angestellten war leer. Das Personal war beim Lunch. Dann kam er zum Tisch zurück und zog einen Stuhl zu Julian heran.
    »Du hast oft behauptet, daß Pferderennen Blödsinn seien.«
    »Und du hast mir oft Dinge erzählt, die meine Ansicht bestätigten«, entgegnete Julian sauer. »Beim letzten Ascot-Rennen, zum Beispiel, hast du mich mehr gekostet, als ich die ganze Woche verdient hatte.«
    Mr. Guelder lächelte ungezwungen. »Ich will dir was erzählen«, sagte er, senkte die Stimme und sprach ununterbrochen fünf Minuten lang.
    Julian hörte ihm atemlos zu. Kein Plan, der geeignet wäre, dem Feind zu schaden, konnte sorgfältig genug erwogen werden. Er verstand vom Rennen soviel wie jeder Durchschnittsmensch. Doch da er eine Spielernatur war, lockten ihn die auftauchenden Möglichkeiten. Er begriff durchaus die Wichtigkeit der Nachricht, die der Holländer ihm brachte.
    »Er muß deine Klugheit ja sehr niedrig einschätzen, wenn er sich einen so plumpen Streich mit dir gestattet. Wie hoch steht der Gaul?«
    Guelder zog eine Zeitung aus der Tasche und fuhr mit dem Finger eine Liste entlang.
    »Sieben zu eins — der Favorit. Hier, mein guter Julian, gibt's Geld!« Er schlug mit der Hand auf das Blatt.
    »Bist du auch sicher, daß es ein richtiges Proberennen war?« bedachte Julian. »Es kann ja auch nur ein ganz gewöhnliches Training gewesen sein.«
    Guelder grinste überlegen, langte in seine weiten Hosentaschen und zog eine gewaltige Uhr hervor.
    Er schwenkte sie triumphierend.
    »Die hatte ich in der Tasche. Der Augenblick, in dem die Fahne für den Trainer hinabgeht, ist auch für mich das Signal. Ich lasse sie losgehen - klick! Und wenn sie bei mir vorbeisausen, stoppe ich ab - wieder klick! Eine Minute elf Sekunden und zwölf Fünftelsekunden. Dieser superkluge Mr. Braid! Er ahnt natürlich nicht, daß so ein armer Teufel von Holländer in seiner Tasche eine so vorzügliche Stoppuhr trägt. Das ist mein System, mein Lieber! Genaue Zeitmaße! So viele Sekunden auf Bodenbeschaffenheit, so viele auf atmosphärische Einflüsse, so und so viele auf ...«
    Julian blickte ihn finster an. »Quatsch! System! Daß du auf Pferde setzt, wußte ich ja. Aber daß du ein so kompletter Narr bist, nach einem System auf Pferde zu setzen, habe ich nicht geahnt. Hast du schon einmal was gewonnen?«
    Guelder schwenkte seine dicke Hand großartig durch die Luft. »Hunderte im Jahr. Ich setze immer nur kleine Summen, ein Pfündchen hier, ein Pfündchen dort, verliere auch mal, wie du weißt, aber das Ergebnis ist immer Gewinn.«
    Er belog Julian so frech, wie er sich selbst belog. Sein kleines System kostete Rex Guelder über viertausend Pfund jährlich. Doch er hielt es weder für zweckmäßig noch für erfolgreich, das gerade jetzt zu bekennen.
    »Offenbar hat der gerissene Kerl dich zu übertölpeln versucht«, erwog Julian nachdenklich. Dann zog er das Telefon zu sich heran, ließ sich verbinden und

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