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069 - Ein gerissener Kerl

069 - Ein gerissener Kerl

Titel: 069 - Ein gerissener Kerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Barley Tor die besseren Aussichten hat.‹
    »Wie werden die Leute setzen?« fragte Tony, während er die Zeitung zurückreichte.
    Elk zündete sich den Zigarrenstummel wieder an, ehe er antwortete. »Das Vertrauen der Öffentlichkeit in Sie, Mr. Braid, ist so groß, daß Barley Tor, als Sie ihn kaum madig gemacht hatten, auch schon heißester Favorit wurde. Er steht 5:2.«
    Während Tony zu den Stallungen schritt, hörte er einen Mann sagen: »Da ist er, der gerissene Kerl.«
    Ein anderer wäre vor Wut hochgegangen. Braid amüsierte sich darüber. Er wußte ja, wer diesen üblen Ruf verbreitete.
    Erst als er aus den Stallungen zurückkam, begegnete er Julian, der ihn mit einem schwachen Lächeln begrüßte und liebenswürdig auf ihn zukam. Er war in freundlicher Stimmung.
    »Ich komme nicht oft zum Rennen, Braid, aber ich wollte mir mal einen freien Tag gönnen. Ich habe auf Ihr Pferd gesetzt.«
    »Ich bin entzückt«, entgegnete Tony ohne Begeisterung. »Und welcher meiner beiden Vertreter hat die Ehre, für Sie ein paar Pfund gewinnen zu dürfen?«
    Julian lächelte geheimnisvoll. Ihm schien der Augenblick sehr komisch.
    »Sie haben natürlich auf Ihre beiden Pferde gesetzt?« scherzte er.
    »Nein«, sagte Tony schlicht, »nur auf eins. Ich habe tausend Pfund auf Lydia Marton, und zwar auf Sieg, gesetzt, und ich glaube, ich werde um zwölf- bis vierzehntausend Pfund reicher heimkehren, als ich herkam.«
    Julian lachte. In diesem Augenblick trat ein gemeinsamer Bekannter auf sie zu, grüßte Julian flüchtig mit einem Nicken und wandte sich dem Besitzer von Barley Tor zu.
    »Ich höre, Ihr Pferd wurde bei einer Probe geschlagen, ich meine Barley Tor. Man sagt, Lydia Marton schlug ihn. Wem halten Sie die Stange?«
    »Lydia Marton«, erwiderte Tony und blickte beiseite.
    Der Frager grunzte ungläubig.
    »Er scheint Ihnen nicht zu glauben, Braid.«
    Tony merkte, daß der unsympathischste Mann dieser Erde noch immer da war.
    »Scheint so. Drollige Sache. Aber es ist das Schicksal der Wahrheit, daß sie am schwersten Glauben findet.«
    Guelder wartete am Eingang zum Sattelplatz in ziemlicher Ungeduld auf den Freund. Als sie dann zu ihren Sitzen schlenderten, fragte der Holländer:
    »Was hat er gesagt?«
    »Das alte Märchen«, erwiderte ihm Julian. »Dieser Kerl ist wirklich zu dumm!«
    Guelder rieb sich nachdenklich die Backe. »Für dumm wollen wir diesen Mann lieber nicht verkaufen«, erwiderte er, »aber ich habe das Proberennen ja mit meinen eigenen Augen gesehen.« Seine Züge erhellten sich. »Und auf Pferde verstehe ich mich.«
    Sie stiegen zur Tribüne hinauf und sahen das Feld zum Start hinabreiten. Guelder zeigte auf zwei Pferde, die man kaum verwechseln konnte. Lydia Marton trug die ersten Farben, gewöhnlich das einzige Zeichen, durch das der Rennstallbesitzer der Öffentlichkeit seine persönlichen Hoffnungen verrät.
    »Ich werde dir sagen, wie das Rennen sich abspielen wird«, flüsterte Guelder vertraulich Reef zu. »Erst werden wir sehen, wie Lydia einen Scheinversuch macht, die Spitze zu halten. Dann wird Barley Tor wie der Blitz vorgehen, und damit wird das Rennen zu Ende sein.«
    Julian überflog zerstreut die Menge, die die Tribünen füllte, und sah plötzlich auf dem Platz der Mitglieder des Rennvereins sein schwarzes Schaf.
    »Weiß der Henker, wie dieser Kerl in einen so vornehmen Klub wie Goodwood hineinkommt!« knurrte er gereizt. »Jedenfalls wird sein Name nach diesem Rennen bei einem großen Teil des Publikums Dreck sein. Ich habe jedem Bekannten in der City geraten, auf Barley Tor zu setzen.«
    Von den Tribünen, von den Stehplätzen stieg ein wilder Schrei zum Himmel auf. Gläser starrten auf die Bahn. Ehe der unerfahrene Julian Reef die Farben noch erkannte, waren die Pferde schon halbwegs am Ziel. Braids Stallgefährten liefen Seite an Seite, weit vor dem Feld. Dann sah er die kastanienbraune Stute losziehen, offenbar ohne jede Anstrengung. Zwei Längen vor dem Hengst ging sie durchs Ziel.

11
    Guelder starrte entgeistert.
    »Ich sah es«, würgte er. »Mit meinen zwei Augen. Ich sah es! Mein Gott, war ich denn hirnverbrannt? Mein Freund ...« Er wandte sich um, doch Julian war nicht mehr neben ihm. Er bahnte sich wütend einen Weg durch die Menge. Und überall hörte er dasselbe Lied:
    »Er hat es ja gesagt, daß sie das bessere Pferd sei . Was kann man mehr verlangen ...?«
    An den Tribünen empfing Tony die ziemlich reuevollen Glückwünsche seiner Bekannten.
    »Sapperment, das war

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