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069 - Ein gerissener Kerl

069 - Ein gerissener Kerl

Titel: 069 - Ein gerissener Kerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ist das eigentlich, was Sie da so eifrig lesen?« fragte er mit gut gespielter Neugier.
    Tony hatte das Dokument jetzt zu Ende gelesen. Es begann:
›Bericht über Quelle 15, 16 und 18, Lulanga-Öl-Felder, Majasaka, West-Afrika.
    Mylord!
    Offenbar sind mehrere Postsäcke auf dem Weg hierher verlorengegangen. Denn ich vermisse die Veröffentlichung des Berichts, den ich Eurer Lordschaft über die obengenannten Quellen übersandt habe. Ich erwartete, daß die Gesellschaft diese beunruhigende Nachricht unverzüglich veröffentlichen würde. Doch die letzten Zeitungen, die ich erhalten habe, enthalten nur die Nachricht, daß Lulanga-Öl ihren Kurs behaupten. Wie ich schon früher schrieb, zeigten diese drei Ölquellen Zeichen des Versiegens. Jetzt sind die ersten beiden stillgelegt. Bohrungen sind durchgeführt worden auf 85, 96 und 132 auf Plan T, doch bisher ohne befriedigenden Erfolg. Ich würde meine Pflicht der Gesellschaft gegenüber vernachlässigen, wenn ich dem Vorstand verschweigen wollte, daß nach meinem Urteil Lulanga-Öl keinen Marktwert mehr hat. Der Vorstand wird sich erinnern, daß ich niemals Mr. Colburn zugestimmt habe. Ich habe die Aussichten der Gesellschaft stets pessimistisch beurteilt, und mein Pessimismus ist zu meinem Bedauern durch die Entwicklung der letzten Zeit vollauf gerechtfertigt worden .. .‹
    Colburn?! Der Name schien ihm vertraut, und plötzlich wie ein Blitz kam Tony die Erinnerung an Elks seltsamen Hausgenossen. »Wer war Colburn?« fragte er unvermittelt.
    »Colburn?« tat Reef erstaunt. »O der! Ein Kerl, den wir wegen Trunksucht und allgemeiner Unfähigkeit entlassen haben. Er hat irgendwo an der Küste Arbeit gefunden. Ich weiß nicht, was weiter aus ihm geworden ist.«
    Tony überreichte dem jungen Mann den Bericht. Er las, seine Augen öffneten sich weiter und weiter, seine Brauen stiegen zur Stirn empor, und jeder Fremde, der ihn ohne genaue Kenntnis der näheren Umstände beobachtet hätte, würde die Überzeugung gewonnen haben, Reef erlebe die größte Überraschung seines Lebens.
    »Das sind ja ganz erstaunliche Dinge, die ich da lese!« ließ er sich vernehmen.
    »Nie vorher gesehen?«
    Die Frage kam wie ein Peitschenknall.
    »Wie sollte ich das gesehen haben? Es war doch an Frensham gerichtet. Das war eine von seinen Merkwürdigkeiten. Er haßte jede Unannehmlichkeit ... Das ist eine höchst ernste Angelegenheit .«
    »Sie haben es also nie vorher gesehen?« fragte Tony wieder sehr betont.
    Ein heißes Rot Überzug Julians Stirn.
    »Zum Teufel, was wollen Sie eigentlich?« fragte er. »Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, daß ich diesen Bericht niemals gesehen habe, oder glauben Sie etwa, ich würde meine Hand dazu bieten, daß so etwas unterdrückt wird?«
    Tony biß sich nachdenklich auf die Lippen, seine Augen hielten den anderen fest im Bann.
    »Vor einigen Monaten, nach dem Tod des Sachverständigen, wurde von der Gesellschaft ein Bericht mit der Unterschrift dieses Mannes herausgegeben. Wer gab ihn heraus?«
    Julian überlegte rasch. Hier durfte er nicht lügen. Diese Tatsachen waren zu leicht nachzuprüfen.
    »Haben Sie das fragliche Dokument gesehen?«
    »Ich gab ihn heraus«, gestand er kühn.
    Wieder überlegte Reef.
    »Ja«, antwortete er.
    »Haben Sie das Original des Berichts, in dem der Ingenieur bekundet, daß die Aussichten der Quellen niemals besser gewesen seien - dieses Berichts, den Sie ja veröffentlicht haben?«
    Eiskalt erwiderte Julian:
    »Nein, ich besitze das Original nicht. Man schickte es mir, ich ließ es abschreiben. Meine Abschrift übersandte ich dem Drucker. Anscheinend hat Frensham ...«
    »Wollen Sie etwa andeuten, daß Frensham einen gefälschten Bericht herausgegeben und die Wahrheit über diese Quellen unterdrückt hat?« Und da Reef die Antwort schuldig blieb, fuhr Braid unerbittlich fort: »Sie kannten Frensham weit besser als ich. Hat er jemals einen Gaunerstreich oder einen Betrug verübt? Halten Sie ihn für fähig, die Öffentlichkeit mit Überlegung und Tücke zu beschwindeln?«
    Julian zuckte die Achseln. »Was weiß ich!« sagte er. »Natürlich war er ein anständiger Mensch, aber wer kann anderen ins Herz sehen? Das einzige, was ich bestimmt von dieser Sache weiß, ist, daß dieser Bericht mir nie zu Augen gekommen ist. Aber den anderen Bericht, den der Ingenieur unterzeichnet hat, der die günstigen Aussichten der Quellen schilderte, den habe ich gesehen. Und sicher hatte der Ingenieur recht gewichtige Gründe, wenn er

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